Familienoffensive Heidelberg
„Kein Unternehmen kann es sich leisten, nicht familienfreundlich zu sein“
Lebhafte Podiumsdiskussion bei RegioKonferenz zum „Standortfaktor Familie“ zeigte auch Defizite auf
„Was bringt uns das?“ An solche Fragen erinnert sich Bündnis-Initiator Wolfgang Schütte, als er es im Jahr 2007 offensiv anging, den Mehrwert einer familienfreundlichen Unternehmenspolitik den Entscheidungsträgern in Firmen klarzumachen. „Aber in den vergangenen Jahren ist ein Bewusstseinswandel eingetreten“, fügt er hinzu.
Im Rahmen der RegioKonferenz „Standortfaktor Familie“ am 14. Juni in Heidelberg wollten die Teilnehmer der Podiumsdiskussion zum Thema „Familienfreundlichkeit in der Region – Was ist erreicht? Was ist noch zu leisten?“ „nicht nur im eigenen Saft braten“, wie Moderator Ralf Caspary hervorhob – doch Ehre, wem Ehre gebührt: Heute machen 130 Unternehmen und Institutionen im Bündnis mit, Tendenz steigend. Auf dem Podium saßen neben Schütte Dr. Achim Brötel, Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, Martina Weihrauch vom Uniklinikum Heidelberg, Andrea Kiefer von der IHK Rhein-Neckar und Nadja Alber von der SAP AG.
Können Frauen bei der SAP nach einer Geburt ohne Karriereknick bis zu drei Jahren aussteigen? „Na ja“, räumte Nadja Alber ein. In schnelllebigen Branchen könne man sich das heutzutage wohl kaum noch leisten. In der Regel seien Frauen bis zu 12 Monaten zu Hause, seit Einführung des Elterngeldes vermehrt auch abwechselnd mit den Vätern. Martina Weihrauch benannte Probleme im Uniklinikum: „Der Schichtdienst ist für eine Mutter schwer zu organisieren und gerade auch von Wissenschaftlerinnen wird eine ständige Präsenz erwartet.“ Dem ungeachtet machte Andrea Kiefer von der IHK deutlich: „Kein Unternehmen kann es sich heute noch leisten, nicht familienfreundlich zu sein.“ Hier geht es um Arbeitszufriedenheit, Mitarbeiterbindung und Mitarbeitergewinnung. Mit ‚Frauenversteher-Argumenten‘ hat das nichts zu tun, es geht um Kosten-Nutzen-Analyse.“
Landrat Brötel mahnte mehr Flexibilität und Verlässlichkeit der Kinderein-richtungen an. Schütte beklagte zu viel Regelwerk seitens der Ämter. Diskutiert wurden auch Finanzierungskonzepte der Kindereinrichtungen oder das Wohnort-Arbeitsort-Problem.
In den Fokus der Betrachtungen geriet – besonders durch die rege Teilnahme aus dem Publikum – auch das Thema Beruf und Pflege von Angehörigen. Ein Problem, das auch Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner und Baden-Württembergs Sozialministerin Dr. Monika Stolz (MdL) verstärkt aufgreifen wollen. Beide verfolgten die Podiumsdiskussion im Plenum. „Wir müssen für mehr Verständnis bei den Unternehmen werben“, so die Ministerin. Die Pflege von älteren Menschen sei leider häufig noch ein Tabuthema, vor allem bei Männern.“
Weitere Infos
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