Planen und Bauen
Von der Erdgeschichte zum Neckarufertunnel
Tunnelbohrer blicken bis zu 60 Meter in den Untergrund – Experte: „Heidelberger Projekt fällt in die Kategorie ‚normal‘“
„Es geht los mit dem Neckarufertunnel!“, so Jürgen Weber, stellvertretender Leiter des Tiefbauamtes, am vergangenen Mittwoch zum Start der Baugrunduntersuchung. Vier Bohrkolonnen sind derzeit in der Stadt unterwegs, um sich einen Eindruck vom Untergrund zu verschaffen.
Östlich der Alten Brücke arbeiten sich zwei Männer und ein sieben Meter hohes Raupenbohrgerät im Rammkernverfahren Meter für Meter in die Erdgeschichte vor. Zuerst rammt sich das Rohr durch von Menschenhand angeschüttete Auffüllböden, dann durch Sand und Kies, um schließlich auf Buntsandstein oder Gneis zu treffen. Ab hier muss im Rotationskernverfahren weitergebohrt werden, bis zu einer maximalen Tiefe von 60 Metern (knapp 20 Stockwerke) – weit unter die Tunnelsohle, den tiefsten Punkt des Bauwerks. Die entstehenden Bohrkerne werden fotografiert und in Kernkisten nach Tiefe sortiert eingelagert.
„Wir brauchen die Daten für unsere Gutachten“, so Professor Hubert Quick. Zuerst wird ein geologisches, daraus folgend ein tunnelbautechnisches Gutachten erstellt. Beide liefern wiederum die Grundlage für die Standsicherheitsberechnungen im Rampen- und Tunnelbereich und bereiten die Entscheidung vor, welche Tunnelbautechnologie zum Einsatz kommt. Sind die geo-logischen Erkundungsarbeiten abgeschlossen, werden die Bohrlöcher mit Rollmeißeln auf einen Durchmesser von 30 Zentimetern aufgebohrt und zu Grundwasser-Pegeln ausgebaut, um Grundwasserbewegungen noch besser verfolgen zu können.
Quick, der unter anderem beim Brennerbasistunnel als Gutachter tätig ist, wirkt recht entspannt: „Dort haben wir hohe Gebirgsüberlagerungen, starke Spannungen im Gestein und hohe Temperaturen im Tunnel. Bei den heute weltweit bekannten Tunnelbau-Technologien fällt das Heidelberger Projekt in die Kategorie ‚normal‘. Nicht einmal ein Jahrhunderthochwasser würde dem Tunnel etwas anhaben.“
Bis Ende Februar wird zunächst an 20 Stellen gebohrt. Dabei kann es gelegentlich zu Behinderungen kommen, wie Rainer Rolle, Prokurist und Geologe der Josef Menning KG erklärt: „Wir bemühen uns jedoch darum, die Einschränkungen rechtzeitig anzukündigen und so gering wie möglich zu halten.“ Weitere Infos finden Sie hier. (amb)