Stadt & Leute
100.000 Euro für bedürftige Kinder
Manfred Lautenschläger stockt den Essensgeldfonds der Stadt Heidelberg auf
Mit einer Großspende von 100.000 Euro stockt Manfred Lautenschläger den Essensgeldfonds der Stadt Heidelberg auf, um bedürftige Kinder in den Heidelberger Kindertagestätten zu unterstützen. Am 16. Oktober, dem landesweiten Aktionstag gegen Kinderarmut, wurde das Spendenprojekt der Öffentlichkeit vorgestellt.
Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner dankte Lautenschläger für sein außerordentliches Engagement: „Der Bericht zur Sozialen Lage hat uns gezeigt, dass wir auch in einer reichen Stadt wie Heidelberg in unserem Handeln nicht nachlassen dürfen. Wir wollen Armut bekämpfen und Ausgrenzung verhindern. Heidelberg soll eine Stadt des sozialen Ausgleichs sein. Menschen wie Manfred Lautenschläger helfen uns dabei.“
Manfred Lautenschläger: „Als Schulkind hatte ich häufig nicht genug zu essen. Wir Schüler waren sehr dankbar, dass es damals die so genannten Hoover- beziehungsweise Quäker-Speisungen gab. Wir kamen mit Kochgeschirr in die Schule und bekamen in der großen Pause Haferbrei. Das hat uns sehr geholfen. Ich empfinde es als unerträglich, dass es in unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft überhaupt noch Kinder gibt, die aus sozialen und finanziellen Gründen vom gemeinsamen Mittagstisch an Schulen und Kindertageseinrichtungen ausgeschlossen sind und damit Gefahr laufen, als Minderheit ausgegrenzt zu werden.“
Die Einrichtung eines Essengeldfonds hat der Gemeinderat im Jahr 2007 beschlossen. Im laufenden Jahr 2008 wird aus dem Fonds 112 Kindern aus Kindertagesstätten und 43 Kindern aus Grundschulen die Teilnahme am Mittagstisch ermöglicht. Der Fonds hat derzeit ein Volumen von 71.000 Euro. Durch das Engagement der Lautenschläger-Stiftung ist die Stadt nun in der Lage, über gravierende Notfälle hinaus bedürftige Kinder zu unterstützen.
Würzner: „In Heidelberg galten im Jahr 2005 11.600 Heidelbergerinnen und Heidelberger als arm oder armutsgefährdet, das sind rund acht Prozent der Bevölkerung. Kinder und Jugendliche sind dabei mehr als doppelt so oft von Armut betroffen wie ältere Menschen, insbesondere Kinder von Alleinerziehenden, Kinder aus Mehrkindfamilien und Familien mit Migrationshintergrund. Nicht zuletzt deshalb haben wir dem Gemeinderat jetzt ein Handlungsprogramm gegen Armut und Ausgrenzung vorgelegt, das vor allem mit bildungs- und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen Teilhabegerechtigkeit in Heidelberg verwirklichen will“.
Wenn der Gemeinderat zustimmt, will die Stadt den Essensgeldfonds im Doppelhaushalt 2009/2010 allein im Bereich der Kindertagesstätten auf 100.000 Euro erhöhen. Mit der Spende von Manfred Lautenschläger – ein auf zwei Jahre begrenzter jährlicher Zuschuss von 50.000 Euro – steigt der Essensgeldfonds in diesem Bereich auf jährlich 150.000 Euro. Zudem sieht der städtische Fonds 76.000 Euro jährlich für Grundschulkinder vor. Damit werden auch solche Kinder unterstützt, bei denen die Betreuungseinrichtung eine Teilnahme am Mittagessen aus sozialen oder pädagogischen Gründen für notwendig hält.
Die Spende vemittelte die Dekanin der Evangelischen Kirche, Dr. Marlene Schwöbel. Gemeinsam mit ihrem Kollegen der Katholischen Kirche, Dr. Joachim Dauer, dankte auch sie Lautenschläger für sein Engagement. Die Spendenübergabe war eingebettet in die Aktionswoche des Heidelberger Bündnis gegen Armut und Ausgrenzung vom 14. bis 19. Oktober, bei der Organisationen aus dem sozialen Bereich und die Kirchen auf das Problem der Kinderarmut aufmerksam machten. (eu)