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stadtblatt / 7. März 2018 3 INTERKULTURELLES ZENTRUM „Wir schaffen Räume, um den Zusammenhalt zu stärken“ Die Leiterin des Inter- kulturellen Zentrums (IZ) über die Internatio- nalen Wochen gegen Rassismus. Leiterin Interkulturelles Zentrum Jagoda Marinić Frau Marinić, wie sind denn die Interna- tionalen Wochen gegen Rassismus ent- standen? Jagoda Marinić Der Internatio- nale Tag gegen Rassismus geht auf eine Initiative der Vereinten Natio- nen zurück.Am 21.März 1960 wurde eine friedliche Demonstration gegen Apartheidsgesetze in Afrika blutig niedergeschlagen. Das hat 69 Men- schen das Leben gekostet. Die Ver- einten Nationen haben daraufhin 1966 den Tag zur Abschaffung von Rassendiskriminierung ins Leben gerufen. In Deutschland haben sich um die- sen Tag herum bundesweite Akti- onswochen entwickelt mit zwei- tausend Veranstaltungen jährlich. Unterstützt wird das Ganze von einem bundesweiten Bündnis von über 80 Organisationen. Letztes Jahr hat Heidelberg die bundes- weite Auftaktveranstaltung ausgerich- tet. Wie hat sich das Engagement nach diesem „Höhepunkt“ entwickelt? Marinić Letztes Jahr war die Reso- nanz überwältigend: 80 Akteure bo- ten 80 Veranstaltungen an. Die „Wo- chen gegen Rassismus“ haben sich etabliert,der Aufruf ist ein Selbstläu- fer. Das ist natürlich beeindruckend, gleichzeitig heißt es aber auch: An einem Abend fanden letztes Jahr bis zu sechs Veranstaltungen statt. Das war schade, sowohl für die Veran- stalter als auch für die Gäste, denn das Publikum teilte sich auf sechs Orte in der Stadt auf. Wir haben im IZ dann ein Planungs- treffen einberufen unter dem Motto „Kluge Kooperationen“. Ziel war es, die Engagierten dazu zu motivieren, sich besser zu vernetzen und enger zusammenzuarbeiten. Es war ein produktives Treffen, weil sich die Teams mit gleichen Interessen und Vorstellungen schnell gebildet hat- ten. Und das Ergebnis? Marinić Jetzt haben wir ebenso viele Engagierte wie letztes Jahr, aber die Zahl der Veranstaltungen haben wir halbiert.Die meisten Pro- grammpunkte sind Kooperationen und es finden an einemAbend maxi- mal zwei Angebote statt – und dann nicht zur selben Zeit.MeinTeamund ich freuen uns sehr, dass so mehr Menschen an den einzelnen Veran- staltungen teilnehmen können. Welche Ziele sollen mit den zahlreichen Veranstaltungen erreicht werden? Marinić Zum einen ist die Bot- schaft der Engagierten wichtig: Heidelberg ist eine weltoffene Stadt und dafür setzen wir uns ein. Die Ziele selbst sind so verschieden wie die Akteure: Die einen bieten Work- shops an und wollen klassisches Know-how der Antirassismusarbeit vermitteln. Es werden Filme gezeigt, das Theater Heidelberg bietet Publi- kumsgespräche an usw. Andere set- zen auf interkulturelle Formate und Begegnungen, um Vorurteile abzu- bauen. Wie kann die Heidelberger Stadtgesell- schaft von den vielfältigen Veranstaltun- gen profitieren? Marinić Indem sie im Programm- heft stöbert und sich entscheidet, eine Veranstaltung zu besuchen. Im Programmheft findet man zu- dem viele Akteure, denen man sich anschließen kann, wenn man sich ehrenamtlich engagieren möchte. Der direkte Kontakt ist schnell her- gestellt. Es gibt auch Diskussionen und Workshops, in denen man ins Gespräch mit anderen treten kann: In was für einer Stadt leben wir? Welche Entwicklungen bereiten mir Sorgen? Welchen Herausforderun- gen müssen wir uns stellen und wie kann man sich gegenseitig dabei unterstützen? Diese Aktionswochen sollen auch die Solidarität unterein- ander stärken, hätte man früher ge- sagt. Heute sagt man: Wir schaffen Räume, um den Zusammenhalt zu stärken. Impressum Herausgeber Geschäftsstelle des Interkulturellen Zentrums der Stadt Heidelberg, Bergheimer Str. 147, 69115 Heidelberg 06221 58 15 600 iz@heidelberg.de www.iz-heidelberg.de Leitung der Geschäftsstelle Jagoda Marinić Redaktion Geschäftsstelle des Interkulturellen Zentrums der Stadt Heidelberg Gestaltung Marcel Geiger Kommunikationsdesign Auflage 60.000 Druck und Vertrieb Rhein-Neckar-Zeitung GmbH „Die ‚Wochen gegen Rassismus‘ haben sich etabliert“: Gemeinsam eröffneten sie die Internationalen Wochen gegen Rassismus 2017: Jagoda Marinić, Leiterin des IZ, Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner (r.) und Gastredner Prof. Dr. Heribert Prantl, Chefredak- teur der Süddeutschen Zeitung. ( Foto Buck)

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