Stadt & Leute

Schüler treffen Friedensnobelpreisträger

Aus ihrer eigenen Perspektive berichten Heidelberger Schüler von ihren Erfahrungen bei der Konferenz der Friedensnobelpreisträger in Rom

Rom, Kapitol, 13. Dezember 2007, 11 Uhr, Promoteca Hall, Pressekonferenz zum Abschluss der 8. Weltversammlung der Friedensnobelpreisträger.

Die Heidelberger Schüler/innen bei der Konferenz in Rom. Im Vordergrund die Friedensnobelpreisträger Mairead Corrigan Maguire (r.) und Muhammad Yunus (3.v.r.) sowie der Musiker Bob Geldof (2.v.r.). (Foto: Buck)
Die Heidelberger Schüler/innen bei der Konferenz in Rom. Im Vordergrund die Friedensnobelpreisträger Mairead Corrigan Maguire (r.) und Muhammad Yunus (3.v.r.) sowie der Musiker Bob Geldof (2.v.r.). (Foto: Buck)

Friedensnobelpreisträgerin Mairead Corrigan Maguire ergreift das Wort und fordert eine Gruppe Heidelberger Schüler auf, zu den versammelten Nobelpreisträgern auf das Podium zu kommen. Schließlich stehe die zu Ende gehende Tagung doch unter dem Motto „The Next Generation“, und gerade die Heidelberger Schülergruppe gebe mit ihrer in den frühen Morgenstunden der letzten Nacht fertiggestellten deutschen Übersetzung der „Charta für eine Welt ohne Gewalt“ ein bemerkenswertes Beispiel dieser Generation, Arbeit und Engagement der Friedensnobelpreisträger zu unterstützen. „Deshalb bitte ich euch, zu uns nach vorne zu kommen und den ersten Satz der Charta in der von euch angefertigten deutschen Übersetzung vorzutragen!“

Doch wie kam es zu dieser für uns Schüler ebenso überraschenden wie motivierenden Geste der Anerkennung? Während der 7. Weltversammlung der Friedensnobelpreisträger Ende 2006 entwarfen diese eine erste Fassung einer Charta für eine Welt ohne Gewalt. Diese hatte eine Gruppe des Heidelberger Schüler-Friedens-Büros im Internet entdeckt. Beeindruckt vom Inhalt beschlossen sie, diesen Text mit fachlicher Unterstützung des Englischen Instituts ins Deutsche zu übersetzen. Die fertige Übersetzung wurde dann nach Rom geschickt. Nachdem sich daraus eine Kooperation zwischen Schule, Schüler-Friedens-Büro und dem Sekretariat in Rom entwickelte – von dort wurden uns die jeweiligen Arbeitsversionen zur Einarbeitung in unsere Übersetzung zugeschickt – war die Freude riesig, als uns die Einladung zur Teilnahme einer Heidelberger Schülerdelegation an der 8. Weltkonferenz der Friedensnobelpreisträger erreichte. Bot sich damit doch die einmalige Chance, unseren Horizont zu erweitern, neue Standpunkte zu erfahren und unsere Stimme bei der Konferenz mit einzubringen. So erhielten wir etwa die Möglichkeit, dass zwei Mitglieder unserer Gruppe, Jacob Romer und Pedro Bustamante, einige aus unserer Sicht noch offene Fragen zu den dort angesprochenen Themen in die Debatte einbringen konnten.

Trotzdem müssen wir zugeben, dass wir uns eine noch größere Möglichkeit zur Partizipation erhofft hatten. Der offizielle Rahmen vor Ort vermittelte den Eindruck, dass nicht viel Interesse an einer echten Partizipation Jugendlicher besteht. In den direkten Gesprächen mit den Delegierten konnten wir jedoch erfahren, dass dieses Interesse auf persönlicher Ebene in ganz großem Maße vorhanden ist. Aber auch, dass es „noch Neuland“ ist, Jugendliche organisatorisch einzubinden. Dabei ist die Offenheit, mit der uns gegenüber beides benannt wurde, für uns echtes Zeugnis für den vorhandenen Willen zur stärkeren Beteiligung Jugendlicher.

Insbesondere enttäuschte uns, dass die von uns mit großer Spannung erwartete Diskussion zur endgültigen Version der Charta hinter verschlossenen Türen geführt wurde. Daher freute es uns umso mehr, als wir spät in der Nacht in der Lobby des Hotels die Diskussion um den „Feinschliff“ verfolgen konnten und kritische Fragen von uns in die endgültige Formulierung einflossen.

Vor diesem Hintergrund freuten wir uns natürlich ebenso darüber, dass unsere „jugendlichen“ Beiträge als „sehr präzise und durchdacht“ anerkannt wurden, wie über die Zusage, dass für die Konferenz im nächsten Jahr eine Art runder Tisch mit Jugendlichen geplant ist. Wir sind gespannt, was daraus wird und ob dort erneut Vertreter unserer Gruppe teilnehmen können.

Die Möglichkeit zur Teilnahme an der Konferenz war für uns ein Zeichen der Anerkennung und machte uns deutlich, dass unser Engagement Erfolge mit sich bringt und dass wir als Gemeinschaft in der Lage sind, Pionierarbeit für mehr Jungendpartizipation zu leisten. In diesem Sinne wollen wir die eingeschlagene Richtung konkreter verfolgen und gezielt auf die mögliche Teilnahme an der nächsten Konferenz in 2008 hinarbeiten.

Muhammad Yunus, Friedensnobelpreisträger von 2006, inspirierte uns mit dem überzeugenden Aufruf, dass auch im Engagement für eine friedliche und gerechte Zukunft nur dort eine Gemeinschaft entstehen kann, wo es eine gemeinsame Vision gibt: „Ihr alle habt eure eigenen persönlichen Visionen. Was aber ist eure Vision für eure gemeinsame Zukunft ?“

Ein schulübergreifendes Netzwerk zur Übersetzung der Charta in weitere Sprachen ist für uns ein erster konkreter Schritt für unsere gemeinsame Vision einer gerechteren und gewaltfreien Welt. Wir wollen dadurch den Aufruf der Friedensnobelpreisträger über die Schulen weiter verbreiten und damit Interesse und Verständnis wecken für die Notwendigkeit gemeinsamen friedenspolitischen Handelns, um eine für alle Menschen gerechtere Zukunft möglich zu machen.

(Die Übersetzung der Charta für eine Welt ohne Gewalt findet man unter www.s-f-b.org/nfp. Es berichteten: Pedro Bustamante, Marie Dikpor, Katharina Michaels, Kahwe Mohammady, Leila Mousavi, Nele Rudolf, Simona Schliessler und May Warsberg.)

Nobelpreisgipfel

Bereits zum achten Mal fand in Rom vom 13. bis 15. Dezember die Weltversammlung der Friedensnobelpreisträger statt. Seit 1999 treffen hier Friedensnobelpreisträger mit Vertretern aus Kultur, Wissenschaft und Politik zusammen, um sich über Lösungsansätze für Probleme wie Armut, Krieg und Gewalt auszutauschen. Dazu haben sie bereits 2006 eine „Charta für eine Welt ohne Gewalt“ entworfen, die nun in ihrer endgültigen Fassung beschlossen wurde. Die letztjährige Konferenz stand unter dem Motto „Die nächste Generation“. Teilnehmer der Versammlung waren diesmal unter anderem der Dalai Lama, Michail Gorbatschow, Lech Walesa und Muhammad Yunus.

Schüler-Friedens-Büro

Ende 2005 beschlossen Heidelberger Schüler der „Aktion Völkerrecht“, ein Forum für alle Heidelberger Schüler zu bilden, die sich für eine gerechte und friedliche Zukunft engagieren wollen. Das Schüler-Friedens-Büro ist auch Treffpunkt der im Januar 2006 erstmals an Heidelberger Schulen gewählten Schülerfriedensbeauftragten. Diese gibt es an folgenden Schulen: Bunsen-Gymnasium, Elisabeth-von-Thadden-Gymnasium, Englisches Institut, Helmholtz-Gymnasium, Hölderlin-Gymnasium, Internationale Gesamtschule Heidelberg, Kurfürst-Friedrich-Gymnasium, Marie-Baum-Schule, St. Raphael-Gymnasium, freie Waldorfschule Heidelberg und Willy-Hellpach-Schule. Wer selbst am friedenspolitischen Engagement interessiert ist, kann sich gerne unter mascha.hake@c-un.org oder bei den Friedensbeauftragten seiner Schule melden. Weitere Infos unter www.s-f-b.org/.

Unterstützung

Die Reise zu der Konferenz in Rom konnte nur mittels Spenden finanziell ermöglicht werden. So haben Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner und Gerda Tschira sowie SAS und die European Life Scientist Organization (ELSO) mit Spenden die Fahrt mitfinanziert.