Waldparksiedlung Boxberg, 1972.
Boxberg
Der Stadtteil Boxberg liegt im Süden Heidelbergs am Westhang des Königstuhls auf einer leicht geneigten Buntsandsteinscholle in ca. 250 Meter Höhe. Die ersten Siedlungsspuren wie Topfscherben oder Jagdwaffen aus Stein reichen bis in die Jüngere Steinzeit vor rund 5.000 Jahren zurück.

Das quellenreiche Wald- und Wiesengelände Boxberg wurde von den Rohrbacher Bauern als Weideland für Kuh-, Schweine- und Ziegenherden genutzt. Die alten Gewannnamen Weide, Kartoffelstück oder Gaisberg belegen die bäuerliche Nutzung ebenso wie die Bezeichnungen Schweins- und Kuhbrunnen. Die Deutung des Namens Boxberg auf die dort weidenden Ziegenböcke zurückzuführen, ist durch schriftlichen Quellen nicht zu belegen.

Das im zweiten Weltkrieg unzerstörte Heidelberg erlebte nach 1945 einen starken Zustrom von Flüchtlingen und Vertriebenen. Die durch Einrichtung des amerikanischen Hauptquartiers und die expandierende Universität sich noch verstärkende Bevölkerungszunahme gab den Anstoß zur ersten großen Stadterweiterung nach Kriegsende: Die "Waldparksiedlung Boxberg" wurde gebaut. Im Flächennutzungsplan von 1957 wurde das circa 54 Hektar große Gebiet für den Wohnbau ausgewiesen. Da sich die Flächen bereits in städtischem Besitz befanden, konnte das Vorhaben schnell verwirklicht werden.

In dem neuen Stadtteil sollten rund 6.000 Menschen in etwa 1.370 Wohnungen in Wohnanlagen sowie in 220 Ein- und Zweifamilienhäusern leben. Sowohl der Wohnungsbau als auch die Errichtung der öffentlichen Einrichtungen berücksichtigten die ökologische und landschaftliche Situation: Der etwa 30 Meter breite Waldrand blieb als schützender Trauf erhalten; die Wohngebäude (mehrgeschossige Häuser im Waldbereich, Ein- und Zweifamilienhäuser auf den ehemaligen Wiesen) wurden in die Parklandschaft eingefügt. Ein eigenes Heizkraftwerk versorgt den Stadtteil mit Fernwärme.

Die ersten Boxberg-Bewohner bezogen ab Oktober 1962 ihre Wohnungen in den Straßen "Berghalde" und "Zur Forstquelle. Anfangsschwierigkeiten, wie noch nicht funktionierende Heizungen, tropfende Wasserhähne und als beschwerlich empfundene Schul- und Einkaufswege nach Rohrbach, ließen zunächst das Gefühl aufkommen, in Heidelbergs "Wildem Westen" zu leben. Angenehmes Klima und ein weiter Blick in die Rheinebene entschädigten jedoch dafür.

Das Fernheizwerk nahm 1963 seine volle Leistung auf. Ab November 1962 war der öffentliche Nahverkehr Boxberg-Rohrbach in Betrieb, eine durchgehende Busverbindung zur Stadtmitte folgte. In zwei Schulpavillons begann 1963 der Unterricht für die Grund- und Hauptschüler; das Gebäude der Waldparkschule mit Turnhalle (1996 zur Mehrzweckhalle umgebaut) wurde 1967 seiner Bestimmung übergeben. Es folgte der Bau der konfessionellen Gemeindezentren und Kindergärten. In der ruhigen waldnahen Lage errichtete die Arbeiterwohlfahrt 1970 das Seniorenzentrum Louise Ebert.

Die Einkaufsmöglichkeiten verbesserten sich nach Fertigstellung des Einkaufszentrums im Dezember 1970. Weitere Geschäftskomplexe mit Arztpraxen sowie eine Postdienststelle kamen bald hinzu. Mit der Fritz-Gabler-Schule hat heute eine der angesehensten Hotelfachschulen Europas ihren Sitz in dem Stadtteil.

Anfang der 70er Jahre war die Entwicklungsmaßnahme Boxberg weitgehend abgeschlossen. Der Einwohnerstand hat das Ziel von 6.000 jedoch nie erreicht. Im Gegenteil: Die Zahl der Boxberger ist von 5.463 im Jahr 1976 auf 4.448 im Jahr 1997 zurückgegangen. Seit 1963 bemüht sich der Stadtteilverein Boxberg, ein Stadtteilbewußtsein zu entwickeln und zu fördern.
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Stand: 17. Juli 2000