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Ernst Gund

Deutsch-Französischer Ausschuss in Marseille

Ernst Gund

Am 4./5. Februar 2010 fand turnusgemäß in Marseille die diesjährige Sitzung des Deutsch-Französischen Ausschusses des RGRE (Rat der Gemeinden und Regionen Europas) zum Thema „Les politiques locales en faveur de l’intégration“ statt. Man hätte keinen besseren Tagungsort finden können. Marseille, traditionell offen für Aussteiger und Immigranten, ist auf dem Weg, ein beispielhafter Schmelztiegel aller Völker zu werden, und hat das Ziel, sich zur „Cité de la Mediterranée“ (zur Hauptstadt des Mittelmeers) zu entwickeln, wie Oberbürgermeister Jean-Claude Gaudin stolz auf dem Empfang im Rathaus verkündete. Schon 2013 wird Marseille der Titel „Kulturhauptstadt Europas“ verliehen, fast unglaublich für eine Stadt, die noch vor einigen Jahren als Zentrum des Drogenhandels und Hochburg der Mafia galt.

Wie machen die das? Indem man modernisiert und Arbeit für alle schafft. Auf über 400 Hektar, dreimal so groß wie die HafenCity in der Partnerstadt Hamburg, vollzieht sich zwischen Bahnhof und Hafen das größte Stadtplanungsprogramm Europas. 40.000 neue Bewohner und 30.000 neue Arbeitsplätze werden erwartet. „Ich renoviere und hole wieder Einwohner in die Stadt, die Steuern zahlen“ ist das Leitziel von OB Gaudin. Dazu gehört auch die Modernisierung des Verkehrs. U-Bahn, ultramoderne Straßenbahn und die TGV-Zugverbindung nach Paris in drei Stunden sind Symbol dafür.

Und nun mein Thema: „die Schule“. Die Tagung fand symbolhaft in der „École de la deuxième Chance“, kurz „E2C“, statt. Die-se Institution findet sich in vielen Städten Frankreichs mit Migranten-Problemen. Der Schulkomplex ist im umgebauten „Abattoir“ untergebracht, dem ehemaligen Zentralschlachthof. Die Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert aus ocker-gelbem Naturstein solide gemauert erinnern eher an ein englisches College. Monsieur Jean-Louis Reiffers, Präsident der Schule, erläuterte die Prinzipien seiner Institution. Aufnahme finden vor allem Jugendliche ohne Schulabschluss im Alter von 16 bis 25 Jahren. Mädchen und junge Frauen aus Schwarz-Afrika, die fröhlich einer sicheren Zukunft entgegensehen, scheinen in der Mehrzahl zu sein. Hier ist den Franzosen die Integration gelungen. Ein gutes Beispiel auch für uns.