Ausgabe Nr. 16 · 19. April 2000

Wie gefährlich ist Sommersmog?

Studie über gesundheitliche Auswirkungen von Sommersmog beschäftigte den Umweltausschuss


Im Juli 1999 hat das Umwelt- und Prognose-Institut (UPI) die Studie "Neue medizinische Erkenntnisse über die gesundheitlichen Auswirkungen von Sommersmog" veröffentlicht. Darin wurden die Risikofaktoren erhöhter Ozonkonzentrationen für die Bevölkerung berechnet.

Dieter Teufel vom UPI trug dem Umweltausschuss am 4. April die Ergebnisse seiner Untersuchung vor. Er wertete sieben neuere Untersuchungen von Wissenschaftlern aus, die in verschiedenen Städten auf der Welt Todesfälle über einen längeren Zeitraum untersuchten. In allen diesen Studien ermittelten die Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Sommersmog, erhöhten Ozonwerten und einer Erhöhung der Sterblichkeit. In dem Bericht des UPI sind auch Untersuchungen aufgenommen, die einen Zusammenhang zwischen der Einlieferung von Patienten mit schweren Atemwegserkrankungen und erhöhter Luftverschmutzung und hohen Ozonkonzentrationen festgestellt haben. Besonders betroffen, auch das geht aus den vorgestellten Untersuchungen hervor, sind Risikopatienten wie Asthmatiker.

Das Umwelt- und Prognose-Institut berechnete nach den sieben neueren Untersuchungen, wie viele Todesfälle es in Deutschland durch bodennahes Ozon in den Jahren 1990 bis 1995 gegeben haben muss. Pro Jahr errechnete man um die 4.000 Todesfälle. Asthmakranke, Patienten mit Kreislauf- und Herzerkrankungen sowie Patienten mit bakteriellen und Virusinfektionen seien besonders betroffen. Dieter Teufel forderte denn auch wesentlich geringere Grenzwerte für Ozon. Der festgeschriebene Auslösegrenzwert für Sommersmogalarm von 240 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft und der Warngrenzwert von 180 Mikrogramm "müsse dringend novelliert werden", steht in der Zusammenfassung des Berichts.

Zur Einschätzung der Ergebnisse des UPI-Berichts hat die Stadt Heidelberg das Deutsche Krebsforschungszentrum um eine Stellungnahme zu den Ergebnissen gebeten. Kernaussage dieses Kommentars von Dr. Nikolaus Becker ist, dass nach dem derzeitigen Wissensstand die Schadstoffbelastung der Luft eine stärkere Wirkung auf Patienten mit Atemwegserkrankungen zeigt. "Die hier vorgelegte Abschätzung der durch bodennahes Ozon verursachten Todesfälle in Deutschland erscheint jedoch allzu simplifiziert und unkritisch, um als zuverlässige Basis zur Begründung regulatorischer Maßnahmen (Verschärfung der geltenden Ozongrenzwerte) zu dienen", bemerkt der Wissenschaftler in seinem Kommentar.

Die zentrale Frage bei der Auseinandersetzung um die Todesfälle lautet also: Hat das Ozon das Leben der Betroffenen wesentlich verkürzt oder hatte die Schadstoffbelastung den Todeszeitpunkt lediglich um Tage oder Wochen vorverlagert? Aus den Untersuchungen gehe das nicht hervor, meint Dr. Becker. Auch der Umweltausschuss nahm den Bericht des UPI mehrheitlich eher skeptisch entgegen, auch wenn man sich der Gefahr des Ozons schon bewusst war. Den Antrag der GAL, die Stadt solle eine Aufstellung darüber machen, was in ihrem Bereich möglich sei, um Belastungen durch Ozon und andere Schadstoffe zu verhindern, lehnte der Ausschuss mit sechs zu acht Stimmen ab. (neu)

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Die Brückenstraße ist eine der am stärksten von Lärm belasteten Straßen in Heidelberg. (Foto: Pfeifer)

Für 5.300 Schlafende ist es zu laut

Gutachten ermittelte Lärmbelastung in Neuenheim und Handschuhsheim


Das Lob zuerst: "Politik und Verwaltung der Stadt Heidelberg befinden sich hinsichtlich der Lärmminderungsplanung bereits heute auf einem deutlich überdurchschnittlichen hohen Stand", heißt es in einem dem Umweltausschuss jetzt vorgelegten Analyse.

Erstellt hat diese "Konzeption zur Lärmminderungsplanung Straße" das Lärmkontor GmbH aus Hamburg. Im Auftrag der Stadt Heidelberg führten die Experten eine Betroffenen- und Betroffenheitsanalyse in den Stadtteilen Neuenheim und Handschuhsheim durch. Ihr Lob für Stadt und Gemeinderat begründen die Lärmexperten damit, dass in Heidelberg schon viele Maßnahmen zur Lärmminderung ergriffen wurden und weitere ins Auge gefasst seien.

Dennoch ergaben die Untersuchungen in den beiden Stadtteilen, dass dort tagsüber etwa 4.200 Einwohner (14 Prozent) und nachts 5.300 Schlafende (18 Prozent) über den maßgeblichen Lärmgrenzwert belastet sind. Die Schwerpunkte liegen, wie sollte es anders sein, entlang der großen Straßenachsen. Rund sechs Prozent der dort Wohnenden sind durch Lärm sogar potenziell gesundheitsgefährdet.

In einer Prioritätenliste haben die Experten die Straßen herausgearbeitet, wo vorrangig Lärmminderung, beispielsweise durch besonders schalldichte Fenster, notwendig ist: Die Bundesstraße 3, im Bereich der Brückenstraße bis zum Hans-Thoma-Platz und die Berliner Straße genießen höchste Priorität.

Ein vollständiger Abbau des Lärms sei nicht realistisch, heißt es in der Zusammenfassung. Dazu müsste der Verkehr um 85 bis 90 Prozent reduziert werden und Tempo 30 auf den Hauptverkehrsstraßen eingeführt werden. Zumindest für die Brückenstraße stellte Bürgermeister Schaller eine Verwaltungsvorlage zur Sanierung der Straße in Aussicht, die eine Verbesserung der Verkehrs- und Lärmsituation bringen soll. (neu)

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Stand: 18. April 2000