Planen und Bauen
Auf das historisch Gewachsene bauen
Stadthalle: Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner appelliert an den Gemeinderat: „Den Prozess jetzt nicht wieder stoppen“
OB Dr. Eckart Würzner appelliert an die Mitglieder des Gemeinderates, den Konferenzstandort Stadthalle nicht weiter in Frage zu stellen: „Die Stadthalle ist weder zufällig noch versehentlich unser Kongresshaus. Sie ist die Nachfolgerin der Jubiläumshalle, die 1886 aus Anlass des fünfhundertjährigen Universitätsjubiläums an dieser Stelle gebaut worden war. Schon die Jubiläumshalle war größer als die 1903 fertiggestellte Stadthalle und machte deutlich, wie attraktiv der Veranstaltungsort am Neckar ist.“
In der dem Gemeinderat vorgelegten Vorschlag zur Ergänzung der Stadthalle seien alle Bedenken sorgfältig berücksichtigt worden, vom Flächenbedarf bis hin zur verkehrlichen Erschließung. „Eine Lösung nach dem „Heidelberger Maß“ ist jetzt zum Greifen nah. Wer jetzt die Diskussion wieder auf den Anfang zurückdreht, verkennt die Dringlichkeit der Entscheidung“, wie Würzner betont. Aus wirtschaftlicher Sicht seien weitere Verzögerungen Gift: „Jeder weitere Veranstalter, der sich von der Stadthalle abwendet, reduziert die Einnahmen des Hauses und ist auf Jahre für Heidelberg verloren“, wie Würzner zu bedenken gibt: „Wir müssen jetzt handeln!“
Gar keinen Sinn macht aus Sicht des Stadtoberhaupts ein Konferenzzentrum am Hauptbahnhof: „Hier müssen wir mit wesentlich höheren Baukosten als bei der Stadthalle rechnen, weil wir die gesamte Infrastruktur völlig neu aufbauen müssten. Bei der Stadthalle ergänzen wir lediglich, was fehlt. Dazu kämen die ohnehin nötige Sanierung der Stadthalle und der Parkhauszufahrten in den nächsten Jahren sowie die Unterhaltungskosten für beide Häuser. Nicht nur günstiger, sondern bei Bedarf auch noch größer lässt sich die Stadthalle entwickeln. Während ein neues Konferenzzentrum am Bahnhof 1.500 Personen im größten Saal fassen würde, können wir bei Bedarf den historischen Saal in der Stadthalle per Video-Übertragung mit dem neuen Kongresssaal im Anbau verbinden und damit insgesamt bis zu 2.200 Plätze anbieten.“
Bisher wurde auch noch nie diskutiert, wie die Stadthalle neben einem neuen Konferenzzentrum wirtschaftlich betrieben werden könnte, zumal der Markt für zwei gegeneinander antretende Kongresshäuser in Heidelberg zu klein ist und ein Betriebsverbund wegen der großen räumlichen Distanz ausscheidet. „Realistisch betrachtet ist die Stadthalle finanziell untragbar, wenn sie sich nicht mehr durch Einnahmen aus Kongressen und Tagungen refinanziert. Dann drohen hohe Verlustausgleiche.
Neben den handfesten finanziellen und städtebaulichen Gründen wäre es auch aus Sicht der Tourismusförderung nicht wünschenswert, die Heidelberger Kongressgäste am Bahnhof abzufangen: „Wir wollen den Tagungsgästen das beste Heidelberg bieten, was wir haben. Dazu gehören ganz sicher die Altstadt, die künftige Neckarpromenade, das Schloss und die Alte Brücke“, so Vera Cornelius, Geschäftsführerin von Heidelberg Marketing.
Die Standortfrage besteht nach Aussagen von Cornelius aus Pflicht und Kür: „Zeitgemäße Kongresstechnik, multifunktionale Räumlichkeiten und Ausstellungsflächen setzen Kongressgäste als selbstverständlich voraus. Das richtige Angebot ist also die Pflicht. Aber mindestens ebenso wichtig ist die Kür: das typische Flair Heidelbergs und die Einbindung der Kongressteilnehmer in das kulturelle Leben der Stadt. Solche Faktoren geben am Ende den Ausschlag bei vergleichbaren Angeboten. Um die selbstverständlichen Wünsche der Kongressgäste an die Räumlichkeiten erfüllen zu können, müssen wir jetzt lediglich das vorgelegte Konzept umsetzen. Bei der Kür dürfen wir bei der Stadthalle auf das historisch Gewachsene bauen. Am Hauptbahnhof würden wir bei Null beginnen, ohne jemals die Atmosphäre der Altstadt zu erreichen.“
Für den Ersten Bürgermeister Bernd Stadel ist deshalb ein Konferenzzentrum dort keine Option: „Erinnern wir uns doch an die Expertenbefragung im Vorfeld der Entscheidung zur Stadthallenerweiterung. Sie belegt eine große Stärke Heidelbergs im Bereich der touristischen Sehenswürdigkeiten und ihrer internationalen Bekanntheit. Die Schwächen lagen bei der veranstaltungsbezogenen Infrastruktur der Stadthalle, ihrer inneren Erschließung und ihrer fehlenden Ausstellungsflächen. Diese Probleme können wir jetzt mit vergleichsweise geringem Aufwand und gutem Ergebnis lösen. Das seit dem Frühjahr von mehreren Ämtern und Gesellschaften der Stadt sowie international anerkannten Gutachtern erarbeitete Konzept nach dem „Heidelberger Maß“ überzeugt. Nun müssen wir den zweiten Schritt gehen und einen Architekturwettbewerb ausschreiben. Nur so können wir sicherstellen, dass Heidelberg mit seiner beliebten Stadthalle auch in den nächsten Jahrzehnten wettbewerbsfähig bleibt – und zwar an einem unverwechselbaren Standort.“ (amb)