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Ausgabe Nr. 16 · 19. April 2000 |
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"Stadtmauer mit Brunnen", ein Bild des Italieners Costante Pezzani, zu sehen in der Ausstellung "Du der Städte Ländlichschönste..." im Museum Haus Cajeth. (Foto: Rothe) |
Geträumte Stadtlandschaften |
Eine Sonderausstellung im Museum Haus Cajeth Unter dem Titel "Du, der Städte Ländlichschönste ..." präsentiert das Museum Haus Cajeth derzeit "Stadtbilder" aus der Sammlung Hassbecker und Fotografien von Wolfgang Viermann. Als Beitrag zur Veranstaltungsreihe "Das Bild der Stadt" hat das Museum Haus Cajeth beeindruckende Schätze aus seinem Bestand gehoben. Von über 2000 Bildern aus der Sammlung "Primitive Malerei des 20. Jahrhunderts" wurden für die Ausstellung Werke von vier verschiedenen Malerinnen und Malern ausgewählt. Die Arbeiten haben das städtische Lebensumfeld zum Thema und zeigen farbenprächtige Stadtansichten. Jedes der Bilder stellt auf ganz besondere Weise die jeweils "Ländlichschönste" der Malerinnen und Maler dar: als Abbild der Wirklichkeit oder als Ausdruck von Traum und Sehnsucht. "Allen Künstlern gemeinsam ist, dass sie ein hartes Leben führten und zwei Kriege überlebten", erläuterte Egon Hassbecker bei der Ausstellungseröffnung. Vaclav Zak lebte von 1906-1988 in der Nähe von Prag, in einer Siedlung namens "Amerika". Halbseitig gelähmt verwandelte er sein ganzes Haus von innen in eine Art Märchenlandschaft, indem er es - samt Mobiliar - mit einer Phantasielandschaft bemalte und sich so eine eigene Traumwelt schuf. In der Ausstellung sind seine Stadtlandschaften und Burganlagen mit Fabelwesen zu sehen. Costante Pezzani (1910 - 1987) wiederum verbrachte den größten Teil seines Lebens in Irrenanstalten. Im Altersheim begann er zu malen und brachte eine überraschende Formensprache hervor. Der Italiener Giovanni Concettoni (1902 - 1990) bezeichnet sich selbst als Christ, Kommunist und Anarchist. Er verspürte Zeit seines Lebens den glühenden Wunsch, die Lebensverhältnisse der Arbeiter zu verbessern. So finden sich in seinen Dorf- und "Stadt am Meer"-Ansichten immer wieder kommunistische Parolen. Minna Ennulat (1901 - 1985) schließlich stammt aus Ostpreußen. Ihr traumatisches Erlebnis der Flucht vor der russischen Armee über das zugefrorene Haff zusammen mit ihren Kindern und den schmerzlichen Verlust der Heimat verarbeitete sie eines Tages beim Malen. Mit ihren Bildern von der Wartburg und dem Königsberger Schloss wollte sie die Erinnerung an Ostpreußen wachhalten. Alle Bilder stammen von unprofessionellen Künstlern, die nie Zeichenschulen oder Akademien besucht haben. Deshalb werden sie immer in Zusammenhang mit den Bildern der Prinzhorn-Sammlung und den Exponaten im Völkerkunde-Museum der von Portheim-Stiftung in Heidelberg genannt. Die Fotoarbeiten von Wolfgang Viermann sind den Bewohnern der Altstadt gewidmet. Keine Postkartenmotive, sondern das alltägliche Leben wollte er ganz unverfälscht einfangen und für die Nachwelt erhalten. Da ist noch einmal Karl Thoma zu sehen vor seinem Laden in der Unteren Straße 21, der Schuhmacher Merscher bei der Arbeit, Klaus und Rolf Staeck vor Türmen aus Papier, Akten und Büchern. Nicht fehlen darf in dieser "Galerie des Zufalls", wie Viermann sie nannte, Egon Hassbecker vor dem Museum Haus Cajeth in der Haspelgasse 12, wo die Ausstellung noch bis zum 1. Juli, täglich außer sonntags von 11 bis 17 Uhr, zu sehen ist. (doh) |
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Zwischen zwei Jobs |
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"Top Dogs" von Urs Widmer im Stadttheater Dass auch Führungskräfte zuweilen ihren Hut nehmen müssen ist inzwischen bekannt. Dennoch ist das Schicksal der "Top Dogs" im Gegensatz zu den "Underdogs" selten auf der Bühne behandelt worden. Urs Widmer hat sich dieser Thematik bereits Mitte der 90er-Jahre gewidmet und auf der Grundlage von Interviews mit Ex-Managern das Stück "Top Dogs" entwickelt. "Top Dogs", am Züricher Neumarkt Theater am 14. Mai 1996 uraufgeführt, ist eines der erfolgreichsten deutschen Gegenwartsdramen, das bereits auch in den USA und Australien inszeniert wurde. Exemplarisch erzählt wird die Geschichte eines Ex-Managers im Vakuum zwischen machtvoller und ohnmächtiger Position, eines entbehrlich gewordenen Menschen, dem horrende Summen als Abfindung gezahlt wurden, der sich aber keinen neuen "Arbeitsplatz" sucht, sondern mit Hilfe von sogenannten "Outplacement-Büros" seine Karriere fortsetzt. Dass er ohne Stellung ist, soll ihm nicht zu Bewußtsein kommen. "Top Dogs" kennen nur ein "zwischen zwei Jobs". Urs Widmer nannte sein Stück "Feldforschung im Lande des Managements". Er sprach mit zahllosen Entlassenen aus Führungsetagen und gelangte zu dem verblüffenden Ergebnis, dass kaum einer den Schritt aus dem Denken der freien Marktwirtschaft heraus tat, um diese mit einem radikalen Blick von außen zu betrachten. Er erinnert sich: "Wir begannen unsere Expedition in der Annahme, eine uns durchaus nahe Welt noch etwas genauer kennenlernen zu wollen, und wir beendeten sie mit dem Gefühl, einen unbekannten Kontinent bereist zu haben". Ab 22. April kommt "Top Dogs" ans Heidelberger Stadttheater in einer Inszenierung von Christian Pade. Unter seiner Regie erscheint der Erfolgs-Manager als moderner Held. Im Scheitern wird er sich jedoch nicht als "Mensch wie Du und ich" entpuppen, nicht Mitleid oder Schadenfreude erregen. "Das Publikum soll Verstehen im aufklärerischen Sinne", so Pade. Dazu wird es keine naturalistischen Requisiten geben, kein Büro mit Panoramafenster, PC und Telefon. "Top Dogs" spielt im abstrakten Raum, um die Hierarchien, den steilen Absturz und das "überdotierte Vakuum" vorstellbar zu machen. Am 22. April, um 19.30 Uhr ist Premiere im Stadttheater und die nächste Aufführung am 27. April um 20 Uhr. (doh) |
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