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stadtblatt / 27. Juli 2022 5 KLIMASCHUTZ Städtetag beriet in Heidelberg zu Klimaschutz OB Würzner fordert einfachere Genehmi- gungsverfahren U nter dem Titel „Stadt macht Klima – den Wandel gestalten“ kamen am 21. und 22. Juli rund 500 Gäste nach Heidelberg zur diesjäh- rigen Hauptversammlung des Städ- tetags Baden-Württemberg.Bürger- meisterinnen und Bürgermeister aus 198 Mitgliedstädten befassten sich im SNP dome mit Klimaschutz vor Ort.Eine Exkursion führte durch den Passivhausstadtteil Bahnstadt als Beispiel für praktizierten kom- munalen Klimaschutz. „Klimaschutz ist ohne die Städte nicht zu machen“,sagte Mannheims Oberbürgermeister und Städtetags- präsident Dr. Peter Kurz: „Unser ge- meinsames Ziel heißt Klimaneut- ralität 2040. Die Städte haben dazu individuelle,kreative Ideen undwol- len aktiv vorangehen.“ Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner sprach ebenfalls auf der Versammlung: „Heidelberg zeigt: Klimaneutralität ist möglich. Dazu müssen alle an einem Strang ziehen, von den Bürgern über den Hand- werksbetrieb bis zu großen Ein- richtungen wie Unternehmen und Hochschulen. Kommunen brauchen hier- für eine substanzielle Unter- stützung. Heidelberg hat bereits mehrere hundert Millionen Euro in den Klimaschutz investiert. Das zahlt sich jetzt doppelt aus, sowohl bei der Klimabilanz wie bei den Energiekosten.“ Der Oberbürger- meister wies aber auch darauf hin, dass die Genehmigungsverfahren für Klimaschutzmaßnahmen wie den Ausbau der Windenergie oder Radschnellwege zu lange dauern. Er forderte daher, „die Gesetzgebung zu entrümpeln“, denn viel Zeit habe man nicht mehr. Am zweiten Tag der Hauptversamm- lung stand die Akzeptanz in der Be- völkerung für Klimaschutzmaßnah- men im Mittelpunkt.Als Gast sprach Ministerpräsident Winfried Kret- schmann. red Die Kommunen fordern vom Land einfachere Genehmigungsverfahren für Klima- schutzmaßnahmen: die Oberbürgermeister Kurz (l.) und Würzner (r.) im Gespräch mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann im SNP dome. ( Foto Stadt HD) Ziel vorgezogen: bis 2040 klimaneutral Stadtverwaltung will als Vorreiter Klimaneu- tralität für ihren Bereich bereits 2030 erreichen D ie Stadt Heidelberg zieht ihr Ziel, gesamtstädtisch klima- neutral zu werden,von 2050 auf 2040 vor. Im Bereich der Stadtverwaltung soll die Klimaneutralität aufgrund bereits erzielter Reduktionen sogar bereits im Jahr 2030 erreicht wer- den. Darauf hat sich der Gemeinde- rat am 20. Juli mit großer Mehrheit geeinigt. Das Institut für Energie- und Um- weltforschung Heidelberg (ifeu- Institut) hatte dem Gemeinderat einen Bericht zu den aktuellen Klimaschutzaktivitäten vorgelegt. Demnach sei der Zielhorizont zwar ambitioniert, aber unter den sich ändernden Rahmenbedingungen des Bundes realistisch.Der Stadtver- waltung bescheinigt die Studie, eine Vorreiterposition beim Klimaschutz einzunehmen. Bis Ende des Jahres entwickelt die Stadt Heidelberg nun einen neuen Klimaschutzplan mit neuen zusätzlichenMaßnahmen für alle Sektoren. Kohlenstoffdioxid-Emissionen bereits um 29 Prozent gesunken Laut des Gutachtens sind die Koh- lenstoffdioxid-Emissionen über alle Sektoren – den Verkehr mit in- begriffen – von 1987 bis 2020 um 29 Prozent gesunken. Der Stadtver- waltung selbst bescheinigt der Be- richt ein besseres Niveau in Sachen Klimaschutz als der Gesamtstadt: So werden die meisten städtischen Gebäude mit Fernwärme beheizt, deren Erzeugung immer „grüner“ wird. Zusätzlich wirke eine konsequente Sanierungsstrategie bei den bereits vorhandenen Gebäuden zusammen mit einem Neubau von Gebäuden ausschließlich im Passivhaus-Stan- dard für eine Verminderung des Verbrauchs.Wörtlich heißt es: „Auf- grund der hohen Reduktion der CO₂-Emissionen in den letzten 20 Jahren wäre es möglich, im Bereich der Stadtverwaltung bereits im Jahr 2030 die Klimaneutralität zu errei- chen.“ Die Stadt konnte den Energiever- brauch ihrer kommunalen Gebäude durch unterschiedlichste Maßnah- men bereits um 63 Prozent im Ver- gleich zum Jahr 1993 senken. Die kommunalen Liegenschaften wer- den zu 100 Prozent mit Strom aus er- neuerbaren Energien versorgt. Über 30 Jahre konsequenter Klimaschutz Im April dieses Jahres ernannte die Europäische Union Heidelberg als eine von 112 europäischen und as- soziierten Städten zur Modellstadt „100 klimaneutrale und intelligente Städte“. Ende 2019 hatte der Gemein- derat mit großer Mehrheit einen 30 Punkte umfassenden Klimaschutz- aktionsplan verabschiedet und Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner im Frühjahr desselben Jah- res den Klimanotstand ausgerufen. Zuvor hatte sich die Stadt am Bun- desprogramm „Masterplan 100 % Klimaschutz“ beteiligt. stö Mehr Klimaschutz unter www.heidelberg.de/ masterplan100 Ein weiterer Schritt zur Klimaneutralität: Eine neue Photovoltaikanlage wärmt jetzt das Wasser im Tiergartenbad. Macht rund 135 Tonnen weniger CO 2 im Jahr. ( Foto Dittmer)
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