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stadtblatt Jahresrückblick 2017 3 OB-INTERVIEW Umweltamtsleiter und Umweltde- zernent gearbeitet. Die Städte von morgen müssen noch mehr für eine nachhaltige Entwicklung tun. Das bedeutet: Weniger Ressourcen zu verbrauchen, auf umweltfreundliche Energieträger umstellen, umwelt- freundliche Mobilität ermöglichen. Das Interessante ist, dass wir gerade dadurch viele Arbeitsplätze schaffen, weil wir Strukturen vor Ort stärken. Alle betonen, wie wichtig heute Bildung ist. Macht Heidelberg hier genug? Würzner Als Vater von vier Kin- dern weiß ich, wie wichtig das ist. Eine gute qualifizierte Ausbildung ist die Grundlage für alles. Wir haben in den letzten neun Jahren über 200 Millionen Euro allein in die Schulmodernisierung gesteckt. Wir geben jedes Jahr über 100 Millionen für den Bereich Kinder und Jugend- liche aus. Wir haben eine sehr um- fassende Kinderbetreuung, für viele Eltern bald sogar kostenlos.Wir bie- ten Schulsozialarbeit und Deutsch- sprachförderung an allen Schulen an. Die Bertelsmann-Stiftung hat uns bescheinigt, dass wir der beste Schulstandort in ganz Deutschland sind. Wir haben die geringste Ab- brecherquote bundesweit. Das zeigt, dass wir auf dem richtigenWeg sind. Heidelberg hat begonnen, mit dem soge- nannten Sicherheitsaudit alle Schulwege zu überprüfen.Wo steht die Stadt hier? Würzner Wir gehen das Thema so gründlich wie nur irgend möglich an. Das hat bislang keine andere deutsche Stadt gemacht. Der Gut- achter hat in drei Stadtteilen 700 Ge- fahrenstellen aufgezeigt. Etwa zwei Drittel können wir mit einfachen Mitteln beheben, da muss man Mar- kierungen erneuern oder Hecken zurückschneiden. Aber es gibt auch viel komplexere Situationen. Das setzt ein Miteinander voraus und wir stellen leider fest, dass wir noch stärker regulativ eingreifen müssen, weil sich nicht alle an die Regeln halten. Das betrifft nicht nur Auto- fahrer, sondern auch Radfahrer und speziell den Zulieferverkehr in die Innenstädte. Das ist ein immer grö- ßer werdendes Thema. Patrick-Henry-Village als digitaler Zukunftsstadtteil Auf Patrick-Henry-Village soll eine Smart City mit internationalem Modellcharak- ter entstehen. Derzeit ist dort allerdings noch das Ankunftszentrum des Landes. Würzner Wir haben das Thema Menschen auf der Flucht von An- fang an sehr aktiv unterstützt und haben einer befristeten Nutzung zugestimmt. Wir brauchen jetzt die klare Aussage des Landes, wie es ab Frühjahr weitergeht. Wir haben die Bereitschaft, einen Übergang zu er- möglichen. Aber das ist nur möglich, wenn wir wissen, wann der Umzug abgeschlossen sein wird. Wir brau- chen diese Fläche dringend.Sie ist die einzige Entwicklungsfläche für über 10.000Menschen,die dortWohnraum suchen.Das Land hat uns zugesichert, dass es uns nicht hängen lässt. Welchen Stellenwert hat die Entwicklung von Patrick-Henry-Village beim Thema Digitalisierung? Würzner Patrick-Henry-Village soll für uns der digitale Zukunftsstadtteil werden. Wir haben dort gemeinsam mit der IBA, mit internationalen Ar- chitekten und der Bürgerschaft ein Zukunftsmodell entwickelt, das der Gemeinderat als Masterplan für die weitere Planung beschlossen hat. Dort kommen alle digitalenAngebote zusammen,von autonomen Fahrzeu- gen über intelligente Energieversor- gung bis zu modernsten Kommuni- kationsstrukturen. Dabei hilft uns auch sehr unsere Partnerschaft mit den IT-Hochburgen Palo Alto in den USA und Hangzhou in China. Palo Alto ist seit diesem Jahr Part- nerstadt Heidelbergs. Was haben die Heidelberger davon? Würzner Ganz direkt profitieren zum Beispiel Schülerinnen und Schüler, die an gemeinsamen Pro- grammen teilnehmen. Wir schau- en uns in Palo Alto außerdem viele Ideen ab. Zum Beispiel, wie man die Gründung von Unternehmen fördern kann. Oder was man im Be- reich E-Mobilität machen kann.Um- gekehrt sind die Amerikaner an un- serer Bürgerbeteiligung interessiert. Und sie wundern sich, wie man es schafft, dass so viele Menschen mit dem Rad zur Arbeit fahren. Alles in allem: ein gutes Jahr für Heidel- berg? Würzner Ja, es war insgesamt ein erfolgreiches Jahr. Allerdings bin ich besorgt, wie leichtfertig eini- ge Menschen sich von Europa und unseren demokratischen Werten verabschieden wollen. Wir haben in Deutschland ein tolles System: Es gibt beispielsweise bundesweit über 700 Stadtwerke, die uns zuverlässig mit Energie versorgen, unabhängig von internationalen Energiekonzer- nen.Das ist weltweit fast einzigartig. Wir haben mit den Sparkassen und Volksbanken unser lokales, regio- nales Bankenwesen; das Geld bleibt also in der Region – das ist eben- falls weltweit fast einzigartig. Dazu kommt ein gut ausgebautes Sozial- system. Aber wir sind auf einem sehr gu- ten Weg und können uns glücklich schätzen, dass wir in einem friedli- chen Europa, in einem friedlichen Land und einer friedlichen Stadt le- ben, die so viel Internationalität, so viel Kultur und Kreativität bietet. Der Jahresrückblick des Oberbürgermeis- ters ist auch als Gespräch mit dem Jour- nalisten Bert Siegelmann im Internet zu sehen. „Jetzt müssen wir nicht das Notwen- digste flicken, sondern können die Stadthalle zu einem Konzert- und Kulturhaus für alle Bürger weiter- entwickeln.“ ( Entwurf Waechter und Waechter) „Eine gute Ausbildung ist die Grundlage für alles.“ ( Foto Dorn)

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