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stadtblatt / 27. April 2022 3 „Die IBA hat Maßstäbe in der Stadtentwicklung gesetzt“ Erster Burgermeister Jurgen Odszuck und IBA-Direktor Prof. Michael Braum resü- mieren, was die IBA für Heidelberg bedeutet Direktor der IBA Heidelberg Michael Braum Die Internationale Bauausstellung Heidelberg (IBA) hat Spuren hinter- lassen. Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck, Vorsitzender des IBA-Auf- sichtsrates, und IBA-Direktor Prof. Michael Braum, ziehen nach zehn Jahren Bauausstellung Bilanz. 2012 nahm die IBA ihre Arbeit auf, 2022 sind neun IBA-Projekte in Nutzung oder im Bau, 14 weitere in Planung. Welche Rolle spielte die IBA in Heidelberg? Prof. Michael Braum: Wie woh- nen wir morgen? Wie arbeiten wir morgen? Welche neue Mobilität brauchen wir? Welche Stoffkreisläu- fe? Die IBA hat mit ihren Projekten dazu beigetragen, dass die Diskussi- on dieser Zukunftsfragen ganz oben auf die Agenda in Heidelberg gesetzt wurde. Im Resultat gehört Heidel- berg heute zu den Städten, über die die Fachwelt redet, wenn es um die Stadtentwicklung von morgen geht. Darauf sind wir auch ein bisschen stolz. Jürgen Odszuck: Die IBA ist ers- tens ein Treiber, zweitens ein Mah- ner und drittens ein Akteur, der immer den Finger in die Wunde legt – kurz: der vielzitierte »Ausnahme- zustand auf Zeit«. Was wäre ohne die IBA in Heidelberg nicht möglich gewesen? Odszuck: Die IBA hat auf ver- schiedenen Ebenen in Heidelberg viel bewirkt. Zum einen sind durch sie zahlreich e Dialoge angestoßen worden, die ohne sie nicht statt- gefunden hät ten. Zum anderen hat uns die IBA auch die Möglichkeit eröffnet, aus anderen Blickwinkeln und Richtungen zu denken, sich mit Prozessen zu beschäftigen, für die eine Stadtverwaltung norma- lerweise nicht die Zeit findet oder für die sie nicht die Ressourcen hat. Das ist das Besondere an einer IBA. Und das ist es, was eine Stadt tatsächlich auch weiterbringen kann. Braum: Eine der größten Heraus- forderungen war mit Sicherheit das PHV: Sich Gedanken über eine kom- plexe Stadtentwicklung zu machen, alle Themen, die uns in Zukunft be- schäftigen, auf 100 Hektar zu bün- deln, das war ein Mammutprojekt, aber für einen Städtebauer auch ein Geschenk. Ich bin der Stadt Heidel- berg unglaublich dankbar dafür, dass sie uns die Ressourcen zur Ver- fügung gestellt hat, dass wir die Bes- ten der Besten als Fachplanerinnen für diesen Prozess gewinnen konn- ten. Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck Was war für Sie die größte Herausforde- rung in der IBA-Ära? Odszuck: Wenn Sie mich nach der größten Herausforderung durch die IBA fragen, muss ich ehrlicherweise antworten: Für mich steht diese wahrscheinlich noch bevor. Ich ken- ne keine Arbeit bei der Stadt Heidel- berg ohne IBA. Ich durfte die zweite Hälfte der IBA-Phase als Baudezer- nent in allen baulichen und Stadt- entwicklungsfragen begleiten, bera- ten und auch leiten. Jetzt kommt für mich die Zeit,in der es ohne IBA gehen muss. Ich werde die IBA als Thinktank und Sparrings- partner vermissen. Was sind Ihre Wünsche für die Zeit nach der IBA, was bleibt von der IBA? Odszuck: Die IBA hat Maßstäbe in der Stadtentwicklung gesetzt. Wir wollen diesen hohen Qualitätsan- spruch der IBA in Heidelberg ebenso beibehalten wie den Mut, mehr Experimente zu wagen. Braum: Meine Wünsche für die 20 Jahre nach der IBA sind, dass der Geist, den die IBA hier nach Heidel- berg gebracht hat, sich hält und dass wir Baubürgermeister wie den jetzi- gen haben, die diesen Geist auch wei- ter transportieren, dass die Stadt wei- terhin die Infrastruktur dafür schafft, und dass Leute da sind, die diesen Geist auch leben. Mit den Strategieräumen hinterlässt die IBA einen ganz zentralen Beitrag für die Zukunft von Heidelberg. Sie liefern Handlungsstrategien und Ins- trumenten-Baukästen, wie man eine neue und andere Art der Stadtent- wicklung betreiben kann als die, die wir in der Vergangenheit betrieben haben. Ausgewählte Fahrrad-Tou- ren und aufschlussreiche Spaziergänge zu den IBA- Projekten finden sich auf der eigens erstellten App „IBA Heidelberg 2022“. Die App hält für den Besuch vor Ort alle wichtigen Informatio- nen kompakt bereit und erleichtert die Navigation zwischen Ausstellung, Veranstaltungen und Projektstandorten. Sie ist im Apple und Google Play Store erhältlich. Weitere Informationen www.iba.heidelberg.de IBA App Ein kompaktes Besuchserlebnis IBA-Kuratorin Dr. Dorothea Deschermei- er über die Ausstellung im Neuen Karlstor- bahnhof Z ehn Jahre Internationale Bau- ausstellung: Wie zeigt man in einer Ausstellung das breite Tätig- keitsfeld einer IBA und die komple- xen Planungsprozesse von der Idee bis zum fertigen Projekt? Diese Auf- gabe hat die Kuratorin Dr. Dorothea Deschermeier übernommen. Ihr Ansatz: „Jeder Raum hat die Auf- gabe erhalten, einen bestimmten Aspekt aus diesem breiten Tätig- keitsfeld zu vermitteln: In einem Saal erwartet den Besucher ein über 75 Quadratmeter großes Stadtmodell Heidelbergs,in dem alle Projekte der IBA verortet sind. Darüber schwebt ein großes Mobilé,das für das fragile Gleichgewicht einer ausgeglichenen Stadt steht. Im zukünftigen Konzertsaal des neu- en Karlstorbahnhofs sammelt ein raumgreifendes Baugerüst die Infor- mationen zu den Projekten; in an- deren Bereichen geben verschiedene Medieninstallationen den Menschen hinter der IBAeine Stimme.Sowollen wir anschaulich das Motto der IBA Heidelberg „Wissen | schafft | Stadt“ erläutern und Einblicke in das 10-jäh- rige Wirken der IBA geben.Wir wün- schen allen einen unterhaltsamen Besuch der Ausstellung. Kommen Sie am besten mit dem ÖPNV oder dem Rad zumMarlene-Dietrich-Platz 3.“ INTERNATIONALE BAUAUSSTELLUNG HEIDELBERG IBA-Kuratorin Dorothea Deschermeier ( Foto Dittmer)
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