Thema der Woche
Überzeugende Ideen für den Campus II
Jury wählte Berliner Büro Machleidt + Partner zum Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs – Ausstellung im Rathausfoyer bis zum 16. Juni
Die Preisträger des städtebaulichen Realisierungswettbewerbs „Campus II Bahnstadt“ stehen fest. Wettbewerbssieger ist das Büro Machleidt + Partner aus Berlin. Erster Bürgermeister Bernd Stadel und der Jury-Vorsitzende Prof. Franz Pesch gaben die einstimmige Jury-Entscheidung am 28. Mai im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt. Vorausgegangen war eine Sitzung des Preisgerichts in der Neuen Feuerwache. Sie erbrachte die folgenden Ergebnisse:
Erster Preis (28.050 Euro): Machleidt + Partner, Sinai.Faust.Schroll.Schwarz, Mola Winkelmüller Architekten, Berlin
Zweiter Preis (18.700 Euro): Spengler Wiescholek, Hamburg
Dritter Preis (12.750 Euro): Mathias Hähnig – Martin Gemmeke, Stefan Fromm, Tübingen
Vierter Preis (8.500 Euro): Raumwerk Architekten, Frankfurt
1. Ankauf (5.000 Euro): Miralles Tagliabue EMBT, Barcelona
Ankauf (4.000 Euro): Alsop Architects, London
Ankauf (4.000 Euro): Florian Krieger Architektur und Städtebau, Darmstadt
Ankauf (4.000 Euro): RHA – Reicher Haase Architekten, Aachen
Die Jury zeigte sich höchst angetan von der Qualität der eingesandten Arbeiten aus „den besten Büros Europas“. Erster Bürgermeister Bernd Stadel lobte den Siegerentwurf, der sich durch klare und gut umsetzbare städtebauliche Strukturen auszeichne. Er schaffe ein attraktives Eingangstor zur Bahnstadt und insgesamt ein glaubwürdiges Zukunftsbild des Stadtteils, das die kreative Zielgruppe – internationale Wissenschaftler – bestens zum Arbeiten, Wohnen und Leben einlade.
Mit seiner klaren Gliederung, großen Einfachheit und hohen Flexibilität des modularen Aufbaus sei der Entwurf im besten Sinne nachhaltig. Am sehr stimmigen Siegerentwurf, so der Jury-Vorsitzende Prof. Franz Pesch, überzeuge ihn auch die gelungene Vernetzung zwischen Bahnhof und Stadtteil, die Integration des Zollhofgartens und der Halle 02 und die sehr schöne Einbindung des Wasserturms.
Sachpreisrichter Anthony Detre von der gemeinnützigen Max-Jarecki-Stiftung, die Teile des Campus erworben hat und dort Forschungsgebäude errichten will, verlas auf der Pressekonferenz eine Botschaft von Max Jarecki. Der Stiftungsgründer und Unternehmer bedaure sehr, nicht selbst an der Jurysitzung teilnehmen zu können und bedankte sich bei allen Büros für die hervorragenden Entwürfe. Der Siegerentwurf begeistere ihn sehr.
Der Preisträger selbst, Prof. Hildebrand Machleidt, zeigte sich „sehr stolz und glücklich“ über die Auszeichnung. Er war mit seinem interdisziplinären Team zur Ausstellungseröffnung der Wettbewerbsergebnisse ins Rathaus gekommen, „um diesen wunderbaren Moment zu genießen.“
Informationen zum Wettbewerb
Im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung hatten sich 65 Büros um eine Teilnahme am Wettbewerb beworben. 15 Büros wurden in einem so genannten kooperativen Verfahren ausgewählt und um eine Ausarbeitung von Entwürfen gebeten. 13 Büros aus verschiedenen europäischen Ländern beteiligten sich. Ihre Entwürfe wurden am 28. Mai von einer hochkarätig besetzten Jury unter dem Vorsitz von Prof. Franz Pesch bewertet.
Anlass und Ziel des Wettbewerbs
Die Auszeichnung der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern bestätigt Heidelbergs Spitzenstellung als Stadt der Wissenschaft. Zahlreiche Hochschulen und internationale Großforschungseinrichtungen wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), das Europäische Laboratorium für Molekulare Biologie (EMBL) und vier Max-Planck-Institute ebenso wie die Akademie der Wissenschaften haben ihren Sitz in Heidelberg.
Im Zentrum der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme Heidelberg-Bahnstadt, die insgesamt eine Fläche von 116 Hektar umfasst, entsteht südlich des Hauptbahnhofes der Campus ll. Das 20 Hektar große Gelände am Zollhofgarten soll einen attraktiven Standort für wissenschaftsorientierte Technologieunternehmen, besonders aus dem Bereich Life Sciences, bieten, dem Campus ein unverwechselbares, kreatives Image und eine große Strahlkraft geben. Dabei sind die spezifischen Anforderungen der bestehenden Unternehmen und das Ziel, die Bahnstadt zu einem nutzungsdurchmischten, urbanen Stadtteil mit großer Freiraumqualität zu entwickeln, in Einklang zu bringen.
Die Stadt Heidelberg, die gemeinnützige Max-Jarecki-Stiftung und die Entwicklungsgesellschaft Heidelberg (EGH) gaben am 15. September 2008 auf einer gemeinsamen Pressekonferenz bekannt, dass die Stiftung Teile des Bahnstadt-Geländes erwirbt, um dort einen Campus für Forschung und Innovation zu errichten. Der neue Campus wird hervorragende Möglichkeiten für Unternehmen bieten, die Forschung und Entwicklung in den Bereichen Lebenswissenschaften, Informations- und Kommunikationstechnologien sowie Energie- und Umwelttechnologien betreiben.
Open Space
Der Campus will, dem „open space“-Modell folgend, die interdisziplinäre Zusammenarbeit und den Wissenstransfer fördern. Sowohl die heute vorhandenen Strukturen und Nutzungen als auch die Entwicklungsdynamik bieten eine gute Basis, um den Campus ll zwischen Wohn-, Gewerbe- und Dienstleistungsstandorten als lebendiges urbanes Zentrum zu positionieren. Bereits ansässige Unternehmen, vorhandene Gebäudebestände und Freiräume, kulturelle Zwischennutzungen sowie Investitionsinteressen global agierender Unternehmen stellen gute Voraussetzungen dar, um den Campus II national und international zu positionieren.
Auf Basis des städtebaulichen Rahmenplans „Bahnstadt 2007“ wurden vertiefte Aussagen zu Nutzungs-, Bau-, Freiraum- und Erschließungstypologien erwartet, die den Anforderungen der Wissensgesellschaft von morgen mit Flexibilität begegnen können. Neben zu konkretisierenden städtebaulichen Aussagen liegt eine besondere Chance in der Entwicklung darüber hinausgehender gestalterischer Merkmale, die Bauten unterschiedlicher Epochen als Bestandteil des Campus ll eine ablesbare Identität im Sinne einer CI-Konzeption geben soll. Die Ergebnisse des Wettbewerbs bilden die Grundlage für die Überarbeitung im Sinne einer Campus-Masterplanung, die Bauleitplanung und gegebenenfalls weitere Wettbewerbsverfahren.
Der Wettbewerb wurde durch das Stadtplanungsamt der Stadt Heidelberg und das Büro anp (Kassel) betreut.