Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 19 · 8. Mai 2002



Bilder aus Asperg im Mai 1940: Hier begann die Deportation vieler Sinti-Familien. (Foto: Pfeifer)

Dokumentation der Vernichtung

Völkermord an Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten - Ausstellung im Rathaus bis 17. Mai


Bis 17. Mai ist im Foyer des Rathauses die Ausstellung "...weggekommen - Abschied ohne Wiederkehr" zu sehen. Sie dokumentiert den Völkermord an den Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten.

Es ist exakt 62 Jahre her: Am 16. Mai 1940 begann mit der Verschleppung von rund 2.500 Sinti und Roma aus dem gesamten Reichsgebiet die organisierte und systematische Deportation ganzer Familien in das so genannte "Generalgouvernement" Polen. Der verschleiernde Begriff der Nationalsozialisten für diese Aktion: "Umsiedlung der Zigeuner".

Sinti-Familien aus der Pfalz, aus Ludwigshafen, Worms und Mannheim, aus Heidelberg und der Rhein-Neckar-Region - insgesamt über 800 Personen - wurden zunächst in das Zuchthaus Hohenasperg bei Stuttgart eingesperrt. Dort wurden sie teilweise "rassenbiologisch" untersucht und wenige Tage später, am 22. Mai 1940, vom Bahnhof Asperg nach Osten abtransportiert.

Bereits im Oktober 1939 waren bei der Sicherheitspolizei die Vorbereitungen zur Deportation "aller Juden und Zigeuner" angelaufen. Im Mai 1940 rollten dann die ersten Sonderzüge der Reichsbahn von Bremen und Hamburg bis nach Südwestdeutschland quer durchs Reich, um die Massendeportationen nach Polen zu erproben. Am 16. Dezember 1942 wurde schließlich die vollständige Deportation aller im Reichsgebiet lebenden Sinti und Roma nach Auschwitz angeordnet.

Aus Anlass der 60. Wiederkehr jener Ereignisse im Mai 2000 hatte der (in Heidelberg ansässige) Landesverband Deutscher Sinti und Roma Baden-Württemberg die Ausstellung "...weggekommen - Abschied ohne Wiederkehr" zusammengestellt. In deren Mittelpunkt steht zwar die familienweise Deportation im Mai 1940. Die 41 Bildtafeln zeigen aber auch den modernen Antiziganismus sowie die jahrhundertealten und -langen Verfolgungen von Sinti und Roma; ebenso Beispiele des Zusammenlebens dieser Minderheit mit der Bevölkerungsmehrheit.

Dokumentiert wird die zunehmende Ausgrenzung und Entrechtung der Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten "aus Gründen der Rasse" und zur Vereinheitlichung der "Volksgemeinschaft" bis zur Aussonderung, Deportation und Vernichtung der Sinti und Roma, Juden und anderer Minderheiten. Die Ausstellung veröffentlicht Dokumente der Täter und staatlichen Einrichtungen und gibt Einblick in die Vorgänge in den Vernichtungslagern, vor allem in Auschwitz. Auch zuvor unveröffentlichte Fotos, Dokumente und Zeitzeugenberichte sind darunter. Insgesamt haben die Ausstellungsmacher rund 200 Fotos und Dokumente zusammen getragen.

Zur Ausstellung hat Daniel Strauß im Philo-Verlag (ISBN 3-8257-0172-7) das Buch "...weggekommen" herausgegeben. Es enthält Berichte und Zeugnisse von Sinti, die die NS-Verfolgung überlebt haben. In vielen dieser Berichte kommt das Wort "weggekommen" vor und bedeutet deportiert worden zu sein, aus Städten und Gemeinden, in denen die Familien oft seit Generationen gelebt hatten, und plötzlich einer Verfolgung ausgesetzt zu sein, die man nicht verstehen und gegen die man sich nicht wehren konnte. (br.)

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In Anwesenheit von Ministerpräsident Erwin Teufel (l.) und Wissenschaftsminister Prof. Dr. Peter Frankenberg (r.) übergab Manfred Lautenschläger (Mitte) die Schenkungsurkunde an Rektor Prof. Dr. Peter Hommelhoff (2.v. l.) und Klinikumsdirektor Prof. Dr. Eike Martin. (Foto: Rothe)

Millionenspende für neue Kinderklinik

Manfred Lautenschläger schließt Finanzierungslücke durch Schenkung von 13,8 Millionen Euro


Eine ungewöhnlich großzügige Spende in Höhe von 13,8 Millionen Euro ermöglicht es dem Universitätsklinikum, eine neue Kinderklinik zu bauen. Der Mäzen ist Manfred Lautenschläger, Aufsichtsratsvorsitzender von MLP und Ehrensenator der Ruprecht-Karls-Universität. Die neue Klinik soll bis 2007 fertig sein.

Manfred Lautenschläger überreichte Rektor Prof. Dr. Peter Hommelhoff die Schenkungsurkunde im Beisein von Ministerpräsident Erwin Teufel und Wissenschaftsminister Prof. Dr. Peter Frankenberg. "Ich freue mich außerordentlich über dieses enorm großzügige Geldgeschenk, das es dem Land und dem Klinikum Heidelberg möglich macht, ein neuartiges kindermedizinisches Zentrum als Ersatz für die sanierungsbedürftige alte Kinderklinik zu errichten", sagte der Ministerpräsident.

Minister Frankenberg erklärte: "Mit der Errichtung eines Neubaus der Kinderklinik erhält die Universitätskinderklinik die Chance, ein zukunftsgerichtetes Konzept der Kindermedizin umzusetzen." Durch das vorbildliche mäzenatische Engagement Lautenschlägers rücke nun die ökonomisch wie auch medizinisch einzig sinnvolle Lösung, ein Neubau der Kinderklinik, in greifbare Nähe.

Rektor Prof. Dr. Peter Hommelhoff dankte dem Mäzen "für das außergewöhnlich hohe finanzielle und emotionale Engagement, das es in der Geschichte der 615 Jahre alten Universität Heidelberg in einer solchen Größenordnung noch nie gegeben hat". Prof. Dr. Eike Martin, Ärztlicher Direktor des Klinikums, schloss sich dem Dank an: "Mit einer modernen Kinderklinik können wir den kleinen Patienten nicht nur eine hochwertige Behandlung anbieten, sondern auch eine kindgerechte Umgebung, in der sie sich erholen können."

Ohne die Spende hätte das bestehende Gebäude aus den 60er Jahren notdürftig saniert werden müssen, ohne dass dadurch der Standard einer modernen Kinderklinik hätte erreicht werden können. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf rund 41 Millionen Euro, davon übernehmen 20,5 Millionen der Bund und 6,7 Millionen das Land - die verbleibende Lücke von 13,8 Millionen Euro schließt die Spende.

Der Neubau wird mit einer Nutzfläche von insgesamt 6.400 Quadratmetern und rund 90 Betten in unmittelbarer Nähe zur Medizinischen Klinik im Neuenheimer Feld entstehen. Das Haus soll bis Anfang 2007 bezugsfähig sein. Die insgesamt zehn Gebäude der alten Kinderklinik werden zum Teil anderweitig genutzt. Ein Teil der sanierungsbedürftigen Gebäude wird abgerissen.

Der Spender Manfred Lautenschläger ist Mitbegründer und Aufsichtsratsvorsitzender der Marschollek, Lautenschläger und Partner KG (MLP). MLP ist heute der führende europäische Finanzdienstleister für Privatkunden und Akademiker. Seit seinem Rückzug aus dem operativen Geschäft engagiert sich Lautenschläger verstärkt als Mäzen. 1999 gründete er die Lautenschläger-Stiftung, die mit 350 Millionen Euro ausgestattet ist und zu den zehn größten Privatstiftungen Deutschlands zählt.

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40 Jahre im Dienst: Stadtkämmerer Walter Lenz nahm die Glückwünsche von Oberbürgermeisterin Beate Weber entgegen. (Foto: Pfeifer)

Hüter des städtischen Etats

Stadtdirektor Walter Lenz seit 40 Jahren im Dienst - Immer im Kämmereiamt


Seit mehr als 15 Jahren leitet Walter Lenz das Kämmereiamt der Stadt Heidelberg. Aber nicht um diese Zahl an Jahren ging es, als Oberbürgermeisterin Beate Weber ihn am 2. Mai am Arbeitsplatz besuchte und zum Dienstjubiläum gratulierte. Sondern: Genau 40 Jahre zuvor hatte der heutige Stadtdirektor in der Funktion des Stadtkämmerers seine berufliche Laufbahn bei der Stadt Heidelberg begonnen.

Am 2. Mai 1962 trat Walter Lenz als Dienstanwärter für den gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst bei der Stadt Heidelberg ein. Seine Ausbildung durchlief er bei den Stadtwerken, im Rechnungsprüfungsamt, Sozial- und Jugendamt, Einwohnermelde- und Passamt, Gewerbeamt, Standesamt, Finanzdirektion und im Kämmereiamt.

Dort blieb er bis zum heutigen Tag. Fünf Jahre lang war er Sachbearbeiter in der Vermögensabteilung und übernahm 1970 die Leitung der Haushaltsabteilung. 1978 wurde er stellvertretender Amtsleiter und am 24. Februar 1987 wurde Walter Lenz zum Leiter des Kämmereiamtes bestellt.

Parallel dazu verliefen die Laufbahn gemäßen Beförderungen, die - wie die Oberbürgermeisterin betonte - sowohl von ihrem Vorgänger als auch von ihr selbst "stets mit Vergnügen vorgenommen" wurden, "weil wir wussten wie wichtig die Arbeit von Walter Lenz für die Stadt Heidelberg war und ist".

In den zurückliegenden elf Jahren habe Walter Lenz alle Belastungen durch den Aufbau Ost mit getragen und ebenso die Neustrukturierung der Verwaltung und des Haushaltsrechts. Eine Arbeit, die vom Gemeinderat zum Schluss mit fast einstimmigen Haushaltsentscheidungen belohnt worden sei. Den vom Ministerpräsident in der Landesurkunde zum 40-jährigen Dienstjubiläum ausgedrückten Glückwünschen schließe sie sich in vollem Umfang an, betonte Beate Weber.

Er sei "nur ein Produkt der Umstände": der Ausbildung und der Einschätzung durch den früheren Oberbürgermeister und der politischen Erfahrung und des Wissens der jetzigen Oberbürgermeisterin, sagte Walter Lenz. Und dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihn ertragen haben. "Ohne deren Hilfe ist das alles gar nicht möglich."

Zu seinen beruflichen Erfahrungen hätten unter anderem die Mitwirkung am Generalvertrag mit dem Land über den Finanzausgleich, der Aufschwung und Fall der Neuen Heimat auf dem Emmertsgrund und die Altstadt-Sanierung beigetragen, aber auch das neue Haushaltsrecht 1974, die Umstellung auf EDV und die Umsetzung der Verwaltungsreform. Schließlich versicherte Walter Lenz: "Mit den wachsenden Anforderungen steigt die Lust an der Aufgabe."

Jubiläumsglückwünsche nahm Walter Lenz auch vom Leiter des Personal- und Organisationsamtes, Ludwig Fischer, und von Susanne Kron vom Gesamtpersonalrat sowie vom stellvertretenden Amtsleiter Waldemar Schmidt und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kämmereiamtes entgegen. (br.)

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Bei der Verleihung des Verdienstabzeichen (von links): Nils Weber, Reiner Nimis, Beate Weber, Heinz Reutlinger und Ernst Schwemmer. (Foto: Rothe)

Ehrung langjähriger Stadträte

Der Städtetag Baden-Württemberg hat vier Heidelberger Stadträten Verdienstabzeichen für deren langjährige Zugehörigkeit zum Gemeinderat der Stadt Heidelberg verliehen, die Oberbürgermeisterin Beate Weber den Geehrten während der jüngsten Gemeinderatssitzung am 25. April überreichte: Stadtrat Heinz Reutlinger gehört dem Gremium seit 13. Dezember 1965 an und ist somit dessen dienstältestes Mitglied. Seit 24. Juli 1980 sind die Stadträte Reiner Nimis und Nils Weber im Gemeinderat und seit mehr als 20 Jahren auch Stadtrat Ernst Schwemmer.

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Gutes Ergebnis

Erklärung zum Bericht des Bürgerbeauftragten


Oberbürgermeisterin Beate Weber und Erster Bürgermeister Raban von der Malsburg erklären zum Bericht des Bürgerbeauftragten und dessen Kritik am Amt für Baurecht und Denkmalschutz (siehe STADTBLATT vom 2. Mai):

Erstens: Die Stadt Heidelberg hat die Institution des Bürgerbeauftragten geschaffen, um Bürgerfreundlichkeit und Bürgernähe weiter verbessern zu können. Wenn dabei Beanstandungen auftreten und - soweit berechtigt - beseitigt werden, so ist dies im Sinne der Einrichtung.

Zweitens: Der Bericht des Bürgerbeauftragten für das letzte Jahr enthält 129 erledigte Fälle. Drei davon wurden im Amt für Baurecht und Denkmalschutz kritisiert. Das sind 2 Prozent. Ein Beleg dafür, dass der Interessensausgleich zwischen Bürgerinnen/Bürgern und Verwaltung insgesamt hervorragend funktioniert.

Drittens: Das Amt für Baurecht und Denkmalschutz hat im Berichtsjahr 2.400 Bescheide erlassen. Die drei kritisierten Fälle machen somit 0,1 Prozent der bearbeiteten Fälle aus. Das ist ein gutes Ergebnis und belegt, dass hier nach Recht und Gesetz vorgegangen wird.

Viertens: Über die Bewertung der drei Fälle bestehen bei den Beteiligten erhebliche Meinungsunterschiede. Alle Fälle werden im Bauausschuss der Stadt detailliert vorgestellt. Das Rechtsamt wird hinzugezogen. Der Bürgerbeauftragte und das Amt für Baurecht und Denkmalschutz werden selbstverständlich, wie im Gemeinderat angekündigt, Gelegenheit zur ausführlichen Stellungnahme erhalten, so dass sich zuerst der Gemeinderat ein Bild machen kann.

Fünftens: Das Ergebnis wird der Öffentlichkeit ebenso bekannt gegeben wie die diesbezüglichen Entscheidungen der Rechtsaufsicht.

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  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



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Stand: 7. Mai 2002