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6 7 stadtblatt  / 17. Juli 2019 stadtblatt  / 17. Juli 2019 VERLAGERUNG BETRIEBSHOF VERLAGERUNG BETRIEBSHOF Sichere Option für ÖPNV-Ausbau Die Argumente für ein „Nein“ am 21. Juli D er Gemeinderat hat es sichnicht leicht gemacht: Über vier Jahre lang hat er Standorte für einen neuen Betriebshof der rnv verglichen. Über vier Millionen Euro wurden bereits in die Planungen gesteckt. Im Feb- ruar 2017 hat der Gemeinderat fast einstimmig die Auswahl auf zwei Standorte begrenzt: das aktuelle Be- triebsgelände und den Großen Och- senkopf. Am 20. Dezember 2018 ent- schied sich schließlich eine breite Mehrheit für die Verlagerung auf den Großen Ochsenkopf und eine städ- tebauliche Neuentwicklung am Alt- standort an der Bergheimer Straße. › › 46 statt heute 33 Bahnen: Heidel- berg baut seit Jahren sein Straßen- bahnnetz aus und braucht deshalb einen größeren Betriebshof. Auf dem Großen Ochsenkopf finden 40 Prozent mehr Straßenbahnen Platz – 46 statt heute 33 Bahnen. Das reicht für alle bestehenden Aus- baupläne – inklusive neuer Stra- ßenbahnlinien Richtung Schwet- zingen und ins Neuenheimer Feld. › › Großer Park, 140 bezahlbare Mietwohnungen: Am derzeitigen Standort des Betriebshofs würde ein rund 12.500 Quadratmeter gro- ßer Park entstehen – das ist größer als die Schwanenteichanlage. Zu- dem würden dort mindestens 140 bezahlbare Mietwohnungen im GGH-Eigentum gebaut. Beide Maß- nahmen hat der Gemeinderat be- reits beschlossen. ›› Höchste ökologische Kriterien: Der neue Betriebshof erhält unter anderem ein begrüntes Dach, das Lebensraum für Tiere und Pflanzen bietet. Ein Klimagutachten hat ge- zeigt, dass die Maßnahmen am Alt- standort „mindestens ausreichend“ sind, um die Auswirkungen einer Bebauung des Ochsenkopfs zu kom- pensieren. Das Verschwinden der „Hitzeinsel Betriebshof“ hätte posi- tive Effekte auf dasWohnumfeld. ›› Lage mitten im Netz: Der Große Ochsenkopf liegt zentral und ver- fügt über einen Gleisanschluss – es fallen also wenige Leerkilo- meter an und es müssen nicht jahrelang Grundstücke für einen Trassenbau angekauft oder gar enteignet werden. Das Gelände selbst gehört der Stadt und ist als Gewerbefläche ausgewiesen. tir Entwurf des neuen Betriebshofs mit begrüntem Dach auf dem Großen Ochsenkopf. ( Visualisierung Darstellungsart Wust) Viele Standorte in mehreren Stadtteilen untersucht Für Verlagerung nur Ochsenkopf geeignet S tadt und rnv haben viele Stand- orte für einen neuen Betriebs- hof untersucht. Ergebnis: Der Große Ochsenkopf bietet als einzige Flä- che die Chance, jetzt den Bau eines größeren Betriebshofs anzugehen. Daneben gibt es noch die Möglich- keit eines Umbaus am Altstandort. Dort stehen aber weniger Kapazitä- ten für Busse und Bahnen zur Ver- fügung, die Arbeiten bei laufendem Betrieb wären sehr komplex und für eine Erweiterung müsste das Krea- tivwirtschaftszentrum Dezernat 16 weichen. Zur neu in die Diskussion einge- brachten Recyclinghof/Speyerer Straße sagt Erster Bürgermeister Jür- gen Odszuck: „Das ist eine Wunsch- vorstellung mit zahllosen Fragezei- chen und Unwägbarkeiten.Hier liegt kein Gleis. Es ist heute völlig unklar, wo künftig eine Trasse nach Pa- trick-Henry-Village verlaufen kann. Und wohin soll dann der Recycling- hof verlagert werden?“ Zu den weiteren Standorten die un- tersucht wurden: Neuer Messplatz in Kirchheim ›› Fläche zu klein ›› Nähe Wohnbebauung Airfield ›› Heute kein Straßenbahnanschluss ›› Selbst bei Gleisbaumehr als 150.000 Leerkilometer pro Jahr ›› Gleisbau verschlingt landwirt- schaftliche Flächen ›› Gemeinderat hat Bau ausgeschlos- sen wegen Landwirtschaftspark Ehemalige Paketpost ›› Fläche zu klein,Tieflage DB-Grundstücke im Bereich Pfaffen- grund und Wieblingen ›› Flächen zu klein ›› Kein Straßenbahnanschluss Bahnstadt, südlich der DB-Gleise ›› Standort nicht mehr verfügbar Rohrbach-Süd, südlich der Haltestelle ›› Fläche zu klein,Hanglage Pfaffengrund, Stadtwerkegelände ›› Standort steht nicht mehr zur Ver- fügung Wieblingen, Gewann Eselsbuckel ›› Kein Straßenbahnanschluss ›› Über 150.000 Leerkilometer/Jahr red Erster Bürger- meister Jürgen Odszuck: „Wir werben für ein „Nein“ am 21. Juli – denn damit wird der Betriebshof auf den Großen Ochsenkopf verlagert. Das ist heute der einzig realistische Standort für eine Verlagerung. Alle anderen Optionen wurden ausgeschlossen oder sind allenfalls Wunschvor- stellungen ohne eine seriöse planerische Grundlage. “ Martin in der Beek, rnv-Ge- schäfts- führer: „Der geplante Betriebshof auf dem ‚Großen Ochsenkopf‘ ermöglicht es uns,den Heidelberger ÖPNV fit für die nächsten Jahrzehn- te zu machen.Wer das Klima schützenwill,muss heute damit anfangen,nicht erst in 10 oder 15 Jahren.Jetzt besteht die Chance,den Grundstein für einen nach- haltigenAusbau des ÖPNV in Heidelberg zu legen.Gemein- sammit Ihnen,unseren Kunden und Fahrgästen, könnenwir damit das Stadt- klima konsequent schützen.“ „Ochsenkopf der einzig realistische Standort“ „Brauchen jetzt eine Entscheidung“ Oberbürgermeister Würzner wirbt dafür, Ausbau des Nahver- kehrs jetzt anzugehen Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner Herr Oberbürgermeister, was passiert, wenn eine Mehrheit gegen die Verlage- rung auf den Ochsenkopf stimmt? Prof. Dr. Eckart Würzner: Die rnv müsste sich darauf einrichten, noch mindestens zehn bis 15 Jahre am bisherigen Standort zu bleiben und kurzfristige Sanierungsmaßnahmen starten. Und der Gemeinderat müss- te entscheiden: Holen wir die alten Planungen zu Sanierung und Neubau an der Bergheimer Straße wieder he- raus? Oder fangen wir mit der Stand- ortsuche wieder bei null an? So oder so: Der ÖPNV-Ausbau wäre für lange Zeit blockiert. Was bedeutet das konkret? Prof. Würzner: Wir könnten keine neuen Linien oder Taktverdichtun- gen angehen – weil wir im alten Be- triebshof nicht den Platz für die nöti- gen Bahnen haben. Schon der Erhalt des heutigen Niveaus wird für die rnv zu einer immer größeren Herausfor- derung, denn der alte Betriebshof ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Ich sehe durchaus Risiken für die Quali- tät der ÖPNV-Versorgung in Heidel- berg. Daher hoffe ich, dass wir den Beschluss des Gemeinderats zur Ver- lagerung des Betriebshofs auf den Großen Ochsenkopf umsetzen dür- fen. Der Preis ist aber die Bebauung einer heu- te unversiegelten Fläche. Prof. Würzner: Ja, das ist richtig. Keiner hat sich diese Entscheidung leicht gemacht.Der Gemeinderat hat über vier Jahre intensiv Alternativen geprüft und das Raster immer weiter verfeinert. Übrig geblieben sind das Gewerbegebiet Großer Ochsenkopf oder die Sanierung amAltstandort.Im Februar 2017 hat sichder Gemeinderat fast einstimmig dafür entschieden, nur noch diese beiden Optionen zu verfolgen. Und am Ende gab es einen Paketbeschluss, der die ökologischen und bioklimatischen Konsequenzen besonders berücksichtigt hat. Inwiefern? Prof. Würzner: Der Beschluss sagt zum einen,dass der neue Betriebshof nach höchsten ökologischen Krite- rien gebaut wird und unter anderem ein begrüntes Dach bekommt. Dazu kommen weitere Ausgleichsmaß- nahmen, die Tieren und Pflanzen Le- bensraum bieten. Zum anderen wird der Altstandort großflächig entsie- gelt – dort entsteht ein großer Park. Daneben bleibt noch Platz für neuen und bezahlbaren Wohnraum. Wir haben auch ein Klimagutachten ma- chen lassen, das im Ergebnis das Vor- haben stützt. Möchten Sie noch eine Wahlempfehlung abgeben? Prof. Würzner: Ich würde mir eine hohe Wahlbeteiligung wünschen, denn es geht hier wirklich um eine Schlüsselmaßnahme für unsere Stadt. Ich selbst argumentiere für ein „Nein“ am 21. Juli. Aber jetzt hat die Bürgerschaft das Wort. Es wur- de sachlich und fair gestritten. Ich sehe Meinungsverschiedenheiten, aber keine Gräben in der Stadtgesell- schaft. Und das ist positiv. tir So könnte die neue grüne Mitte in Bergheim aussehen. ( Visualisierung GDLA) Ablauf des Bürger- entscheids am 21. Juli Zwischenergebnisse ab 18 Uhr im Rathaus Bürgerinnen und Bürger können die Auszählung beim Bürgerent- scheid am 21. Juli auf der Homepage der Stadt unter www.heidelberg.de/ wahlen oder im Neuen Sitzungssaal des Rathauses,Marktplatz 10, verfol- gen. Das Amt für Stadtentwicklung und Statistik wird dort ab 18 Uhr live über die Zwischenergebnisse aus den Stadtteilen informieren. Rund 111.000 Wahlberechtigte Zur Wahl aufgerufen sind rund 111.000 Wahlberechtigte. Die Frage auf den amtlichen Stimmzetteln lau- tet: „Sind Sie dafür, dass auf den ge- genwärtig als Grünflächen genutzten Bereichen des Großen Ochsenkopfes kein RNV-Betriebshof gebaut wird?“ Die Wahllokale sind am 21. Juli von 8 bis 18 Uhr geöffnet. In der Wahlbe- nachrichtigung sind Wahlbezirk und Wahlraum angegeben, in dem die/der Wahlberechtigtewählen kann. Alle Briefwahlanträge, die bis Frei- tag, 19. Juli, 18 Uhr, online, schriftlich oder per Fax bei der Wahldienststel- le der Stadt eingehen, werden be- arbeitet. Die Wahldienststelle in der Bergheimer Straße 69 ist zu diesem Zweck am 19. Juli bis 18 Uhr geöffnet. Die Wahlunterlagen werden über die Deutsche Post verschickt. red www.heidelberg.de/wahlen Tag der offenen Tür bei der rnv Führung durch den Betriebshof am 20. Juli Die rnv öffnet am Samstag, 20. Juli, zwischen 9 und 12 Uhr dieTore des al- ten Betriebshofes in der Bergheimer Straße 155 für die Heidelberger Bevöl- kerung. Unter fachkundiger Leitung haben interessierte Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, sich vor Ort von den schwierigen Bedingun- gen am derzeitigen Alt-Standort des rnv-Betriebshofes zu überzeugen und abgefahrene Gleise, zugeschüt- tete Gruben und die beengten Ver- hältnisse selbst in Augenschein zu nehmen. Die rnv informiert zudem über die Anforderungen an einen modernen Betriebshof, wie ihn Hei- delberg in Zukunft brauchen wird. Treffpunkt ist die Pforte Ecke Berg- heimer Straße/Karl-Metz-Straße. Die Positionen und Argu- mente der Stadtverwaltung und der Rhein-Neckar-Ver- kehr GmbH (rnv) für eine Verlagerung des Betriebshofs auf den Großen Ochsenkopf stehen gebündelt im Internet unter: www.heidelberg.de/ bürgerentscheid Die Positionen undArgumen- te der Bürgerinitiative „Bünd- nis Bürgerentscheid Klima- schutz Heidelberg“ gegen die Verlagerung des Betriebshofs auf den Großen Ochsenkopf sind zu finden unter www.klimaschutz- grosser-ochsenkopf.de Wo erfahre ich mehr?

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