Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 18 · 3. Mai 2000

Der 1751 in Paris im Auftrag des Kurfürsten Karl Theodor für die Hofbibliothek angefertigte Globus wurde vor einigen Jahren beschädigt auf dem Dachboden der Universitätsbibliothek aufgefunden. Sorgsam restauriert gehört er zu den Prunkstücken der Ausstellung.

Kostbarkeiten gesammelter Geschichte

Heidelberg und die Pfalz in Zeugnissen der Universitätsbibliothek


Am vergangenen Freitag hat die Ausstellung "Kostbarkeiten gesammelter Geschichte" in der Universitätsbibliothek ihre Pforten geöffnet. Die zuvor bereits im Dresdner Schloss gezeigte Ausstellung, wo sie über 12.000 Besucher anzog, illustriert das wechselvolle Schicksal der Heidelberger Universität und ihrer Bibliothek im Rahmen der historischen Kurpfalz.

Die mehr als 160 Exponate - Handschriften, Inkunabeln, Drucke, Briefe, Graphiken, Gemälde - sind, so Universitätsrektor Prof. Dr. Jürgen Siebke bei der Eröffnung, "bibliophile Schätze ausschließlich aus dem eigenem Bestand". Für kurze Zeit wird auch das Original der Manesseschen Liederhandschrift, der berühmtesten deutschen Handschrift des Mittelalters, zu sehen sein. Bibliotheksdirektor Dr. Hermann Josef Dörpinghaus versprach an, die Seiten umzublättern und jede Woche eine neue Miniatur zu zeigen, "um den Anreiz zu erhöhen, die Ausstellung mehrfach zu besuchen".

Die Grüße der Stadt Heidelberg zur Eröffnung der Ausstellung, die im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Das Bild der Stadt" stattfindet, überbrachte Bürgermeister Dr. Jürgen Beß. "Für das kulturelle Leben unserer Stadt", betonte Dr. Beß, "ist die Universitätsbibliothek von größter Bedeutung." Für die Landesregierung sprach Staatsekretär Michael Sieber.

Die Ausstellung schlägt einen Bogen von den Anfängen der Universitätsbibliothek bis ins frühe 20. Jahrhundert, ohne eine lückenlose historische Abhandlung anzustreben. In insgesamt acht Abteilungen illustrieren Bestände des eigenen Hauses Geschichte - vor allem in ihren Ausprägungen Gelehrten-, Buch- und Bibliotheksgeschichte.

Die Heidelberger Universitätsbibliothek, in den ersten siebzig Jahren noch eine reine Handschriftenbibliothek, konnte am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges auf ein kontinuierliches, von den Kurfürsten gefördertes Wachstum zurückblicken. Dies ließ sie zu einer der bedeutendsten Bibliotheken der Welt und zudem zum protestantischen Armarium werden, zur geistigen Rüstkammer der seit Ottheinrich reformierten Kurpfalz. Neben bewusstem Agieren bestimmten jedoch ebenso Katastrophen wie die Wegführung der Bibliotheca Palatina nach Rom 1623 und die Zerstörung von Stadt und Universität im Pfälzischen Erbfolgekrieg das Schicksal der Bibliothek.

Das 18. Jahrhundert brachte reine Stagnation. Erst mit dem Übergang der rechtsrheinischen Pfalz an Baden 1803 erlebte die Universität einen unvermuteten Aufschwung. Hochschule und Bibliothek konnten sich, nun als Landeseinrichtungen, kontinuierlich konsolidieren. 1816 gelang es, die 847 deutschen Handschriften der Bibliotheca Palatina aus Rom zurückzuerhalten, 1826 die reiche Sammlung des aufgehobenen Zisterzienserklosters Salem zu erwerben.

Der Bestand der über 600 Jahre alten Universitätsbibliothek ist ein Spiegel aller Ereignisse in dieser Zeit. Aufstieg, Fall, Stagnation und Wiederbeginn haben signifikante Spuren hinterlassen. So hat sich ein einmaliges Kultursediment gebildet, das dem Haus ein unverwechselbares Gesicht verleiht und es zu einem bedeutenden Überlieferungsträger macht.
   
 

Öffnungszeiten

  Die Ausstellung ist bis zum 28. Oktober in der Universitätsbibliothek,
Plöck 107-109, zu sehen.
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 10 -18 Uhr, Donnerstag 10 - 20 Uhr; an Sonn- und Feiertagen geschlossen.
Eintritt 5 Mark, ermäßigt 3 Mark. Der reich bebilderte Katalog kostet in der Universitätsbibliothek 38 Mark, im Buchhandel 48 Mark.

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Kinderfest mit Rekordversuch

Am Samstag, 6. Mai: Programm auf drei Plätzen und offene Geschäfte bis 20 Uhr


"Der Handel braucht mehr Sonderöffnungszeiten", sagt Erwin Schmalzhaf, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Nordbaden, und ist überzeugt: "Der Kunde wünscht das." Deshalb möchte der Einzelhandel am kommenden Samstag, 6. Mai, mit verlängerten Ladenöffnungszeiten bis 20 Uhr und mit einem Kinderfest möglichst viele Kunden in die Heidelberger Innenstadt locken.

Der Gemeinderat hat diesem "langen Einkaufssamstag" zugestimmt, und die Stadt Heidelberg lässt über die Heidelberger Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (HWE) dem Handel die notwendige Unterstützung zukommen. Mit der Organisation und Durchführung des Kinderfestes hat der Einzelhandelsverband den Mannheimer Privatsender "Radio Regenbogen" beauftragt.

Dessen Programm beginnt am Samstag um 10 Uhr auf drei Plätzen - Bismarckplatz, Anatomiegarten und Universitätsplatz - gleichzeitig: Zauberer, Stelzenläufer, Jongleure treten auf, Live-Musik, Kindermodenschau, Kindertheater, Vorführungen von Tanz- und Sportclubs sorgen für abwechslungsreiche Unterhaltung. Viel Spaß versprechen Karaoke, Hüpfburg und verschiedene Animationsspiele. Mit Preisen belohnt wird, wer am Glücksrad den richtigen Dreh raushat.

Auf dem Bismarckplatz und auf dem Universitätsplatz wechseln die Programmpunkte im 20-Minuten-Rhythmus; alle 30 Minuten beginnt am Anatomiegarten ein neuer Auftritt. Im Schatten des Bunsen-Denkmals wechseln sich bis 17.30 Uhr Kinderkaraoke, Kindertheater und Kinderanimation - dazwischen Clownerien und Asiatischer Kampfsport - ab.

Auf den beiden anderen Plätzen dominieren Musik und Spiele das Veranstaltungsprogramm. Vor dem Kaufhaus am Bismarckplatz dauert das Programm bis 18 Uhr; hier dreht sich unter anderem das Glücksrad. Auf dem Uni-Platz erwarten eine Reihe bekannter Sängerinnen und Sänger das junge Publikum. Der letzte Auftritt beginnt hier um 19.20 Uhr.

Mit einem Rekordversuch beteiligt sich der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) an dem Kinderfest: Entlang der Hauptstraße sollen 4.000 Menschen ein Bild mit dem Titel "Lebens(t)räume" malen. Nicht nur die Zahl der Kinder, Jugendlichen und prominenten aus Kunst, Sport und Politik, die von 11 bis 17 Uhr zwischen Anatomiegarten und Providenzkirche an diesem Werk arbeiten werden, ist rekordverdächtig, sondern vor allem auch die Länge des Bildes, das sich schließlich über einen Kilometer erstrecken soll.

Der Guinness Verlag wird den Erfolg dieser Aktion prüfen und das Ergebnis - wenn gelungen - vielleicht in das Buch der Rekorde aufnehmen. So oder so, ein guter Zweck wird damit auf jeden Fall erreicht: Gleich nach Fertigstellung wird das kilometerlange Kunstwerk meterweise verkauft. Der Erlös fließt der Heidelberger Initiative "SOS-Kinderdorf in Lettland" zu.

Gesponsert wird das Kinderfest nicht nur vom Einzelhandel, sondern auch vom Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN), von der Heidelberger Brauerei und natürlich von Radio Regenbogen. Als dessen Geschäftsführer Klaus Schunk das Veranstaltungskonzept in einer Versammlung des Heidelberger Einzelhandels kurz vor Ostern erläuterte, machte er die unterschiedlichen Denkansätze bei den Veranstaltungsmachern und ihren Auftraggebern deutlich:

Der Handel erwartet an dem "langen Samstag" Kaufkundschaft, die mit ihren Kindern auch das Kinderfest besucht. Schunk (der Heidelberg ein Image als Einkaufsstadt abspricht) sieht das umgekehrt: "Kommt zum Kinderfest! Nebenbei könnt ihr bis 20 Uhr einkaufen." (br.)

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Stand: 2. Mai 2000