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stadtblatt / 26. Oktober 2022 10 KANDIDIERENDE ZUR OB-WAHL: SASSAN KHAJEHALI Yallah Yallah! Quote für Migrant:innen Liebe Menschen in dieser Stadt, als ich mich vor 16 Jahren zum ersten Mal um die Stelle des Heidelberger Oberbürgermeisters beworben hatte, da die damalige Oberbürgermeisterin Beate Weber nicht mehr antreten wollte, erfuhr ich sowohl Applaus als auch Kritik. Ich ließ mich von anerkennenden Worten inspirieren, die Kritik war für mich ein Ansporn, an meinem Vorhaben, nämlich für meine Ideen mehr Aufmerksamkeit zu finden, festzuhalten. Als es bei jener OB-Wahl im Jahre 2006 zur Stichwahl zwischen dem jetzigen Oberbürgermeister Herrn Prof. Würzner und der damaligen Grünen-Spitzenkandidatin Frau Caja Timm kam, hat mich Herr Würzner um Unterstützung gebeten, was bekanntlich in der Politik gang und gäbe ist. Bei unseremTreffen habe ich angeregt, dass er mir das Versprechen geben sollte, sich für ein viertes Dezernat namens Integrationsbürgermeister einzusetzen, was auch erfreulicherweise im September 2007 mit der Wahl des Herrn Wolfgang Erichson zum Bürgermeister für das Dezernat Integration, Gleichheit und Bürgerdienste zustande kam. 2006 beabsichtigte ich mit meiner OB-Kandidatur, dass sich Migrant:innen für die regionalen bzw. überregionalen Wahlen stärker interessieren, was mir meines Erachtens im Nachhinein sehr gut gelungen ist. Bei näherer Betrachtung stellen wir fest, dass die Anzahl der Kandidaten und Kandidatinnen mit Migrationshintergrund in den Gemeinderatswahlen 2014 bzw. 2019 stark zugenommen hat. Folgerichtig befinden sich unter den jetzigen OB-Kandidat:innen zwei Damen mit Migrationshintergrund. Auch mit meiner jetzigen OB-Bewerbung möchte ich unter anderem Folgendes erreichen bzw. anregen: Ich will eine „Migrantenquote“ für den öffentlichen Dienst einführen, um die Zahl der Migrant:innen entsprechend ihremAnteil an der Bevölkerung zu erhöhen. Ich spreche hier nicht nur von gewöhnlichen Anstellungen im öffentlichen Dienst, sondern ich verlange eine „Migrantenquote“ für die leitenden Positionen. Was spricht z.B. gegen eine/n kurdischstämmige/n Mitbürger/in, die neben seiner/ihrer hohen Qualifikationen mehrere Sprachen (Deutsch, Kurdisch, Persisch, Arabisch, Türkisch) sprechen kann,der/die in zwei Kulturen aufgewachsen ist.Das kann nur zu Bereicherung unsrer Gesellschaft führen und unsere Kinder, Enkelkinder und allen anderen Migrant:innen würden sich repräsentiert fühlen. Wir sind eine diverse Gesellschaft, und das muss sich widerspiegeln im öffentlichen Dienst, und zwar bei Spitzenpositionen. So wie wir - meistens an Abenden - einen Tisch beim Italiener, Griechen, Türken, Perser usw. reservieren, und es genießen, von diesen netten und flexiblen Gastronomen, die uns ermöglichen, unseren Wein auch nach dem Schließen der Gaststätte in aller Ruhe auszutrinken, bedient zu werden, könnte ich mir auch vorstellen, dass unsere Kinder und Enkelkinder in naher Zukunft die Perspektive bekommen, beim öffentlichen Dienst große und vorbildliche Karriere in leitenden Stellen machen. Ich appelliere an Sie, liebe Wähler:innen, dass Sie am Wahltag, den 6.November bei meinem Namen ein Kreuzchen machen. Mit Ihrem Votum werde ich mit äußerst großer Wahrscheinlichkeit nicht der Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg, jedoch würde Ihre Stimme dazu beitragen, dass die aussichtsreichsten Kandidat:innen bei der eventuellen zweiten OB-Wahl auf mich zukommen und um meine Wählerstimmen werben. Da werde ich mehr Gehör finden, um optimaler für meine Wahlziele zu kämpfen. Bei meiner Wahl setze ich mich für die Schaffung eines internationalen Zentrums für die Studenten- und Protestbewegung im ehemaligen Heidelberger Gefängnis „Fauler Pelz“ (eins der beiden Gebäude) ein. Zwischen 1967 und 1973 gab es eine aktive Studentenbewegung in Heidelberg. Ich würde mich für den Einzelhandel einsetzen. Vor allem muss der Einzelhandel in der Innenstadt gestärkt werden. Je nach Rechtslage würde ich durch mehrere verkaufsoffene Sonntage ermöglichen, dass der Einzelhandel gute Umsätze erzielt. Die Öffnungszeiten sollten wiederholt sonntags und zwar tagsüber vor dem Einbruch der Dunkelheit sein, dabei hoffen wir, dass bis dahin Herr Putin zur Besinnung gekommen ist. Es ist mir bewusst, dass pro Jahr maximal vier allgemeine verkaufsoffene Sonntage pro Gemeinde durch Rechtsverordnung freigegeben werden dürfen. Während der Coronazeit herrschten die Ausnahmeregeln und dabei haben die Händler trotz staatlicher Hilfen enorme Verluste erlitten. Wenn solche Gesetzesausnahmen dem Einzelhandel gewaltige finanzielle Einbußen gebracht haben, könnte die Gesetzgebung durch ähnliche Gesetzesausnahmen dazu beitragen, dass der Einzelhandel wieder in Schwung kommt, andernfalls werden Menschen eher online einkaufen. Zu meiner Person: Ich bin Sassan Khajehali, Jahrgang 1965 in Teheran. Seit 1989 lebe ich in Deutschland, seit 1991 ununterbrochen in Heidelberg. Ich habe zwei Kinder und ein Enkelkind. Ich arbeite seit Jahren als Übersetzer der persischen Sprache und DaF-Fachlehrer. Was dieWohnungsnot in Heidelberg betrifft - darüber wird seit Jahren diskutiert - schlage ich vor, dass das Heidelberger Bauamt mit sehrwenig Bürokratie und geringem Aufwand die Nutzungsänderung der freistehenden Büroräume vornimmt. Die neu entstandenen Wohnungen, die sich im Bereich des Erdgeschosses befinden, sollten eher für die Menschen mit Behinderung reserviert und barrierefrei sein. Ich setze mich für eine solidarische und soziale Stadtgesellschaft ein. Im Wissen um den materiellen und kulturellen Reichtum unserer Stadt möchte ich die Aufmerksamkeit vor allem auf diejenigenMenschen richten,die inArmut leben undAusgrenzung erfahren.Mein Wahlziel bleibt, die Zahl dieser Bürgerinnen und Bürger, die arm oder von Armut bedroht sind, erkennbar zu verringern. In den Sonderseiten zur OB-Wahl stellen sich die zur Wahl zugelassenen Kandidierenden vor. Die Autorinnen und Autoren sind für den Inhalt ihrer Beiträge in vollem Umfang selbst verantwortlich. Die Stimme der Unzufriedenen und für eine Kultur der Solidarität.

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