stadtblatt zum Blättern

stadtblatt / 7. Dezember 2022 2 Lust auf ehrenamtliches Engagement? SONDERSEITEN FÜR SENIOREN „Das beste Mittel, Lebensfreude zu erhalten“ Die Soziologin Dr. Nikola Jung zu Engagement im Alter Der Freiwilligensurvey 2019 hat es gezeigt: Vor allem bei Menschen über 65 ist das ehrenamtliche Engagement in den letzten zehn Jahren am stärksten gestiegen. Fast ein Drittel engagiert sich freiwillig für andere.Wie Ältere dabei selbst profitieren und warum das zum Beispiel gerade in Heidelbergs Seniorenzentren ein Thema ist, erklärt Dr. Nikola Jung. Sie koordiniert die Weiterentwicklung der Seniorenarbeit im Amt für Soziales und Senioren der Stadt. Dr. Nikola Jung Warum sollten sich ältere Menschen ehrenamtlich engagieren? Dr. Nikola Jung Seniorinnen und Senioren, die sich engagieren, haben oft den Wunsch, Gesellschaft aktiv mitzugestalten.Siewerdengebraucht, können ihre Lebenserfahrung und ihrWissen einbringen und tun etwas für sich und andere.Das fördert neue sozialeKontakteund trägt oftwesentlich zuGesundheit und Zufriedenheit bei. Wer sich engagiert, ist Teil einer Gemeinschaft und lernt oft selbst noch dazu. Das ist das beste Mittel, um sich Lebensfreude zu erhalten und Einsamkeit vorzubeugen. Wie kann ehrenamtliches Engagement im Alter aussehen? Jung Da gibt es keine festen Regeln. Einerseits ist da das organisierte Engagement zum Beispiel in Vereinen, bei Kultur- und Bildungseinrichtungen wie der Akademie für Ältere, den Seniorenzentren, in kirchlichen und kommunalen Organisationen, oft vermittelt über die FreiwilligenAgentur, die mit rund 200 Vereinen, Einrichtungen und Projekten in Heidelberg kooperiert. Und es gibt ein ganz niedrigschwelliges, eher informelles Engagement, etwa in der Nachbarschaft, wenn es darum geht, der hochaltrigen Dame von nebenan regelmäßig beim Einkauf zu helfen oder mit demHund Gassi zu gehen. Sie koordinieren auch die Arbeit in den Seniorenzentren… Jung …die ohne Ehrenamtliche gar nicht existieren könnten. Ehrenamt ist hier eine tragende Säule. Frühstück- und Mittagstischangebote werden mit Ehrenamtlichen organisiert, die Leitung von Tanz- und Bewegungskursen, Sprachkursen, Digitalangebote, Hilfe im Bürobereich, Telefondienste, die Dekoration der Räume bei Festen und vieles, vieles mehr. Ohne unsere ehrenamtlichen Kräfte wäre das Angebot undenkbar. Wo sehen Sie Aufgaben für die Zukunft? Jung Die sehe ich darin, die Heterogenität des Alters zu berücksichtigen. Konkret: Für junge Seniorinnen und Senioren, die gerade aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind, eignet sich das sogenannte „neue Ehrenamt“ mit seinen zeitlich begrenzten Engagements. Und für ältere Menschen, die sich bereits engagieren, aber langsam auf demWeg zur Hochaltrigkeit sind und deren Leistungsfähigkeit natürlich nachlässt, müssen Einsatzmöglichkeiten angepasst werden. Außerdem wäre es schön, noch mehr ältere Menschen ohne Engagementerfahrung an das Ehrenamt heranzuführen – es sollten noch viel mehr von der sinnstiftenden und gesundheitsfördernden Wirkung profitieren können. eu Zubereitung eines gemeinsamen Frühstücks für Besucherinnen und Besucher im Seniorenzentrum Kirchheim: Die Seniorenzentren sind bei ihren Aktivitäten auf Ehrenamtliche angewiesen, viele Angebote ohne sie nicht möglich. (Foto Arndt) Paten-Oma und -Opa Junge Familien können oft bei der Kinderbetreuung nicht mehr auf ihre Ursprungsfamilie zurückgreifen. Das Projekt „PatenOma/PatenOpa“ bietet eine Möglichkeit für verlässliche Unterstützung. Patenomas und -opas sind zwischen drei bis zehn Stunden wöchentlich in den Familien. Kontakt: SeniorenzentrumWeststadt, Antje Kehder,Telefon 06221 58-38340. Mobilität und Teilhabe Mit dem spendenfinanzierten Projekt „Mobilität und Teilhabe für ältere Menschen mit Einschränkungen“ erprobt die Stadt verschiedene Hilfsangebote: › einen Fahrdienst,der es mobilitätseingeschränkten Personen ermöglicht, insbesondere die Seniorenzentren gut zu erreichen. › einen Begleitdienst, der ältere Menschen zu Fuß oder im ÖPNV begleitet, wenn diese sich alleine nicht mehr sicher fühlen. › Nachbarschaftsprojekte, die generationenübergreifenden Zusammenhalt und mobilitätsunterstützende Maßnahmen stärken. Kontakt: Sandra Dokter, Amt für Soziales und Senioren,Telefon 06221 5838320,sandra.dokter@heidelberg.de „ZwischenMenschlich“ „ZwischenMenschlich“ ist ein ehrenamtlicher Besuchsdienst bei hochaltrigen Personen ab 85 Jahren, die noch in ihrerWohnung leben.Ziel ist es, ihrer Vereinsamung vorzubeugen und sie mehr am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen. Kontakt: Amt für Soziales und Senioren, Antje Maaß, Telefon 06221 5837420,Nicolas Frank,Telefon 58-38600. Als Betreuer helfen Ehrenamtlich tätige Betreuer oder Betreuerinnen helfen volljährigen Menschen, die aufgrund einer psychischen Krankheit oder einer körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderung ihre Angelegenheiten ganz oder teilweise nicht selbst regeln können. Das umfasst unter anderem › dieVertretung gegenüber Behörden, › Gespräche mit Ärzten, › die Regelung von Finanzen und Rentenangelegenheiten, › die Organisation von pflegerischen Diensten. Kontakt: Amt für Soziales und Senioren – Betreuungsbehörde, Telefon 06221 58-38840, E-Mail: betreu ungsbehoerde@heidelberg.de,www. heidelberg.de/betreuungsbehoerde. (Foto Dittmer) (Foto Dorn)

RkJQdWJsaXNoZXIy NjQ3NzI2