Familienoffensive Heidelberg
Standortfaktor Familienfreundlichkeit
Ergebnisse einer Diplomarbeit am Geographischen Institut im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss vorgestellt
Familienfreundlichkeit ist in Zeiten demographischen Wandels als Standortfaktor von besonderer Bedeutung. Wie Heidelberg als familienfreundliche Stadt wahrgenommen und beurteilt wird, untersucht eine Diplomarbeit am Geographischen Institut der Universität Heidelberg. Die Verfasserin Martina Ries stellte sie jüngst im Stadt-entwicklungs- und Verkehrsausschuss öffentlich vor.
Neben einer statistischen Analyse erfolgte eine standardisierte schriftliche Befragung von Heidelberger Familienhaushalten. Von über 1.300 verschickten Fragebögen kamen knapp 400 ausgefüllt zurück, was einer vergleichsweise guten Rücklaufquote von 30 Prozent entspricht.
In Heidelberg lebten 2007 rund 12.000 Familien mit Kindern. Der Anteil der unter Achtzehnjährigen an der Gesamtbevölkerung liegt hier mit 13,3 Prozent vergleichsweise niedrig: Bundesweit beträgt er 17 Prozent, im Mannheim sind es 15,5, in Ludwigshafen 17,2 Prozent.
Die Studie zeigt, dass Familien sich in Heidelberg grundsätzlich wohlfühlen. Punkten kann Heidelberg insbesondere bei der Kleinkindbetreuung: Mit einer Betreuungsquote von mittlerweile rund 35 Prozent ist Heidelberg die Nummer eins in Baden-Württemberg bei der Betreuung von unter Dreijährigen. Mit der Qualität der Betreuung in Kinderkrippen und der Gruppengröße sind die Befragten überwiegend zufrieden (85 bzw. 74 Prozent), man wünscht sich aber ein höheres Platzangebot (66 Prozent), günstigere Preise (62 Prozent) und mehr Ferienbetreuung (55 Prozent).
Für knapp die Hälfte der Familien sind Familie und Beruf „problemlos“ oder „eher gut“ vereinbar. Die meisten Schwierigkeiten treten mit Kindern im Grundschulalter auf: 61 Prozent finden hier Familie und Beruf „eher schlecht“ oder „gar nicht“ vereinbar.
Mit der Spielplatzsituation in Heidelberg sind 55 Prozent der Befragten zufrieden, weitere 19 Prozent äußern sich weder zufrieden noch unzufrieden, nur 26 Prozent stimmen der Aussage „Es gibt ausreichend Spielplätze für Kinder“ nicht zu.
Als wichtigste Faktoren für ein familienfreundliches Umfeld werden Grün- und Spielflächen (59 Prozent), die Sicherheit, allgemein und im Verkehr (45 Prozent), sowie Betreuung und Schule (44 Prozent) genannt. „Sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ sind 92 Prozent der Familien mit der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, 89 Prozent mit Schule, Hort, Kinderkrippe oder Kindergarten in Wohnungsnähe, 78 Prozent mit den Einkaufsmöglichkeiten, 74 Prozent mit der Größe der Wohnung, 68 Prozent mit den Wohnkosten und 60 Prozent mit der Verkehrssicherheit ihres Wohnumfeldes.
Insgesamt bewertet die Hälfte der befragten Familien die Familienfreundlichkeit Heidelbergs mit den Noten „sehr gut“ und „gut“, für weitere 34 Prozent ist sie „befriedigend“. Als Handlungsempfehlung leitet die Autorin aus der Studie ab, generell „einen stärkeren Blick auf das unmittelbare Wohnumfeld von Familien“ zu richten. Empfohlen werden ein weiterer Ausbau des Betreuungsangebotes für unter Dreijährige, die Unterstützung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf insbesondere bei Familien mit Kindern im Grundschulalter, eine höhere Verkehrssicherheit im Wohnumfeld, mehr familiengerechten Wohnraum und ein tolerantes familiengerechtes Umfeld. (rie)