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stadtblatt  / 17. März 2021 5 SONDERSEITEN BÜRGERENTSCHEID: DIE POSITION DER BÜRGERINITIATIVE Für den Inhalt der Beiträge auf dieser Seite ist das Bürgerentscheid-Bündnis Ankunftszentrum, Flüchtlinge, Flächenerhalt BAFF in vollem Umfang selbst verantwortlich, insbesondere auch in Bezug auf alle notwendigen Nutzungsrechte. Stimmen Sie beim Bürgerentscheid mit JA Mitmachen und mit JA stimmen! W as spricht für ein Ankunfts- zentrum für Flüchtlinge in Heidelberg? Heidelberg ist eine internationale Stadt. Die Heidelbergerinnen und Heidelberger sind aufgeschlossen für andere Menschen mit verschiedenen Lebensweisen,sie gehen größtenteils tolerant und respektvoll miteinander um. Unsere Stadt eignet sich, um ge- flüchtete Menschen willkommen zu heißen. Die Ankommenden benötigen die Unterstützung der Unabhängigen So- zial- und Verfahrensberatung für ihr Asylverfahren. Die Nähe zum Stadt- raum Heidelberg garantiert eine kompetente Besetzung der Stellen in der Unabhängigen Sozial- und Ver- fahrensberatung. Im Rhein-Neckar-Raum befinden sich etablierte Beratungsstellen für Opfer von Gewalt,auch sexualisierter Gewalt, oder Beratung zur sexuellen Orientierung. Wichtig ist auch die rechtliche Beratung durch Rechtsan- wälte,die es hier gibt.Schließlich set- zen sich in Zeiten,die nicht durch die Pandemie Kontakte verhindern,viele Ehrenamtliche in der Kinderbetreu- ung und im Sprachunterricht ein. Die Nähe zu den Universitätsklini- ken ist für die medizinische Behand- lung von schweren und chronischen Krankheiten äußerst wichtig. Dazu haben sich beim Ankunftszentrum erfahrene Ärztinnen und Ärzte in den Ambulanzen vor Ort etabliert. Dort werden auch schwerwiegende psychische Verletzungen, Traumata, behandelt, die durch Gewalt im Her- kunftsland und auf der Flucht ent- standen sind. Geflüchtete, die auf eine medizinische Behandlung ange- wiesen sind, bleiben häufig länger in Heidelberg. In der rechtlichen und medizini- schen Beratung werden Sprachmitt- ler gebraucht. Das sind meistens eingewanderte Menschen mit guten Deutschkenntnissen. Studierende aus Heidelberg und der Umgebung arbeiten ebenfalls als Sprachmittler im Ankunftszentrum. Sie werden in der Beratung und in der Anhörung, dem ersten und wichtigsten Schritt imAsylverfahren, gebraucht. Nicht zuletzt sind der Kontakt, das Kennenlernen und der normale Austausch mit Bewohnern und Be- wohnerinnen in der Umgebung von Bedeutung. Zwar hat das Ankunfts- zentrum im Moment eine Randlage, aber die Chance, es in ein lebendiges Stadtviertel zu integrieren, sollten wir nutzen. Die Einbindung in ein Stadtquartier ist wichtig, um sich sicher in der Nachbarschaft zu füh- len, um Vertrauen aufzubauen und um Unterstützung zu finden.Soziale Kontakte zu ermöglichen,muss eine Selbstverständlichkeit sein, es ge- hört zu einem fairen Umgang mit- einander. Warum ist ein Ankunftszentrum in den Wolfsgärten nicht geeignet? Die Wolfsgärten liegen in isolierter Randlage am Autobahnkreuz Heidel- berg fern ab von jeder Behausung oder gesellschaftlichem Leben.(siehe Karte) Es ist laut und eng. Um in die Stadt zu gelangen, muss man zuerst durch eine dunkle Unterführung ne- ben den Bahngleisen unter der Auto- bahn und dann durch das wegen des regen Ladeverkehrs für Radfahrerin- nen und Fußgänger gefährliche Ge- werbegebiet „In der Gabel“. Spontan Heidelbergerinnen und Hei- delberger kennenlernen, gemeinsam spielen, Sport treiben, spazieren ge- hen oder zusammen Kaffee trinken ist dort nicht möglich. Freizeitaktivi- täten müssten an einem anderen Ort stattfinden, von anderen geplant, or- ganisiert und durchgeführt werden, das ist nicht selbstbestimmt. Für ein selbstverständliches Miteinander sollten wir gute Voraussetzungen schaffen. Wo könnte ein Ankunftszentrum in Heidelberg untergebracht werden? Durch den Abzug der US-Amerika- ner sind in Heidelberg 180 ha Kon- versionsflächen frei geworden, das PHV stellt mit 97 ha den größten Teil davon dar. Das ist für Heidelbergs Entwicklung eine große Chance. Seit 2014 steht das Ankunftszentrum im Patrick-Henry-Village,in der Mit- te des Areals, und nimmt eine recht große Fläche ein. Es werden die be- stehenden Gebäude und Strukturen genutzt. Hier kann es auf Dauer nicht bleiben. Eine Neuplanung des Ankunftszentrums würde einen Bruchteil der Konversionsfläche in Anspruch nehmen. Das ist auch im Bestand der Gebäude möglich. Die Infrastruktur des Stadtviertels könnte von den Bewohner:innen des Ankunftszentrums mitgenutzt wer- den, z.B. Spielplätze, Kindergärten, Schule und Sportplätze. Im Patrick-Henry-Village stehen vie- le Gebäude, die ohne großen Auf- wand direkt bewohnt werden könn- ten.Die schnelle Instandsetzung des Ankunftszentrums oder jüngst des Impfzentrums zeigen, dass es mög- lich ist, den Bestand zu nutzen Die Herausforderung ist heute,unter Beachtung des Flächen- und Klima- schutzes preisgünstigen Wohnraum zu schaffen, verschiedene Formen des Wohnens zu etablieren und ein Ankunftszentrum in ein Stadtvier- tel zu integrieren.Wo ginge das bes- ser als in einem Quartier, das gerade entsteht, wie auf unserer Konversi- onsfläche? Es gibt keine physischen Hindernisse dafür. Es kommt darauf an, was wir als Stadtgesellschaft wollen und welche Prioritäten wir setzen. Es ist sicher eine Herausfor- derung, im Patrick-Henry-Village das Ankunftszentrum, das knappe Gut des Bodens und klimasensibles Bauen sowie gutes und preisgünsti- ges Wohnen miteinander zu verein- baren. Das Ergebnis wird eine viel- fältige Siedlung mit einer sozialen Mischung und einer funktionalen Diversität sein - ein Leuchtturm. Zitate von Geflüchteten „The main problem is, that there is nothing here. You can only eat and sleep. ...We are so far away from the world.We are isolated.“ „Sie bemerken sofort, wenn Ge- flüchtete in der Stadt Menschen kennengelernt haben, sie sind fröh- licher, selbstbewusster.“ (Mitarbei- ter im AZ) Unser Bündnis setzt sich für die bauliche und soziale Integration des Ankunftszentrums im PHV ein. Über 11.500 Heidelberger:in- nen unterstützten das mit ihrer Unterschrift. ( Foto D. Kubirski, P. Rothe, J. Smale)

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