Verkehr
Preisgekrönte Stromspartechnik
Rhein-Neckar-Verkehr GmbH erhält von Bombardier erstes Fahrzeug mit Energiespeicher
„Damit schlagen wir ein neues Kapitel in der Geschichte des Heidelberger Nahverkehrs auf“, freuten sich Andreas Kerber, kaufmännischer Geschäftsführer der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV), und Dr. Klaus Baur, Vorsitzender der Geschäftsführung von Bombardier Transportation Deutschland, als am Dienstag, 14. Juli, das erste Fahrzeug einer neuen Serie von Straßenbahnwagen am RNV-Betriebshof Heidelberg vom Tieflader auf die Gleise rollte.
Insgesamt acht Wagen des bewährten „Rhein-Neckar-Fahrzeugs“ hatte die RNV 2007 bei Bombardier bestellt. Sie wurden in der Heidelberger Partnerstadt Bautzen gefertigt. In den nächsten Monaten werden nun die weiteren Fahrzeuge angeliefert, so dass die komplette Serie bis Anfang nächsten Jahres zum Einsatz kommen kann.
Noch sind in Heidelberg einige Altbauwagen aus den 70er Jahren im Einsatz, doch ihre Tage sind nun gezählt. 2009 wird aller Voraussicht nach das letzte Jahr für die klassischen „Düwag-Züge“. „Für unsere Kunden bedeuten die neuen Straßenbahnen nicht nur eine erhebliche Komfortsteigerung“, erläutert Andreas Kerber, „wir können gleichzeitig das Angebot für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste deutlich verbessern“. Mindestens genauso wie die Fahrgäste profitiert die Umwelt von der Investition, denn die acht Straßenbahnwagen sind die ersten Serienfahrzeuge der RNV mit dem von Bombardier in Mannheim entwickelten Mitrac Energy Saver.
„Wir freuen uns sehr, dass wir mit unseren Straßenbahnen einen wichtigen Teil zum nachhaltigen Verkehrskonzept der Metropolregion beisteuern können. Gerade der Mitrac Energy Saver ist ein besonders innovatives Element, das zudem auch noch im Rhein-Neckar-Raum entstanden ist“, so Grego Peters, Präsident bei Light Rail Vehicles von Bombardier.
Das revolutionäre Energiespeichersystem ermöglicht eine Reduzierung des Energiebedarfs um bis zu 30 Prozent gegenüber konventionellen Neubaufahrzeugen. Für Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner ist dies ein besonderer Gewinn: „Weniger Strombedarf bedeutet zugleich weniger CO2-Ausstoß und das ist für uns als umweltorientierte Stadt sehr wichtig“.
Die Mitrac Energy Saver reduzieren jedoch nicht nur den Energiebedarf der Fahrzeuge, sie ermöglichen zugleich auch das Fahren ohne externe Stromzufuhr über einen Streckenabschnitt. Diese Innovation war für Heidelberg Voraussetzung, um den Planungen für eine Neubaustrecke durch den Universitätscampus Neuenheimer Feld zuzustimmen. Die dortigen Forschungseinrichtungen hatten befürchtet, dass ihre empfindlichen Mess-intrumente durch elektromagnetische Felder gestört werden könnten. Da die Straßenbahnen mit Energy Saver auf Kurzstrecken ihren Strombedarf komplett aus den Kondensatoren decken können, reduziert dies die elektrischen Fel-der auf ein Minimum.
Sowohl der geringere Energieverbrauch als auch die Betriebssicherheit der Energy Saver waren zuvor in einem mehrjährigen Langzeitversuch auf einem Mannheimer Stadtbahnwagen nachgewiesen worden. Die Entscheidung der RNV, bei allen neuen Fahrzeugen – für Mannheim und die Linie 5 sind insgesamt elf weitere Bahnen bestellt – auf den Energy Saver zu setzen, wurde im Frühjahr vom Land Baden-Württemberg mit dem ersten Platz beim ÖPNV-Innovationspreis gewürdigt.
Bis die Heidelberger Fahrgäste die erste Probefahrt mit den neuen Straßenbahnwagen unternehmen können, müssen sie sich allerdings noch etwas in Geduld üben. Da die elektronische Leit- und Steuerungstechnik der Wagen sich komplett von den Vorgängermodellen, die beispielsweise auf der Linie 23 eingesetzt werden, unterscheidet, sind umfangreiche Tests erforderlich. Außerdem müssen die Bahnen an die Parameter der RNV angepasst werden. Hierfür veranschlagen der Hersteller Bombardier Transportation und die RNV rund ein Vierteljahr. (rnv)