Thema der Woche
„Das Signal ist angekommen“
Interview mit Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner zur Stadthallen-Erweiterung
Herr Dr. Würzner, gegen die Erweiterung der Stadthalle hat sich ein Bürgerbegehren formiert. Und nun?
Dr. Würzner: Derzeit prüfen wir die Unterschriften und die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens – dazu sind wir rechtlich verpflichtet. Zur Gemeinderatssitzung am 20. Mai werden die Ergebnisse der Überprüfung rechtzeitig vorliegen. Dann ist die Entscheidung des Gemeinderates gefragt, ob ein Bürgerentscheid stattfinden wird. Ich persönlich gehe davon aus, dass es diesen Bürgerentscheid geben wird.
Das ist aber nur die formale Seite des Verfahrens. Inhaltlich möchte ich ganz klar betonen: Viele in der Bürgerschaft können sich mit der vorgeschlagenen Architektur und der Optik des Gebäudes nur schwer identifizieren. Dieses Signal ist angekommen. Der Gemeinderat und ich nehmen die Äußerungen aus der Bürgerschaft äußerst ernst. Ich werde alles tun, um berechtigte Kritikpunkte und Anregungen in die nächsten Planungsschritte zu integrieren.
Nach den Pfingstferien und rechtzeitig vor dem Bürgerentscheid werde ich dem Gemeinderat und der Bevölkerung die überarbeitete Planung vorstellen. Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit! Wer mich kennt, weiß, dass bei mir keine Planung ohne Bürgerbeteiligung läuft. Dies gilt für große Projekte, beispielsweise Stadt an den Fluss, genauso wie für kleinere, wie den Neubau eines Bürgersaals in Neuenheim oder die Lärmdiskussion in der Altstadt.
Außerdem werde ich noch transparenter und umfassender über die Notwendigkeit und die vielen Aspekte einer Stadthallen-Erweiterung informieren. Denn ganz offensichtlich gibt es Informationsbedarf. Es kursieren leider immer noch zu viele Gerüchte.
Zum Beispiel welche Gerüchte?
Dr. Würzner: Zum Beispiel, dass historische Gebäude für die Stadthallen-Erweiterung weichen müssen. Das GGH-Gebäude wurde erst unter Reinhold Zundel 1980/81 von der Stadt gebaut. Oder zum Beispiel der Montpellier-Platz, der nicht im Zusammenhang mit der historischen Stadthalle angelegt wurde, sondern erst bei der letzten Stadthallen-Sanierung, ebenfalls unter Reinhold Zundel.
Der Gemeinderat hat sich am 11. März mit überwältigender Mehrheit für die weitere Planung der Stadthallen-Erweiterung auf der Grundlage des Siegerentwurfs entschieden. Mit diesem Beschluss hat das Architekturbüro den Auftrag erhalten, den Entwurf zu überarbeiten und insbesondere für die kritisierten Bereiche – wie Fassade, Begrünung oder Integration in die Dachlandschaft – neue Vorschläge zu machen. Nach den Pfingstferien werden wir dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit diese überarbeiteten Entwürfe zeigen können.
Um unsere Pläne zu verdeutlichen, werden wir nach den Pfingstferien einen konkreten Vorschlag machen, welches Gebäude in der Altstadt wir unseren Mietern bereitstellen werden.
Das Bürgerbegehren richtet sich aber vor allem gegen den Standort. Warum ist der für Sie unverrückbar?
Dr. Würzner: Weil er der einzig richtige ist. Weil wir unsere schöne Stadthalle als modernes Kultur- und Konferenzzentrum im Herzen Heidelbergs erhalten wollen. Alle anderen Standorte würden die Existenz der bestehenden Stadthalle in Frage stellen und zu enormen zusätzlichen finanziellen Belastungen führen.
Die Heidelberger wie auch die Kultur- und Kongressgäste aus aller Welt wollen sich an diesem Standort treffen und Heidelberg erleben. Für uns als weltoffene und tolerante Stadt sollte es selbstverständlich sein, sie herzlich hier zu begrüßen. Für mich ist das auch eine Frage der Gastfreundlichkeit, unsere Besucher dort willkommen zu heißen, wo es am schönsten ist.
Hand aufs Herz: Glauben Sie daran, die kritischen Stimmen noch überzeugen zu können?
Dr. Würzner: Davon bin ich überzeugt! Mein Ziel ist es, auch die Bürgerinnen und Bürger, die sich noch nicht mit der Stadthallen-Erweiterung anfreunden konnten, positiv zu erreichen und für dieses Projekt zu begeistern. Dank intensiver Aufklärung auf der Basis der abschließenden Planungen wird dies gelingen.