Stadtentwicklung

Forum „Wissen schafft Stadt“ als Impulsgeber

Die Suche nach Heidelbergs zukünftiger Identität könnte in eine „Internationale Bauausstellung“ münden

Heidelberg ist eine Stadt der Wissenschaften, und das seit Gründung der Universität vor 625 Jahren.

Jung, lebendig, weltoffen: Dieses positive Image verdankt Heidelberg auch den vielen Studenten
Jung, lebendig, weltoffen: Dieses positive Image verdankt Heidelberg auch den vielen Studenten. (Foto: Rothe)

Dies hatte prägende Auswirkungen auf die Stadtentwicklung: Die alten Uni-gebäude vor allem in der Altstadt, aber auch in Bergheim, geben diesen Stadtteilen eine besondere Mischung. Studenten, Professoren und Wissenschaftler schaffen die Atmosphäre einer Wissenschaftsstadt. Lebendigkeit und Weltoffenheit verdankt Heidelberg vor allem den vielen jungen Menschen, die zum Studieren hierher kommen.

Mittlerweile haben sich viele weitere wissenschaftliche Einrichtungen angesiedelt, auch außerhalb der bestehenden Stadtstruktur: vom EMBL auf dem Königstuhl über die Max-Planck-Institute bis ins Neuenheimer Feld. Wie die Wissenschaftsstadt von morgen aus-sehen kann, ist beispielhaft am Campus Bahnstadt abzulesen, der gerade entsteht. Dort sollen – Stichwort „Stadt der kurzen Wege“ – Stadtgesellschaft und Wissenschaft wieder neu verknüpft werden. Damit ist bereits eine mögliche Perspektive als europäische Wissenschaftsstadt beschrieben: Beziehungen schaffen und Lebenswelten verknüpfen. Für die Stadt Heidelberg bedeutet dies eine Querschnittsaufgabe, vom Städtebau bis zur Kinderbetreuung, von Umwelt und Verkehr bis zum kulturellen Angebot.

Wie man diese Perspektive gemeinsam entwickeln kann, darüber will das Forum „Wissen schafft Stadt“, eine Veranstaltungsreihe von Stadt und Universität, mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutieren. Es geht darum, wie Wissenschaft und Forschung sowie Baukultur und Stadtbild auch in Zukunft gemeinsam als urbane europäische Wissenschaftsstadt entwickelt werden können. Zudem wird hinterfragt, wie man für eine hohe Lebensqualität mit kulturellen, sozialen und Bildungsangeboten sorgen kann, die Heidelberg auch weiterhin zu einem attraktiven Arbeits- und Wohnort machen. Dazu gehört auch der gemeinsame Lernprozess von Wissenschaft und Stadtgesellschaft mit neuen Formen intensiver Kooperation.

Gut möglich, dass diese Diskussionen in eine „Internationale Bauausstellung“ münden (siehe Infokasten). Sie könnte viele Facetten der Stadtentwicklung in der Wissensgesellschaft beleuchten und eine Entwicklungsperspektive für Heidelberg als europäische Wissenschaftsstadt beschreiben.

Nächstes Forum

Über „Stadtraum und Stadtidentität – Städtebauliche Perspektiven“ spricht Prof. Christa Reicher am 21. Juni, 18 Uhr, öffentlich in der Hebelstraße 9. Weitere Informationen: www.heidelberg.de/wissen-schafft-stadt.

Was ist eine IBA?

Eine „Internationale Bauausstellung“ (IBA) ist ein angesehenes Instrument der Stadtentwicklung und des Städtebaus, um in vielen gesellschaftlichen Bereichen Impulse zu setzen. Inhalt und Ziele können frei definiert werden.

„Profil der europäischen Wissenschaftsstadt entwickeln“

Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner: „Wo will Heidelberg in zehn Jahren stehen? Eine Frage, die viel diskutiert wird. Wie kann man eine solche Diskussion strukturieren? Eine „Internationale Bauausstellung“ könnte ein gutes Navigationsgerät sein, um den Zukunftsweg Heidelbergs zu beschreiben, um Kräfte zu bündeln und Prioritäten zu setzen. Ich verstehe dies als eine Aufgabe, die alle Bereiche der Stadtpolitik und -verwaltung tangiert. Dabei sollte es aber um mehr gehen, als ‚„Stärken zu stärken“‘. Bei der Weiterentwicklung einer sozialen und nachhaltigen Wissenschaftsstadt ist eine Balance zwischen ökologischer Qualität, wirtschaftlicher Dynamik, baukultureller Qualität, kreativen Stadträumen und sozialem Ausgleich herzustellen – kurz: es ist ein neues Profil der europäischen Wissenschaftsstadt zu entwickeln.“

„Spitzenposition als Wissenschaftsstadt behalten“

Erster Bürgermeister Bernd Stadel: „Heidelberg ist eine Stadt, die sich vor allem im Wissenschaftsbereich rasant entwickelt. Damit wir unsere Spitzenposition als europäische Wissenschaftsstadt auch behalten, sollten wir eine breite stadtgesellschaftliche Diskussion beflügeln. Das Format einer „Internationalen Bauausstellung“ ist dafür hervorragend geeignet. Dabei sollte es auch um die Frage gehen, wie Bau- und Wissenschaftskultur zueinander stehen. Mit welcher Art des Städtebaus und der Architektur kann es gelingen, Barrieren zu überwinden und Kreativität zu fördern? Wie kann sich innovatives Bauen integrieren in gewachsene Stadtstrukturen? Klar ist, dass Bauen nicht um des Bauens willen stattfindet, sondern den Rahmen bietet, in dem sich eine innovative und dynamische Wissenschaftsstadt entwickeln kann.“

„Mehr mit dem Pfund der europäischen Stadt wuchern“

Bürgermeister Dr. Joachim Gerner: „Aus meiner Sicht könnte Heidelberg weit mehr als bisher mit dem Pfund der europäischen Stadt wuchern und die Dynamik der Wissensgesellschaft für die Stadtentwicklung nutzen. Zur Profilentwicklung braucht es ein starkes Instrument, das sowohl Lernprozesse in der Stadtgesellschaft als auch Themen des Städtebaus anspricht. Eine IBA kann ein solches Instrument sein, wobei sie nicht nur ein Bauthema ist, sondern die Stadt der Wissenschaft mit vielen konkreten Projekten voranbringen kann – von ethischen Fragen über Kultur und Kunst im öffentlichen Raum bis zur Kreativwirtschaft. So ist etwa eine eigenständige Kulturplattform im Rahmen einer IBA erforderlich, um den produktiven Zusammenhang zwischen Kulturförderung und Stadtentwicklung zu aktivieren.“

„In der Liga weltweit angesehener Universitätsstandorte“

Bürgermeister Wolfgang Erichson: „Die Zukunft Heidelbergs sehe ich als europäische Wissensstadt, die die schon bestehende Internationalität nutzt, um modellhaft vorzuführen, wie Menschen aus 128 Nationen zusammenleben. Nicht umsonst sprach schon Karl Jaspers von ‚„der Welt in einer Stadt“‘. Mit dem Wachsen der Wissenschaftsstadt wird auch die Internationalität zunehmen. Das macht es beispielsweise notwendig, mehrsprachige Kindergärten und Schulen zu schaffen und für die Familien der hier arbeitenden ausländischen Wissenschaftler ein Klima zu schaffen, das ihren Ansprüchen entspricht. Besonders dank der wachsenden Dichte führender Biotech-Forschungseinrichtungen kann Heidelberg seinen Platz in der Liga weltweit angesehener Universitätsstandorte wie Cambridge, Oxford, Harvard oder Yale behaupten.“