Die Rohrbacher Straße mit ihren bürgelich- klassizistischen Wohnhäusern prägt der Weststadt, um 1920. |
Ein reicher Bestand an Kulturdenkmalen, begrünte Innenhöfe und Vorgärten machen die Weststadt im Kernbereich zu einem der schönsten Stadtteile Heidelbergs. Die Entwicklung der Weststadt zum gründerzeitlichen Vorstadtviertel zu Füßen des Gaisbergs steht in engem Zusammenhang mit der Entwicklung Heidelbergs zur Großstadt. Der Begriff "Weststadt" wird in der Zeit zwischen 1924 und 1938 gebräuchlich, als im Zusammenhang mit der geplanten Verlegung des Hauptbahnhofs nach Westen erste planerische Schritte zu einer Neugestaltung der westlichen Wohn- und Industrievororte unternommen werden. Entwicklungsgeschichtlicher Ausgangspunkt der Weststadt wird der 1840 abgeschlossene Bau des ersten Heidelberger Bahnhofs an der Rohrbacher Straße. Hier entsteht im Jahr 1838 bereits das erste Vorstadthotel Heidelbergs, das Hotel Schrieder (heute Crown Plaza). 1876/77 wird zu einer Zeit, als sich Heidelberg zum mondänen Reiseziel in- und ausländischer Reisender entwickelt, das luxuriöse Grand-Hotel Ecke Rohrbacher Straße/Seegarten (heute Adenauerplatz) mit 100 Betten errichtet. Erst 1955 erfolgt die Verlegung des Hauptbahnhofs nach Westen. Mit dem Bau des Gaisbergtunnels 1907/1908 ist nicht nur die Flächenausdehnung der Weststadt, sondern auch der Hauptabschnitt der gründerzeitlichen Entwicklung weitgehend abgeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt besitzt das Wohnviertel auch bereits die für sein Erscheinungsbild wesentlichen Großbauten: die Landhausschule (1886), das nach einem Entwurf von E. Krause errichtete St. Josef-Krankenhaus (1888), die im neuromanischen Stil erbaute und mit farbenprächtigen Deckengemälden ausgeschmückte katholische St. Bonifatius-Kirche (1898/1903) und die nach Plänen von Baurat Hermann Behaghel errichtete evangelische Christuskirche (1902/03), die den evangelischen Bewohnern der Weststadt die lange Jahre üblichen Gottesdienste in der Turnhalle der Landhausschule erspart. Nach der Abwanderung der einzigen großen Industrieansiedlung der Weststadt, der Fuchsschen Waggonfabrik, ist das Viertel nun gänzlich Wohnquartier. Bereits im Jahr 1892 gründeten rund 60 Bewohner der Weststadt den Verein "West-Heidelberg", der es sich zur Aufgabe machte und macht, die Interessen des westlichen Stadtteils zu fördern und zu wahren. Seit 1973 feiert der Verein "sein Jubiläum" mit einem "Familienfest", dem Weststadtfest, am Wilhelmsplatz. Der Verein betreut auch die Stadtteile Südstadt und Bergheim und ist daher flächenmäßig der größte Stadtteilverein Heidelbergs. |
Weiterführende Literatur | |
Heidelberg West |
Entwicklung eines Stadtteils. Festbuch zum 70jährigen Bestehen des Vereins West-Heidelberg. Heidelberg 1962. |
Stadtteilrahmenplan Weststadt/Südstadt |
Bestandsaufnahme, Prognose und Bewertung. Hrsg. v. d. Stadt Heidelberg. Heidelberg 1995. |
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