Stadtentwicklung

„Über verantwortungsvolles Bauen reden“

Heidelberger Schlossgespräche zum Thema zeitgemäßes Bauen im historischen Bestand

Mit der Reihe „Heidelberger Schlossgespräche – Reden über Architektur“ haben die Veranstalter – Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Stadt Heidelberg, Architektenkammer Baden-Württemberg und der Bund Deutscher Architekten – ein Forum geschaffen, das einen regelmäßigen Austausch zum Thema zeitgemäßes Bauen im historischen Bestand für ein breiteres Publikum ermöglichen will.

Michael Hörrmann
Michael Hörrmann (Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg)

Erster Gesprächsgast im Königssaal war am 4. Oktober der italienische Architekt Franco Stella, Planer des Humboldtforums mit den rekonstruierten Fassaden des Berliner Stadtschlosses. Zur zweiten Veranstaltung im Frühjahr 2012 wird der renommierte Schweizer Architekt Max Dudler erwartet, nach dessen Plänen derzeit das Besucherzentrum des Heidelberger Schlosses entsteht. Das stadtblatt sprach mit Michael Hörrmann, Geschäftsführer Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, über die Ziele der neuen Gesprächsreihe.

Herr Hörrmann, mit welcher Intention wurden die „Heidelberger Schlossgespräche“ ins Leben gerufen und warum gerade hier?

Michael Hörrmann: Es ist ein doppeltes Ziel: Zum einen gibt es kaum einen historischen Ort in Deutschland, der enger mit der Denkmalpflege und den Richtlinien oder den Kenntnissen zum wertvollen oder verantwortungsbewussten Bauen im historischen Raum verbunden ist als das Schloss Heidelberg. Hier entstand, wenn man so will, die deutsche Denkmalpflege im legendären Heidelberger Schlossstreit, der sich von Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts hinzog. Vor 100 Jahren hat Professor Dehio gesagt: Jetzt haben wir lang genug diskutiert, jetzt schauen wir mal, wie es wird, und nach 100 Jahren werden wir unsere Konzeption mit dem Heidelberger Schloss der Öffentlichkeit vorstellen, und dann beginnt eine neue Diskussion. Diese Vorlage wollen wir nutzen und jetzt in Heidelberg wieder zielgerichtet über verantwortungsvolles und gutes Bauen im historischen Raum sprechen.

Das Zweite ist: Bauaufgaben im historischen Bestand werden immer wichtiger werden. In der historischen Altstadt von Heidelberg sind sie wahrscheinlich jetzt schon die wichtigste Herausforderung für jeden Architekten. Bei diesen Bauaufgaben wird die Öffentlichkeit immer stärker mitreden und mitbestimmen wollen. Wir können aber nicht erwarten, dass die Öffentlichkeit sich differenziert und wohlwollend mit Entwürfen großer Architekten auseinandersetzt, wenn man ihr keine Möglichkeit gibt, mit dem Thema in Kontakt zu kommen und Erfahrungen zu sammeln. Wir wollen mit den Schlossgesprächen einen hochkarätigen Erfahrungs- und Informationsraum schaffen für Bauaufgaben im historischen Raum.

Können Sie damit eine breitere Öffentlichkeit erreichen?

Hörrmann: Aber ja, da kann ich Vollzug melden. Wir waren ausgebucht, alle 580 Plätze beim ersten Mal im Königssaal des Schlosses waren voll. Eine noch größere Resonanz kann man überhaupt nicht erwarten.