Blick auf Rohrbach mit dem Schlößchen, Luftbild um 1930. |
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Rohrbach wird 1927 nach Heidelberg eingemeindet. Der Ortsname geht auf eine Siedlung
an der Mündung des gleichnamigen Bachs zurück. Die erste urkundliche Erwähnung
Rohrbachs datiert auf das Jahr 766 im Codex Laureshamensis, der die Schenkung eines
Weinbergs an das Kloster Lorsch vermerkt. Das Dorf gehört anfänglich wohl
zum Kirchheimer Herrschaftsgebiet. Von 1234 an ist die Herrschaft der Pfalzgrafen
über Rohrbach bezeugt und damit die Zugehörigkeit zum pfälzischen
Amt bzw. Oberamt Heidelberg und zur Kirchheimer Zent. Wie die übrigen Ortschaften hat auch Rohrbach unter den Brandschatzungen und Zerstörungen des 30jährigen Kriegs zu leiden; von 800 Einwohnern zu Kriegsbeginn überleben nur wenige die Kriegswirren. Der Tatkraft und Toleranz des Kurfürsten Karl Ludwig ist es zu verdanken, daß sich die Bevölkerung in der Folge wieder erholen und das Dorf einen hoffnungsvollen Neuanfang nimmt. Doch die Ruhe ist nur von kurzer Dauer: Rohrbach wird im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 von französischen Truppen in Brand gesteckt. 1693 ist Rohrbach Hauptquartier der Franzosen; nach ihrem Abzug lassen sie den Ort abermals zerstört zurück. 1770 erwirbt Herzog Karl August von Pfalz-Zweibrücken Land in Rohrbach und läßt dort zu Jagdzwecken ein Barockschlößchen errichten. Er beauftragt 1774 den Gartenbauarchitekten Friedrich Ludwig Sckell mit der Anlage eines repräsentativen Parks. Das Schloß dient später Herzog Max IV. Joseph und seiner Familie als Refugium vor den Franzosen. 1799 verläßt er dennoch Rohrbach, um die Nachfolge des verstorbenen Kurfürsten Karl Theodor in München anzutreten. Max Joseph schenkt den Landsitz schließlich 1803 seiner Schwiegermutter Markgräfin Amalie von Baden. Hier treffen sich im Juni 1815 Kaiser Franz I. von Österreich und Zar Alexander I. von Rußland. Nach dem Tod der Großherzogin wird das Gebäude an Privatleute und Ende des 19. Jahrhunderts an den "Verein für Genesungsfürsorge" verkauft, der hierin ein Erholungsheim betreibt. Heute dient das Gebäude als Thoraxklinik der Landesversicherungsanstalt Baden. Rohrbach hat nicht nur Goethe tief beeindruckt, auch für Joseph Freiherr von Eichendorff wird die Begegnung mit der schönen Bürgerstochter Katharina Förster schicksalhaft. Seine Jugendliebe hat Eichendorff im Gedicht "Das zerbrochene Ringlein" verewigt, das nach Vertonung durch Friedrich Glück unter dem Titel "In einem kühlen Grunde" zum Volkslied wird. Der Eichendorff-Platz am Rohrbacher Kreuz erinnert an den Aufenthalt des Dichters. Von alters her prägt - neben Landwirtschaft und Weinbau - der auch wirtschaftlich genutzte Wald das Landschaftsbild Rohrbachs und verleiht dem Dorf seinen romantischen Zauber. Nach seiner Eingemeindung (1927) und besonders in den 60er Jahren nimmt Rohrbach eine dynamische Entwicklung. Denn während Rohrbach zum Zeitpunkt der Eingemeindung etwa 5.200 Einwohner zählt, sind es 1950 9.300 und 1993 bereits 13.670. Anfang der 60er Jahre werden der Boxberg und ein Jahrzehnt später der Emmertsgrund als eigenständige Stadtteile aus der Rohrbacher Gemarkung herausgelöst. Ende der 60er Jahre erweitert sich die Wohnbebauung nach Süden (Hasenleiser). An der Grenze nach Leimen wird ein Gewerbegebiet eingerichtet. Mit dem Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL), 1974 als internationale Forschungsorganisation gegründet, findet eine renommierte wissenschaftliche Einrichtung in Rohrbach ihren Standort. Rohrbach verfügt über ein seit 1971 im alten Rathaus untergebrachtes Heimatmuseum. Das Heimatmuseum dokumentiert und präsentiert die Siedlungs- und Ortsgeschichte Rohrbachs und trägt auf vielfältige Weise zum Geschichtsbewußtsein wie kulturellen Leben des Stadtteils bei. |
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Weiterführende Literatur | |
Die Stadt- und die Landkreise Heidelberg und Mannheim |
Amtliche Kreisbeschreibung. Bd. II: Die Stadt Heidelberg und die Gemeinden des Landkreises Heidelberg. Hrsg. v. d. Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg. Karlsruhe 1968, S. 139-149. |
1200 Jahre Rohrbach 766-1966 |
Hrsg. v. W. Kaltschmidt. Heidelberg 1966. |
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