Stadt & Leute
Veränderung hat jetzt ein Gesicht
Mit dem Kümmerer auf „Patrouille“ – Jörg Hormann sucht engen Kontakt mit Einzelhändlern und Gewerbetreibenden
Seit Ende September ist er auf Heidelbergs Straßen und in Heidelbergs Geschäften unterwegs, Kümmerer Jörg Hormann. Das STADTBLATT hat ihm bei seiner Arbeit über die Schulter geschaut.
Jörg Hormanns Fußweg durch die Hauptstraße lässt seine „Störungsliste“ schnell anwachsen: Ein ehemaliger Kino-Eingang entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Abstellplatz für alte Schachteln. Schmierereien an einer Fassade, zahlreiche Aufkleber an Schildermasten, ein fehlender Mülleimer und weggeworfene Verpackungen unter einer Bank sind scheinbar nur kleine Mängel, doch: „Schmutz und Spuren von Vandalismus mindern das Sicherheitsgefühl und schmälern das Einkaufserlebnis“, so Hormann: „Graffiti oder so genannte ‚Tags‘ lassen wir unverzüglich durch das Amt für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung entfernen. Denn hat erst einer seine Markierung hinterlassen, kommen schnell weitere als Antwort dazu. Das Haus gleicht dann einer Telefonnotiz aus Stein.“
Wenig später wechselt Hormann die Perspektive, geht hinein in die Geschäfte, wo er das Gespräch mit den Händlern sucht: Im traditionsreichen Herrenmodegeschäft Heisel steht ihm Inhaber Hermann Sock gegenüber, der erheblichen Verbesserungsbedarf in der Hauptstraße sieht, insbesondere bei der Verkehrsführung, beim Parkplatzangebot und bei der Rückerstattung von Parkgebühren. „Jetzt tut sich was am Friedrich-Ebert-Platz. Das ist gut, wird aber alleine nicht reichen.“ Er sprach sich gegen weitere Aktionen wie Sonntags- oder Abendverkäufe aus und regte statt dessen Mittwochs-Aktionen an: „An diesen Tagen sind viele Geschäfte im Umland nachmittags geschlossen. Das könnte besonders im Sommer der Tag der Haupt- und ihrer Seitenstraßen sein.“
Mit dieser Meinung steht er nicht alleine. Etwas weiter östlich im Teehaus Gschwendner erfährt der Kümmerer von Geschäftsführerin Monika Day: „Sie kommen um Jahre zu spät. Viele Kunden haben wir bereits nach Mannheim verloren. Es wird schwer, sie wieder zurück zu holen.“ Ganz besonders vermisst sie eine Beförderungsmöglichkeit in der Hauptstraße. „Wir haben die längste Fußgängerzone Deutschlands. Alte Menschen sind nicht in der Lage, die Tüten die Hauptstraße hoch zu schleppen. Irgendwas muss hier durchfahren“, so Day. Über das Erscheinen Hormanns war sie nicht wenig erstaunt: „Von der Stadtverwaltung war schon lange niemand mehr hier. Das letzte Mal war der Tag, als sie mir den roten Teppich vor meinem Laden weggezogen haben. Der war nicht erlaubt.“ Deshalb ist sie froh, dass sich nun etwas ändern soll: „Es ist gut, dass es jetzt jemanden gibt, den ich ansprechen kann. Ich hoffe nur, der Kümmerer kann auch etwas bewegen.“
Als Angestelltem des Einzelhandelsvereins Pro Heidelberg e.V. sind diese Aussagen für Jörg Hormann sehr wichtig: „Ich brauche offene – vielleicht auch einmal überpointierte – Worte der Geschäftsleute. Nur so erfahre ich, wo sie der Schuh drückt, und kann klare Botschaften mit ins Rathaus nehmen.“ Dort ist seine zweite Wirkungsstätte, bemüht er sich in Abstimmung mit der Verwaltung um Problemlösungen. „Erst wenn ich mit konkreten Ergebnissen zu den Gewerbetreibenden gehen kann, merken sie, dass sich wirklich etwas ändert. Die Bänke waren da nur ein guter Anfang.“
Der Kümmerer
Hormann wird zunächst für zwei Jahre im Auftrag der Stadt „auf der Straße“ unterwegs sein, um im engen Kontakt mit Einzelhändlern und Gewerbetreibenden aufkommende Schwierigkeiten rechtzeitig zu erkennen und zu beseitigen. Zu seiner Aufgabe gehört es auch, frühzeitig über städtische Maßnahmen zu informieren und privatwirtschaftliche Initiativen zu Gunsten der Einkaufsqualität in der Innenstadt zu unterstützen. (amb)