Die Tiefburg, 1913.
Handschuhsheim
Nördlich von Heidelberg in der Rheinebene, am Fuß des geschichtsträchtigen Heiligenbergs liegt das 1903 eingemeindete ehemalige Dorf Handschuhsheim mit heute rund 16.000 Einwohnern.

Seine erste Erwähnung fällt bereits in das Jahr 765 - ein fränkischer Edelmann vermacht in einer Schenkungsurkunde der Abtei Lorsch den ihm gehörenden Weinberg in "Hantscuhesheim" am Neckar im Lobdengau. Auch die Römer haben hier ihre Spuren hinterlassen. Reste von Wohnungen, einer Villa und einem Gräberfeld am Hilzweg sowie einem Tempelbezirk auf der Kuppe des Heiligenbergs sind noch heute zu sehen.

Während des 12. Jahrhunderts ist es das Geschlecht der Edlen von Schauenburg, das seine Herrschaft über Dossenheim, Handschuhsheim und Neuenheim wie auch die Klöster auf dem Heiligenberg begründen kann. Später hat das Geschlecht derer von Handschuhsheim hier seinen Sitz, von dem das Dorf Namen und Wappen bezieht und deren (Tief-)Burg sich in der Ortsmitte erhalten hat. Das Geschlecht erlischt zu Beginn des 17. Jahrhunderts. In die Erbfolge tritt die Familie von Helmstadt ein, deren Sproß Graf Bleickard 1950 die Tiefburg an die Stadt Heidelberg verkauft.

Gegenüber der Tiefburg befindet sich das Gut mit dem sogenannten Handschuhsheimer Schlößchen. Ab 1783 hält die Familie Rottmann das Gut, die durch den berühmten Maler der Romantik Carl Rottmann (1797-1850) hervortritt. Später gelangt das Gut an den Engländer J.B. Graham, der dem Schlößchen den nach ihm benannten Grahampark hinzufügt. 1919 geht auch dieser Besitz auf die Stadt über, die hier die Städtische Musik- und Singschule einrichtet.

Ein weiteres bedeutsames Bauwerk ist die St. Vituskirche, die älteste Kirche auf Heidelberger Stadtgebiet. Um 770 steht an gleicher Stelle eine karolingische Kapelle. Aus dieser Zeit haben sich ein "Triumphbogen" und Reste der östlichen Turmmauer erhalten. 1053 bis 1057 entstehen ein Neubau im romanischen Stil. Besondere Bedeutung erfährt die Kirche aufgrund der alten Grabdenkmäler.

Seit 1910 verfügt auch die evangelische Kirche über ein eigenes Gotteshaus. Die Kirche, vom Raumtyp her eine sogenannte Predigtkirche, bildet ein malerisches Ensemble mit verschiedenen Stilrezeptionen. Der Turm entwickelt sich gar zum Wahrzeichen des Stadtteils.

Dem eigentlichen Odenwald vorgelagert befindet sich auf Handschuhsheimer und Neuenheimer Gebiet der rund 440 Meter hohe Heiligenberg mit seinen zwei Gipfeln. Er dient früh Kelten und Römern als Kultstätte; zwei Ringwälle aus der Zeit vor Christi Geburt sind erhalten geblieben ebenso wie römische Steinfragmente mit Weiheinschriften. Abt Thiothroch von Lorsch erwählt Ende des 9. Jahrhunderts den Ort zur Anlage des Klosters St. Michael. Im 13. Jahrhundert folgen den Benediktinern die Prämonstratenser. Aus dieser Zeit stammt die Bezeichnung "Allerheiligenberg - Heiligenberg". Auf der vorderen Bergkuppe gründet Diakon Arnold vom Kloster St. Michael um 1090 eine Klause mit Kapelle, die vier Jahre später zur Propstei erhoben und dem Heiligen St. Stephan geweiht wird.

Bis in die Neuzeit ist das Landschaftsbild in der Ebene von zahlreichen Treibhäusern und Feldern, das der Berghänge von Weinstöcken geprägt. Die Verbindung von Landwirtschaft und Wohnsiedlung hat Handschuhsheim schon früh zu einem gesuchten Ziel vieler Wohnungssuchender werden lassen, die seine schöne Lage an der Bergstraße und die Nähe des Odenwalds schätzen. Zahlreiche Vereine zeugen von einem erfreulich vielfältigen kulturellen Leben.
   
Weiterführende Literatur

Heiberger, Hans: Handschuhsheim

Chronik eines Heidelberger Stadtteils. Heidelberg 1985.

Moers-Messmer, Wolfgang von: Der Heiligenberg bei Heidelberg

Heidelberg 1987.
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Stand: 7. April 1999