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CDU

Margret Dotter

Die Inklusion muss weiter vorankommen

Margret Dotter

Gut zwei Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland hat die Stadt Heidelberg einen ermutigenden Bericht vorgelegt. Er zeigt, dass auf lokaler Ebene viel für die Integration von Menschen mit Behinderungen getan werden kann und getan wird. Die derzeitige Umgestaltung des Bismarckplatzes in einen barrierefreien Raum, von dem aus die Fahrzeuge des ÖPNV ebenfalls barrierefrei erreicht werden können, ist ein Fortschritt. Ich freue mich, dass diese Forderung des Beirates für Menschen mit Behinderung zumindest teilweise erfüllt wird, und ich danke allen Verkehrsteilnehmern, dass sie für die notwendige Sperrung des Bismarckplatzes während des Umbaus Verständnis zeigen.

Nicht alle Maßnahmen der Inklusion sind für jedermann so plakativ sichtbar, wie die Umgestaltung von Straßen und Plätzen. Das Ziel, Menschen mit einer Behinderung zu fördern und ihre Diskriminierung in der Gesellschaft zu verhindern, muss früh einsetzen und die Schulen einbeziehen. Wenn beispielsweise derzeit 25 Schülerinnen und Schüler in Heidelberg mit einer Schulbegleitung (Assistenz) die allgemeine Schule besuchen können, ist dies ein guter, aber nur ein erster Schritt. Angesichts von über 420 Schülerinnen und Schülern mit Behinderung in der Stadt müsste doch diese Möglichkeit für mehr junge Menschen bestehen als gerade einmal sechs Prozent. Damit wende ich mich nicht gegen die wertvolle Arbeit der sonderpädagogischen Einrichtungen der Region, aber ich denke, bei Bereitstellung der notwendigen Mittel könnten noch mehr Kinder mit Behinderungen die allgemeinen Schulen besuchen.

In Schweden sieht ein Gesetz vom 1993 vor, dass Kinder, die auf Schulassistenz angewiesen sind, die erforderliche Hilfe bekommen. Bei Einräumung gleicher Bildungschancen zeigte die Statistik interessanterweise, dass die Quote der erfolgreichen Absolventen weiterführender Schulen bei Menschen mit Behinderung proportional leicht höher ist als bei Menschen ohne Behinderung.Auch in Deutschland muss die Inklusion vorangehen. Ein gutes Miteinander von Behinderten und Nicht-Behinderten hilft, eine humanere Gesellschaft zu schaffen. In ihr wird Salvador Dalis zynische Betrachtung keine Gültigkeit mehr haben: „Wer heutzutage Karriere machen will, muss schon ein bisschen Menschenfresser sein.“