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stadtblatt / 25. April 2018 3 Halbzeit bei der IBA Heidelberg 2012 nahm die IBA ihre Arbeit auf, 2018 feiert sie Halbzeit. Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck und IBA-Di- rektor Michael Braum resümieren ereignis- reiche Jahre. Direktor der IBA Heidelberg Michael Braum Wie ist das Thema der IBA Heidelberg „Wissen | schafft | Stadt“ im Laufe der Zeit modifiziert worden? Prof. Michael Braum: Ursprüng- licher IBA-Anlass war 2008 der Wunsch zu einem besseren Aus- tausch zwischen Stadt und Univer- sität, um ihre teilweise unterschied- lichen Entwicklungsziele besser aufeinander abzustimmen. Bereits im Vorbereitungsprozess zeigte sich allerdings, dass es nicht nur um die „Wissenschaften“ gehen kann, son- dern um das gesamte Bildungsthe- ma. Heute agiert die IBA in einem wesentlich breiteren Feld. Ich wür- de mich freuen, wenn sie perspek- tivisch auch über die Stadtgrenzen hinaus agieren würde. UmwelchesWissen geht es denn hier genau, wenn aufgrund der weltweiten Migrationsströme, Dieselskandale, des Plastikmülls und vieler anderer Probleme nach neuen Stadtkonzepten gesucht wird? Jürgen Odszuck: Über die vergan- genen Jahre sprachenwir ja von der Informationsgesellschaft – jetzt endlich von der Wissensgesellschaft. Denn Information allein besitzt keinenWert.Erst der Kontext,in den eine Information gestellt wird, entfaltet den Nutzen der Informati- on.Es geht eben um dasWissen,das in einer Stadt insgesamt vorhanden ist,in allen Kreisen unserer Stadtge- sellschaft.DiesesWissen soll im Sinne der Stadtentwicklung verfüg- bar gemacht werden.Wie im Falle des Patrick-Henry-Village: Hier zeichnet sich aufgrund der Vielfalt der Akteure und deren eingebrach- temWissen tatsächlich ein überregi- onal bedeutsames Entwicklungsni- veau ab,das seinesgleichen sucht. Welche Rolle spielt die IBA in Heidelberg? Braum: Die IBA muss Themen auf- werfen, die im Verwaltungsalltag kaum Eingang finden können. Sie ist ein „Denkraum“, in dem ergänzend zu den vorhandenen Strukturen über Stadtentwicklungsszenarien disku- tiert werden kann. Die IBA ist aber nicht nur eine Art Forschungsinsti- tution, sondern sie setzt auch ganz konkret Projekte um. Odszuck: Die IBA ermöglicht, auch mal experimentell zu arbeiten. Es ist wichtig, an Grenzen gehen zu dür- fen, weil man praktisch keine Angst vor dem Scheitern haben muss. Ich persönlich sehe das auch als große Chance fürmeineArbeit,ummehr zu machen als business as usual. Können Sie als Baubürgermeister dank der IBA in Heidelberg ein anderesWissen in Ihr einflussreiches Amt hineintragen? Werden hier andere Themen bearbeitet als beispielsweise in Mannheim oder Stuttgart? Odszuck: Eine schwierige Frage, weil Ursache und Wirkung schwer auseinanderzuhalten sind. Es gibt einen Grund dafür, warum sich Hei- delberg eine IBA leistet, die Einiges kostet: In Heidelberg tut sich ein- fach eine ganze Menge. Es gibt aber auch eine ganze Reihe von Entwick- lungen und Projekten, die durch den IBA-Prozess initiiert worden sind. Es sind Entwicklungen angestoßen worden, die im Verhältnis zur Größe Heidelbergs einfach sehr relevant sind und sehr sorgfältig begleitet werden müssen. Um dieser Verant- wortung gerecht zu werden, hat man in Heidelberg dankenswerterweise diese IBA ins Leben gerufen. Was wünschen Sie sich für die zweite Halbzeit der IBA? Odszuck: 2022 werden wir die eine oder andere IBA-Ikone bewundern können. Es wird also eine ganze Rei- he von Projekten geben, aber die we- sentliche Wirkung der IBA wird sein, dass ein neues Verständnis für Stadt- und Projektentwicklung entsteht. Ichwürdemir auch etwas ganz Bana- les wünschen. Schlichtweg die Res- sourcen bei der IBA, um all die Din- ge zu tun, die uns schon eingefallen sind.Wenn wir etwas mehr aus dem Vollen schöpfen könnten, hätten wir auch ganz andere Möglichkeiten, die IBA zu kommunizieren.Wir sind uns einig darin, dass auch das Land Ba- den-Württemberg gefordert ist,wenn es um die Entwicklung der Metropol- region Rhein-Main-Neckar geht. Erster Bürgermeister Heidelberg Jürgen Odszuck Braum: Ich wünsche mir, dass sich Verwaltungsabläufe so weit ö‘nen lassen, dass projektbezogene Arbeits- gruppen zum Standard werden, dass Lösungen häufiger im direkten Ge- spräch austariert und weniger über Stellungnahmen erarbeitet werden. Aktive Kommunikationsstruktur – die fände ich sinnvoll. Es gibt hier schon tolle Beispiele.Die sollten zum Standard werden. IBA – das steht kurz für Internationale Bauausstel- lung. Bei einer IBA wird in einem Projektzeitraum von bis zu zehn Jahren live erforscht,wie die Stadt der Zukunft aussehen kann. Unter dem Leitthema Wissen | schafft | Stadt initiiert die Internationale Bauausstellung in Heidel- berg von 2012 bis 2022 Bauprojekte in der gesamten Stadt. Weitere Informationen unter: www.iba.heidelberg.de IBA Heidelberg „Das Wissen der Stadt...?“ IBA-Kurator Carl Zillich über die Ausstellung im Mark Twain Center W ie lassen sich fünf Jahre in- tensiver Zusammenarbeit im Rahmen der IBA mit so vielen Men- schen aus Heidelberg und darüber hinaus in eine Ausstellung bringen? Mehr noch:Wie kann dasWissen die- ser Stadt und zugleich Heidelberg als internationale Wissensstadt durch Ausstellungsgegenstände erfahrbar gemachtwerden? Dieswaren dieAus- gangsfragen, mit denen wir uns vor über einem Jahr an die Konzeption der Ausstellung machten. Herausge- kommen ist eine facettenreiche und farbenfrohe Ausstellung, welche die ersten fünf Jahre der IBA Heidelberg in einer radikalen O‘enheit präsen- tiert. Sie lädt zum Stöbern, Anfassen und Mitmachen ein, aber auch zum Entdecken, wie vielfältig das Wissen Heidelbergs heute schon ist! Ergänzend zu der Ausstellung im Mark Twain Center markieren Stelen die IBA-Kandidaten und Projekte ganz konkret im Stadtgebiet. Auch vor Ort finden Sie Informationen zum Vorhaben und dessen Beitrag zur IBA „Wissen | scha‘t | Stadt“. Er- kunden Sie die Standorte von Projek- ten und Kandidaten der IBA Heidel- berg einfach auf eigene Faust! red INTERNATIONALE BAUAUSSTELLUNG HEIDELBERG IBA-Kurator Carl Zillich ( Foto Buck)

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