Thema der Woche

Ausgabe Nr. 38 · 18. September 2002



Pressekonferenz zur Eröffnung des Treffens der 600 Vertreter von Kommunen in Johannesburg (v. l.): Harvey Ruvin, Vizepräsident von ICLEI, Alan Lloyd, Präsident der Weltvereinigung der Städte, Parks Tau, Stadtrat von Johannesburg, Axel Wennerholm, Bürgermeister von Stockholm, Nathaniel von Einsiedel vom UN Center for Human Settlements, und Konrad Otto Zimmermann, Geschäftsführer von ICLEI. (Foto: UN)




Die Oberbürgermeisterin in einer der Sitzungen der Konferenz der Städte (Foto: ICLEI)

Lokales Handeln bringt die Welt voran!

Weltgipfel zur Nachhaltigen Entwicklung in Johannesburg: Beate Weber berichtet über die Ergebnisse und zieht Bilanz


Vom 26. August bis zum 4. September fand im südafrikanischen Johannesburg der Weltgipfel über Nachhaltige Entwicklung ("World Summit on Sustainable Development") statt. Unter dem Motto "Lokales Handeln bringt die Welt voran" ("Local Action moves the world") trafen sich parallel dazu über 600 Bürgermeister/innen und Mitglieder kommunaler Vertretungen aus allen Teilen der Erde ebenfalls in Johannesburg.

Dieser Erfahrungsaustausch wurde vom "International Council of Local Environmental Initiatives" (ICLEI), dem Internationalen Rat für lokale Umweltinitiativen, veranstaltet. Mit dabei war auch Beate Weber. Heidelbergs Oberbürgermeisterin war als Mitglied der offiziellen Delegation der Bundesrepublik Deutschland nach Südafrika gekommen, aber auch in ihrer Eigenschaft als Mitglied des Exekutivkomitees von ICLEI.

In dieser Konferenz der Kommunalverwaltungen ("Local Government Session") stellten Vertreterinnen und Vertreter von Städten aus allen Kontinenten den zahlreichend anwesenden Regierungen und den UN-Vertreterinnen und Vertretern ihre Aktivitäten für eine nachhaltige Entwicklung vor. ICLEI wollte so neben dem Erfahrungsaustausch zwischen den Kommunen die Kraft, Kreativität und die Erfolge der unzähligen Menschen und Organisationen in den Städten deutlich machen. Gerade der Austausch erfolgreicher Erfahrungen durch Vorträge, Diskussionen und Schilderung von beispielhaften Projekten "Best Practices" gibt der nachhaltigen Entwicklung eine neue Dynamik. "Wenn man sieht, dass zum Beispiel in Japan, in Ägypten, Kenia, USA oder Australien auf kommunaler Ebene Nachahmenswertes geschieht", so Beate Weber, "erhält das eigene Tun auch bei uns in Heidelberg die globale Bedeutung, die es verdient."

So berichteten Oberbürgermeister Tatsuo Yoda aus Kobe in Japan und sein Amtskollege Suneil Kumar Adhikari aus Kathmandu in Nepal über die Erfahrungen ihrer Städte mit den Auswirkungen der letzten Erdbeben und über die künftigen Maßnahmen. Und die serbische Ministerin Andjelika Mihajlov legte dar, wie ihr Land mit den Folgen der Bombenangriffe fertig zu werden versucht.
 

"Wir alle müssen etwas tun für eine nachhaltige Entwicklung:
die Vereinten Nationen, die Regierungen und die Kommunen. Alle großen gesellschaftlichen Gruppen müssen auch einbezogen werden: Wirtschaft und Wissenschaft, Frauen und Jugend sowie andere Institutionen und Organisationen. Keine Ebene kann ohne die andere etwas erreichen, wir können den Planeten nicht alleine retten."

OB Beate Weber

 
Da Heidelberg in seinen Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung in den vergangenen Jahren als besonders vorbildlich angesehen wird, war Oberbürgermeisterin Beate Weber gebeten worden, insbesondere zu drei Themen zu sprechen. So referierte sie zum einen zum Thema "ÖkoBudget". Bei dieser neuen Form des Umweltmanagements werden - in Analogie zu den Finanzhaushaltsplänen - so genannte Naturhaushaltspläne aufgestellt, die den Umweltverbrauch abbilden und durch Umweltqualitätsziele zu steuern versuchen. In einem zweiten Vortrag zog Beate Weber Bilanz über Heidelbergs Lokale Agenda, den Stadtentwicklungsplan Heidelberg 2010, und die erfolgreiche Arbeit des Agenda-Büros. Zum dritten nahm sie an einem der Podien im Plenum des Gipfel zum Thema Biologische Vielfalt teil, wo sie über Ziele und Maßnahmen des Heidelberger Natur- und Artenschutzes berichtete.

Für die Kommunen ging es bei der Konferenz nicht nur darum, eine Bilanz der Aktivitäten nach der Konferenz in Rio im Jahr 1992 zu ziehen. Ziel war es auch, die Städte und Gemeinden zu stärken, da sie durch ihre lokalen Agenden die eigentlichen Akteure beim Erreichen der nachhaltigen Entwicklung in dieser Welt sind. Die Konferenz hatte auch zum Ziel, zwischen den Kommunen einen neuen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen und neue Partner zu gewinnen vor allem in den Ländern, wo die Kommunen bisher noch nicht stark genug vertreten waren.
 

"Unsere Aufgabe war es, den Regierungen und den Organisationen der
Vereinten Nationen zu zeigen, was wir in den zehn Jahren getan haben und dass wir ihre Unterstützung brauchen. Aufgrund dieser Aktivitäten hat sich der Inhalt der Abschlusserklärung geändert: die Beteiligung der Städte an einer nachhaltigen Entwicklung wird nun ausdrücklich gefördert, darauf können wir uns in Zukunft berufen. Die Konferenz diente zum anderen unserem Erfahrungsaustausch. Ich bin mit ganz neuen Ideen nach Hause gekommen."

OB Beate Weber

 
Nitin Desai, der Generalsekretär und Organisator des Weltgipfel sagte, die Arbeit der Kommunen sei der große Erfolg seit Rio - sie müssen mit ihrer Arbeit von den Regierungen unterstützt werden. Klaus Töpfer, Generaldirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) stellte fest: "Das ist die Erfolgsgeschichte des Rio-Gipfels. In den 10 Jahren haben die Kommunen unendlich viel geleistet und schon viel erreicht."

Für Beate Weber sind die Kommunen die eigentlich entscheidenden Akteure. Sie bezeichnete es als einen "großartigen Erfolg, dass sich über 6.400 Städte und Gemeinden in den vergangenen zehn Jahren eine "Lokale Agenda" gegeben haben. "Über 600 Städte waren auf der Konferenz vertreten, in Rio vor zehn Jahren waren es 25 bis 30! Sie haben belegt, dass nach der Konferenz damals viel passiert ist. Die Kommunen haben weltweit gehandelt und werden auch in Zukunft die ökonomische, ökologische und soziale, also nachhaltige Entwicklung, weiter voran treiben."

Die Erwartungen der Oberbürgermeisterin an den Gipfel wurden nicht enttäuscht. Die viertägige Konferenz ging mit nachdrücklichen und klaren Appellen an den Weltgipfel zu Ende. Aus der Verabschiedung der "Local Action 21" durch ICLEI gemeinsam mit drei Organen der Vereinten Nationen und einer von afrikanischen Bürgermeistern formulierten Erklärung ist der so genannte "Johannesburg Call", ein Aufruf der Kommunen, entstanden. Dieser wurde am Abschlusstag (30. August) durch alle Kommunalvertreter verabschiedet. Er ist Teil der Erklärung der Kommunalverwaltungen, die den Gipfelteilnehmern im UN-Konferenzzentrum vorgelegt wurden (siehe STADTBLATT Nummer 36, "Thema der Woche").
   
 

Internationaler Rat für Kommunale Umweltinitiativen (ICLEI)

  Auftrag von ICLEI ist es, eine weltweite Bewegung von Kommunen auszubauen und zu unterstützen mit dem Ziel, durch konzertiertes kommunales Handeln spürbare Verbesserungen der globalen Umweltbedingungen und eine zukunftsbeständige Entwicklung zu erreichen. Mehr als 400 Kommunen aus aller Welt haben sich ICLEI bisher angeschlossen. Der Internationale Rat ist in Europa besonders stark vertreten. Sein Europasekretariat, seine Internationale Akademie und sein Umweltmanagement-Programm arbeiten in Freiburg.

ICLEI vertritt unter anderem die Interessen seiner Mitglieder und der Teilnehmerkommunen an Kampagnen bei nationalen Regierungen und internationalen Organisationen, um das Verständnis und die Unterstützung für kommunalen Umweltschutz und zukunftsbeständige Entwicklung zu fördern.

In Europa hat ICLEI die europäische Kampagne zukunftsbeständiger Städte und Gemeinden mit begründet. Der europäische Planungsleitfaden zur "Lokalen Agenda 21" ist in 18 Sprachen veröffentlicht. Beim Weltgipfel in Johannesburg wurde "Local Action 21" als Motto und Mandat für Kommunen gestartet, das Augenmerk im zweiten LA21-Jahrzehnt "von der Agenda auf die Aktion" zu richten, also zur beschleunigten Umsetzung zukunftsbeständiger Entwicklung beizutragen.

ICLEI-Mitglieder treiben die Entwicklung von innovativen Umweltmanagementsystemen voran. Sie sind Vorreiter bei der Entwicklung und Anwendung neuer Methoden und Instrumente. Das Modell ökoBUDGET® für die kommunale Naturhaushaltswirtschaft ist ein herausragendes Beispiel.

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Stand: 17. September 2002