Kultur

Ein Haus für die Spitze

Textilsammlung Max Berk feiert 30. Jubiläum – Gespräch mit Professor Frieder Hepp

Abseits der Touristenwege liegt seit 30 Jahren ein kleines Juwel idyllisch im Ne-ckartal: die 1978 von dem Fabrikanten Max Berk gegründete Textilsammlung in Ziegelhausen. Seit Januar gehört sie zur Abteilung Kunsthandwerk des Kurpfälzischen Museums. Anlässlich des 30. Jubiläums sprach das STADTBLATT mit Museumsdirektor Professor Frieder Hepp.

Idyllisch gelegen: Das Textilmuseum Max Berk (Foto: Rothe)
Idyllisch gelegen: Das Textilmuseum Max Berk (Foto: Rothe)

Herr Hepp, welche Bedeutung hat die Textilsammlung?

Hepp: Die Textilsammlung Max Berk ist mit ihren breiten Sammlungsbeständen und dem einzigartigen Fundus bundesweit einmalig. Seit Januar 2002 ist sie an das Kurpfälzische Museum angeschlossen. Ihre Exponate reichen vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Damit stellt sie auch eine ideale Ergänzung zu den kunsthandwerklichen und Textilbeständen des Kurpfälzischen Museums dar. Präsentiert werden herausragende Privatsammlungen und internationale Arbeiten im Rahmen der „Internationalen Biennale der Spitze“ und der „Europäischen Quilt-Triennale“, die im Wechsel veranstaltet werden. So gelingt der Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne. Biennale und Triennale sichern der Textilsammlung europaweite Beachtung im Bereich der nationalen und internationalen Textilkunst.

Welches Publikum spricht die Textilsammlung an?

Hepp: Das Publikum der Textilsammlung ist der Ausstellungspolitik entsprechend vielfältig. Da Vermittlung von Traditionen ebenso wie alte Techniken zum Programm gehören, ist dies für die Museumspädagogik bedeutungsvoll. Sie trägt aber auch durch den weitgespannten Bogen der Künstler wie auch der Ausstellungsstücke zur internationalen Verständigung bei. So fanden in der Vergangenheit beispielsweise orientalische Stickereien gerade bei deutsch-türkischem Publikum viel Anklang. Junges kunstinteressiertes Publikum geht vorwiegend zu den Spitzen-Biennalen und Quilt-Triennalen.

Zur neuen Ausstellung „Lebensfäden“: was macht deren Reiz aus?

Hepp: Die Textilarbeiten der Clementine von Münchhausen erregten schon zur Zeit ihrer Entstehung Aufsehen. Münchhausen studierte originale Textilien vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert aus ganz Deutschland, hielt sie in Zeichnungen fest und stickte sie nach. Nach diesen Vorlagen richtete sie ihr Schloss in Windischleuba bei Thüringen ein. Manches inzwischen zerstörte Original hat sie auf diese Weise überliefert.

Die Sammlung...

...Max Berk in der Ziegelhäuser Brahmsstraße 8 beheimatet einen umfangreichen Fundus von Damenkostümen. Ergänzt wird dieser Bereich durch verschiedene Accessoires, textile Gebrauchsgegenstände und dekorative Textilobjekte. Wertvolle Exponate aus dem außereuropäischen Raum, wie zum Beispiel Textilien aus Indien, Batiken aus Java, Ikats aus Bali und peruanische Grabfunde sind dort ebenfalls zu sehen. Eine bedeutende und umfangreiche Sammlung antiker Patchwork-Quilts aus England und den USA stellt einen der Schwerpunkte der Textilsammlung Max Berk dar. Öffnungszeiten: Mittwoch, Samstag, Sonntag, 13 bis 18 Uhr. Weitere Informationen unter www.heidelberg.de/museum.