Jahresrückblick zum Blättern
stadtblatt Jahresrückblick 2019 2 OB-INTERVIEW „Es geht darum, beschlossene Projekte konsequent umzusetzen“ Interview mit Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner E in ereignisreiches Jahr liegt hinter Heidelberg. Oberbürger- meister Prof. Dr. Eckart Würzner zieht Bilanz und blickt auf das kom- mende Jahr. Klimaschutz stand 2019 international im Fokus – auch in Heidelberg? Prof. Dr. Eckart Würzner 2019 war wirklich ein bewegtes Jahr. Es gibt weltweit enorme Krisen, für die es derzeit keine politischen Lösungen gibt. Die größte globale Gefährdung ist in der Tat der Klimawandel. Das verunsichert mehr und mehr Men- schen, auch hier in Heidelberg. Fast 10.000 Demonstranten haben bei Fridays for Future ein starkes Zei- chen gesetzt. Protest allein ändert aber nichts. Würzner Richtig. Aber er ist un- bedingt notwendig, damit auf allen politischen Ebenen Handlungsdruck entsteht. Jetzt ist es entscheidend, dass es konkrete Lösungen gibt, ge- rade auch hier vor Ort.Heidelberg hat zum Beispiel seine CO 2 -Emissionen seit Ende der 1980er-Jahre um 30 Pro- zent gesenkt. Die internationale Kli- maschutzkonferenz ICCA im Mai in unserer Stadthalle hat viele konkrete Vorschläge gebracht und hat global Aufmerksamkeit bekommen. Genauso wichtig war das Klima- schutzpaket mit seinen 30 Punkten, das Verwaltung und Gemeinderat ausgearbeitet und im November be- schlossen haben: Ökostrom für alle Heidelberger, grüne Fernwärme, Schnellbusse für Pendler …da steckt viel drin. Städte-Tandems für Klimaschutz Reichen die Anstrengungen aus? Würzner Das Heidelberger Klima- schutzpaket ist ambitioniert. Und trotzdem werden wir noch eine Schippe drauflegen müssen. Denn man muss realistisch sein: Deutsch- land macht nur zwei Prozent der weltweiten CO 2 -Emissionen aus. Ein international ambitionierter Plan ist also unabdingbar. Die Städte spielen dabei eine wichti- ge Rolle. Sie können mit gutem Bei- spiel vorangehen. Ich verfolge daher auch die Idee von internationalen Städte-Tandems: Eine Stadt wie un- sere zieht eine andere mit, die beim Klimaschutz erst am Anfang steht. Dort gibt es oft enorme Einsparpo- tenziale. Was werden wichtige Themen im kom- menden Jahr? Würzner Im nächsten Jahr geht es vor allem darum, beschlossene Projekte konsequent umzusetzen. Vieles ist auf den Weg gebracht: Die Stadthallensanierung, der Bau des Konferenzzentrums und die Groß- sporthalle, die 2020 eröffnet. Dann verfügt Heidelberg endlich über eine große Spielstätte für 5.000 Zuschau- er. Davon profitieren auch Schulen und Vereine. Die ehemaligen US-Ge- lände sind eine große Bereicherung. In der Südstadt entstehen über 1.200 Wohnungen, dazu der Karlstorbahn- hof und Räume für die Kreativunter- nehmen. Und auf dem hip wächst eine tolle Mischung heran aus jun- gen IT-Unternehmen, Biotechnolo- gie und Kreativen. Kann sich Heidelberg das auch alles leis- ten? Würzner Verglichen mit anderen Kommunen ist unsere Situation sehr gut.Aber bei der jüngsten Haus- haltsprognose hat unser Kämmerer mahnend den Finger gehoben. Wir müssen in allen Bereichen auf die Finanzierbarkeit achten. Eines der größten Zukunftsprojekte für Heidelberg wird Patrick-Henry-Village – wann geht es da los? Würzner Ich setze darauf, dass nächstes Jahr die ersten Häuser neu belebt werden. PHV ist eine fantastische Chance. Viele Dinge sind vernetzt und können gemietet oder geteilt werden. Das Areal ist in Rad-Entfernung von der Uni, das Verkehrskonzept setzt auf klima- freundliche Mobilität. Das wird vor allem für junge Menschen ein at- traktiver Stadtteil. PHV als attraktiver Stadtteil für junge Menschen Wird es Metropolink weiter auf PHV geben? Würzner Ja, unbedingt. Kultur und die Kreativwirtschaft sind extrem wichtig, für PHV genauso wie für Heidelberg insgesamt. Kultur ist die Seele unserer Stadt. Festivals wie Metropolink und unsere Kultursze- ne ziehen junge, unternehmungs- lustige Leute an. Die bauen wieder- um tolle neue Angebote auf,wie hier diese kleine Rösterei mit Café in der Altstadt. Die Kreativen geben einer Stadt in vielerlei Hinsicht wertvol- le Impulse. Das wollen wir auch auf PHV ganz gezielt nutzen. Ich danke dem Gemeinderat sehr für seinen Beschluss in diesem Mo- nat: Er hat entschieden, dass das An- kunftszentrum keine Perspektive auf PHV hat. Wir arbeiten an zwei Standortalternativen für das Land außerhalb von PHV. Diese Entscheidung ist niemandem leichtgefallen. Aber nur so lässt sich das faszinierende Konzept für einen Zukunftsstadtteil mit 15.000 Men- schen realisieren. Schnellbusse für Pendler In Umfragen benennen die Bürger seit Jahren den Verkehr als das größte Prob- lem in Heidelberg. Wie geht es hier wei- ter? Würzner Jede Angebotsverbesse- rung im ÖPNV oder beim Radver- kehr bringt mehr Umsteiger. Das Mobilitätsnetz hat die Leistungsfä- higkeit unseres Straßenbahn-Net- zes gestärkt, die neuen Radtrassen werden hervorragend angenom- men und Heidelberg hat im Land eine der ersten E-Buslinien. Dieser Weg muss konsequent fortgesetzt „Die Kinder zei- gen uns, was auf dieser Welt wirk- lich wichtig ist.“ Bei einer Postkartenaktion des Kinderschutzbundes schrieben Kinder auf, was sie als Ober- bürgermeister der Stadt planen und umsetzen würden. ( Foto Rothe) ( Foto Diemer)
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