Stadt & Leute
UNESCO-Nachträge auf dem Weg nach Paris
Ergänzungen zum Welterbe-Antrag mit Beiträgen international renommierter Experten eingereicht
Oberbürgermeisterin Beate Weber unterzeichnete am 13. Januar einen über hundert Seiten starken Ergänzungsband zum Antrag der Stadt Heidelberg auf Aufnahme von Altstadt und Schloss in die Liste der Welterbestätten.
Der Ergänzungsband in den Sprachen Englisch, Französisch und Spanisch enthält neben einem Bildteil Beiträge international renommierter Wissenschaftler, die auf jene Aspekte eingehen, zu denen der Internationale Rat für Denkmalpflege ICOMOS Ergänzungen empfohlen hatte. ICOMOS beteiligt sich als Berater und Gutachter an der Arbeit des Welterbe-Komitees. Das Komitee hatte am 15. Juli 2005 auf seiner Sitzung im südafrikanischen Durban die Aufnahme Heidelbergs in die Liste der Welterbestätten zurückgestellt und um Nachbesserungen des Antrags gebeten.
Der Heidelberger Kunsthistoriker Prof. Dr. Peter Anselm Riedl arbeitet in seinem Beitrag „The Ensemble of Landscape and Old Town“ den „außergewöhnlichen universellen Wert“ des Ensembles heraus, der die wichtigste Eintragungsvoraussetzung einer Weltkulturerbestätte ist. Riedl zitiert dabei Goethe mit dem bekannten Satz: „Die Stadt in ihrer Lage und ihrer ganzen Umgebung hat, man darf sagen, etwas Ideales.“
Prof. Dr. Georg Mörsch von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich geht auf die „universelle Bedeutung“ der Diskussion um den Wiederaufbau oder die Erhaltung des Heidelberger Schlosses als Ruine ein, der Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts ausgetragen wurde („Heidelberger Schlossstreit“) und die Entwicklung der Denkmalpflege weltweit nachhaltig prägte.
Die Bedeutung der über 600-jährigen Universitätstradition für Heidelberg arbeitet Dr. Fania Oz-Salzberger von der Universität Haifa (Israel) heraus. Die 1386 gegründete älteste deutsche Universität spiele eine herausragende Rolle in der wechselvollen Geschichte der Stadt. Heidelbergs „human landscape“, so Oz-Salzberger“, sei „a site of World Heritage indeed, in the deepest sense of the term“.
Die Antragsergänzungen wurden anschließend vom baden-württembergischen Innenminister Heribert Rech unterzeichnet und gehen dann über Berlin nach Paris zur UNESCO, wo sie bis zum 1. Februar vorliegen müssen. (rie)