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stadtblatt  / 6. Mai 2020 2 Bündnis 90/Die Grünen Derek Cofie-Nunoo, Dr. Nicolá Lutzmann Niemand bleibt zurück! -Wirklich? Noch vor Kurzem waren unsere äl- teren Mitbürger*innen begehrte Konsument*innen der sogenann- ten „Silver Economy”, Leistungsträ- ger*innen beim bürgerschaftlichen Engagement und in vielen weiteren aktiven Rollen in der Gesellschaft. Schnell wurde deutlich, wie „sys- temrelevant“ die Enkelkind-Betreu- ung durch Großeltern ist, traf die Schließung der Betreuungsangebote und das Wegfallen der Hilfe durch Oma und Opa doch viele Familien. Auch in Heidelberg wird das Bild vom „Aktiven Altern” gesellschaft- lich erwartet und gelebt. Ältere Menschen stellen uns ihre Zeit, Le- benserfahrung und auch Geld zur Verfügung. Zahlreiche ältere Frauen und Männer in unserer Stadt bil- den als Einzelpersonen, in Vereinen und Organisationen das Rückgrat unseres gesellschaftlichen Lebens. Und dennoch stellen statistisch ge- sehen ältere Menschen DIE durch Covid-19 ammeisten gefährdete „Ri- sikogruppe“ dar.Aber unsere älteren Mitbürger*innen sind keine homo- gene Gruppe mit gleichem Risiko aufgrund ihres Alters. Wir müssen dringend differenzieren, um nicht Menschen, die individuell kein er- höhtes Risiko tragen, in ihrer Le- bensführung unnötig einzuschrän- ken. Gleichwohl benötigen wir dringend Lösungen für die älteren Mitbürger*innen, die sich derzeit in Einrichtungen der stationären Lang- zeitpflege befinden und seit Wochen auf Besuch ihrer Verwandten oder anderer Personen warten. Viele ältere Mitbürger*innen sind vom Social Distancing am stärks- ten betroffen. Die Heidelberger Einrichtungen, die Möglichkeiten bieten, aktiv zu bleiben, wie die Se- niorenzentren, die Akademie für Äl- tere oder religiöse Gemeinschaften, wurden verständlicherweise zuerst geschlossen. Die Seniorenzentren übernahmen Koordinationsaufga- ben und waren erreichbar. So wird z.B. in Bergheim jeden Tag der Mit- tagstisch frisch gekocht und die Por- tionen mit Lastenfahrrädern an die Haustür gebracht. Auch wenn sich sofort Initiativen gründeten, die den Älteren Hilfe bei den täglichen Erledigungen anbieten, verstehen wir, dass sich viele von der pauscha- len Zuordnung zur „Risikogruppe” gekränkt und respektlos behandelt fühlen und nun (noch weiter) ver- einsamen. Durch die niedrige Di- gitalisierungsrate in dieser Gruppe ist der Kontakt nach draußen, das Weiterführen von Bildungsaktivitä- ten und die Umstellung auf E-Lear- ning schwierig. Daher versucht die Akademie für Ältere ihre ehrenamt- lichen Dozent*innen für digitalen Unterricht zu schulen. Es braucht dringend Perspektiven für eine Wie- deraufnahme der Kurse. Denn vie- le schaffen den Sprung ins digitale Zeitalter nicht (mehr) und das ge- meinsame Lernen ist gerade für äl- tere Menschen ein wichtiger sozia- ler Teil ihres Lebens. Niemand darf zurückbleiben! 06221 58-47170 geschaeftsstelle@gruene- fraktion.heidelberg.de STIMMEN AUS DEM GEMEINDERAT Die Heidelberger Larissa Winter-Horn Erweiterte Notbetreuung insbesondere von Kleinkindern ist wichtig und richtig. Deutlich mehr berufstätige Eltern bekommen die Möglichkeit, ihre Kinder betreuen zu lassen. Nun muss die Öffnung von Kitas weiter ausgeweitet wer- den, um jungen Familien eine Per- spektive zu geben. Es ist wichtig für die Kinder, die seit Wochen auf ihre sozialen Kontakte verzichten müssen und sich im Gegensatz zu Jugendlichen nicht auf anderem Wege austauschen können. Genau- so wichtig ist es für die Eltern: So schön Homeoffice mit Kindern klin- gen mag, muss man eingestehen, dass man während der Betreuung von Kleinkindern kaum arbeitsfä- hig ist. Leider macht die Situation auch deutlich, wie weit wir von der Gleichstellung der Geschlechter im Berufsleben entfernt sind. i nfo@dieheidelberger.de Arbeitsgemeinschaft GAL/FWV Raimund Beisel Corona bremst Ziegelhäuser Orts- jubiläum aus Unter der Leitung des Stadtteil- vereins wollte der Stadtteil seine 1. urkundliche Erwähnung 1220 mit einem großen Festprogramm aus- giebig feiern. Beginnend mit einer historischen Ortsführung am 9. so- wie am 10. Mai mit einem großen Festzug der örtlichen und Umland- vereinen mit integriertem Sommer- tagszug und Oldtimerparade sowie Bürgerfest auf dem „Kucheblech“. Festabend und zahlreiche kulturel- le und sportliche Veranstaltungen sollten folgen. Doch Corona machte das alles zunichte, aber die Gesund- heit aller geht vor. Bleiben wird als Erinnerung an das Jubiläumsjahr ein neues Fotoheimatbuch,ein Buch mit Postkarten und Stempeln, ein Jahrhundertbaum und Hinweis- schilder zu geschichtsträchtigen Or- ten in Ziegelhausen. stadtrat.beisel@gmx.de Die Linke Bernd Zieger 1.Mai-Kundgebung in Heidelberg Der 1. Mai war, ist und bleibt der Internationale Kampftag der Arbei- ter*innenbewegung. Deswegen ha- ben wir uns als DIE LINKE aktiv an der Kundgebung zum1.Mai beteiligt. Die Erhöhung des Kurzarbeitergel- des auf 90% der bisherigen Löhne, deutliche Lohnerhöhungen für Pfle- gekräfte, Krankenschwestern und Beschäftigte im Einzelhandel sowie eine Vermögensabgabe für Reiche und Superreiche sind wesentliche aktuelle Forderungen. Im Gemein- derat setzen wir uns seit Jahren für die Umsetzung des Handlungspro- gramms Wohnen ein. Im Rahmen unseres Corona-Hilfsprogramms wollen wir nicht nur eine Ausset- zung von Zwangsräumungen. In Gebieten mit angespanntem Woh- nungsmarkt darf es in den nächsten Jahren überhaupt keine Mieterhö- hungen geben. gemeinderat@dielinke-hd.de FDP Karl Breer Paradigmenwechsel Eine der wenigen positiven Effek- te der Corona-Krise ist die Aufwei- chung verkrusteter Denkstrukturen und Standpunkte. So äußerte sich Frau Werner-Jensen, dass es abends in der Altstadt zu ruhig sei. Eine Kommentatorin der RNZmachte den Vorschlag,nach Beendigung des Ver- bots, den Gaststätten eine Öffnung der Biergärten auch nach 23 Uhr zu gestatten. Unser OB verspricht den Gastronomen ein unbürokratisches Vorgehen bei der Ermöglichung von Außenbewirtschaftungen. Die Krise hat gezeigt, wie unsere Städte ohne Gastronomie, Einzelhandel und Kul- tur sind: eine öde Ansammlung von Gebäuden. Der Einzelhandel machte den Anfang, nun sollten Außengast- ronomie und Kultur baldmöglichst nachziehen dürfen. breer@fdp-heidelberg.de Die Einschränkungen in der Corona-Krise treffen vor allem ältere Menschen und limi- tieren ihre Möglichkeiten des „aktiven Alters“ stark ein. ( Foto Grüne Heidelberg)

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