Verkehr
Der Nahverkehr muss effizienter werden - RNV will Angebot
Am heutigen Mittwoch um 17 Uhr wird im Rathaus das Optimierungskonzept für Busse und Bahnen vorgestellt
Die Heidelbergerinnen und Heidelberger machen vom Angebot des öffentlichen Nahverkehrs regen Gebrauch. Im Durchschnitt nutzt jede/jeder die Bahnen und Busse der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) 220 Mal pro Jahr. Damit ist Heidelberg zwar noch ein Stück weit vom Freiburger Spitzenwert (318) entfernt, liegt aber in der hiesigen Metropolregion vor Mannheim mit 204 Fahrten und Ludwigshafen mit 187 Fahrten.
Ein von der RNV in Auftrag gegebenes Gutachten der Karlsruher Transport Technologie Consult Dr.-Ing. Udo Sparmann am Mittwoch, 24. November, um 17 Uhr im Rathaus öffentlich vorstellen wird, zeigt aber auch: In Heidelberg fahren Busse und Bahnen besonders teuer. Heidelberg leistet sich das im Verhältnis zur Einwohnerzahl umfangreichste Fahrplanangebot. In Heidelberg fährt die RNV pro Einwohner und Jahr 36,6 Kilometer, in Ludwigshafen 27 und in Mannheim unter 25. Das schlägt sich deutlich bei den Kosten nieder; die Differenz der Betriebskosten zwischen Heidelberg und Ludwigshafen beträgt vier bis fünf Millionen Euro.
In Heidelberg sind Busse und Bahnen schlechter ausgelastet als in den beiden anderen Metropolen der Region. Ein Indikator dafür ist die Zahl der Kilometer, die gefahren wird, um tausend Personen zu befördern. In Mannheim sind es 122 Kilometer, in Ludwigshafen 144, in Heidelberg 166. Entsprechend unterschiedlich stellen sich die Erlöse dar: In Mannheim erlöst die RNV 5,67 Euro pro Nutzwagenkilometer, in Ludwigshafen 4,15 Euro, in Heidelberg nur 3,90 Euro. Die zu hohen Kosten einerseits und die zu geringen Einnahmen andererseits haben zur Folge, dass sich die Verluste der Stadtwerke-Tochter HSB in den kommenden Jahren voraussichtlich auf einem Niveau von rund 30 Millionen Euro pro Jahr bewegen werden.
„Verantwortlich mit "öffentlichen Finanzen umgehen"
Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner: „Wir müssen als Stadt verantwortlich mit öffentlichen Finanzen umgehen und deshalb prüfen, welche Möglichkeiten zur Kostensenkung auch im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs bestehen.“
Für Martin in der Beek, Technischer Geschäftsführer der RNV, ist „entscheidend, dass das bestehende Angebot für unsere Kunden unter Berücksichtigung der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen marktgerecht weiterentwickelt wird.“
In der Beek betont, dass das Heidelberger Liniennetz noch aus einer Zeit stammt, als es weder die S-Bahn noch die neuen längeren Straßenbahnen gab. In seinen Grundzügen geht das Heidelberger Netzkonzept auf die 70er Jahre zurück, als das Busnetz durch Einstellung von Straßenbahnstrecken neu geordnet wurde. In den letzten Jahrzehnten erfolgten kleinere Anpassungen aufgrund von Baugebieten sowie der Ansiedlungen von Dienstleistungsbetrieben. Ende 2006 wurde das Netz nach Eröffnung der Straßenbahnlinie 26 nach Kirchheim nochmals geringfügig angepasst.
Gutachter Sparmann wird Vorschläge unterbreiten, wie das Heidelberger Liniennetz fit für die Zukunft gemacht werden kann. Dazu gehört eine bessere Integration der S-Bahn-Haltepunkte in das städtische Nahverkehrsnetz und die Optimierung der Parallelverkehre zwischen Straßenbahn- und Buslinien. Es bestehe zudem ein zeitliches und räumliches Überangebot auf bestimmten Teilstrecken im Heidelberger Liniennetz.
Handlungsbedarf sieht der Gutachter zudem bei den Reisegeschwindigkeiten: Sie liegen in Heidelberg niedriger als in Ludwigshafen und Mannheim. Dadurch werden mehr Fahrer und Fahrzeuge benötigt und das Fahrgast-potenzial wird nicht ausgeschöpft.
Weitere Beratung in den Gremien
Nach der Vorstellung der Studie am 24. November werden mehrere städtische Ausschüsse und Beiräte über die Vorschläge zur Liniennetzoptimierung beraten, das Konzept wird ferner Gegenstand der Haushaltsberatungen für den Doppelhaushalt 2011/2012 sein. Bei optimalem Ablauf kann der Gemeinderat Mitte März 2011 das neue Konzept beschließen. Erste Umsetzungsschritte sind frühestens für Mitte 2011 geplant. (rie)
Präsentation im Rathaus
Am Mittwoch, 24. November, um 17 Uhr, stellt Dr.-Ing. Udo Sparmann das Gutachten zur Optimierung des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) dem Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss des Heidelberger Gemeinderates im neuen Sitzungssaal des Rathauses vor. Ebenfalls eingeladen sind die Mitglieder der Bezirksbeiräte, des Jugendgemeinderates, des Ausländerrates/Migrationsrates, des Beirates von Menschen mit Behinderungen sowie des Fahrgastbeirats. Die Sitzung ist öffentlich und kann per Videoübertragung auch im Großen Rathaussaal verfolgt werden. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen.
Die Studie im Internet
Weitere Informationen über das TTK-Gutachten sind im Internet unter www.heidelberg.de/gemeinderat zu finden, hier Sitzung des Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschusses am 24. November 2010 anklicken.