Thema der Woche
„Ich fühle mich in Heidelberg wie zu Hause“
Avner Perlis und Dietrich Dancker, Vorsitzende der Freundeskreise Heidelberg und Rehovot, über ihr Engagement
Parallel zur offiziellen Städtepartnerschaft entstanden in beiden Städten Freundeskreise, die den persönlichen Austausch fördern wollen. Mit ihren Vorsitzenden, Avner Perlis und Dietrich Dancker, sprach das STADTBLATT über das, was sie mit der Partnerstadt verbindet.
Herr Perlis, Herr Dancker, warum engagieren Sie sich in den Freundeskreisen?
Perlis: Ich war 20 Jahre Stadtrat von Rehovot und und habe durch die politische Arbeit seit 1969 Kontakte nach Deutschland. Ich bin der Meinung, dass Beziehungen zwischen Jugendlichen, Erwachsenen und anderen für beide Seiten sehr nützlich sind. Ich dachte, wenn ich hierzu etwas beitrage, wäre das sehr sinnvoll. Seit 1988 bin ich Mitglied im Freundeskreis Heidelberg. Ich fühle mich hier in Heidelberg wie zu Hause.
Dancker: Seit einem Schulaustausch 1985 bin ich von Israel fasziniert. Warum kann ich gar nicht genau sagen, vielleicht ein Gefühl der historischen Verantwortung, oder auch aus religiösen Gründen. Im Freundeskreis bin ich nun seit genau 20 Jahren Mitglied. Er bietet eine wunderbare Gelegenheit, um mit den Menschen in Israel in Kontakt zu kommen. Für mich ist Israel, ist Rehovot gewissermaßen eine Heimat.
Was verbindet die Städte und ihre Bewohner?
Perlis: Beide Städte sind sich sehr ähnlich, beide haben Universitäten und sind im High-Tech-Bereich tätig. Auch von der Größe her ähneln sie sich natürlich.
Dancker: Es gibt eine weitere Ähnlichkeit: In beiden Städten sind große Staatsmänner und frühere Präsidenten begraben, in Heidelberg etwa Friedrich Ebert. In Rehovot ist das Grab von Chaim Weizmann, Israels erstem Präsidenten. Was man in Rehovot nicht findet, sind ähnlich viele Touristen.
Wo sehen Sie die Schwerpunkte Ihrer Arbeit?
Perlis: Ich bin der Meinung, dass die Beziehungen zwischen Ländern nur verbessert werden können, wenn man klein anfängt. Das heißt, die Beziehungen zwischen der jungen und der alten Generation aus beiden Ländern und beiden Städten zu pflegen. Das hat meines Erachtens sehr gut begonnen. Nach einigen Jahren ließ der Enthusiasmus zwar etwas nach, aber es ist immer noch gut.
Dancker: Zu Beginn bestanden die Freundeskreise vor allem aus Mitarbeitern wissenschaftlicher Einrichtungen, die durch ihre Arbeit verbunden waren. Mittlerweile kooperieren diese Institute direkt miteinander.
Wir vom Freundeskreis wollen auch Menschen für die Partnerschaft gewinnen, die keine beruflichen Kontakte nach Israel haben, die aber vielleicht Angehörige in Israel haben, mehr über das Land und die Menschen erfahren möchten. Wir können ihnen von unseren persönlichen Erfahrungen erzählen und sie mit Menschen in Rehovot zusammenbringen.
In Deutschland bestehen häufig noch Vorstellungen von Israel, die unvollständig sind. Ich glaube, der Freundeskreis kann diese Vorstellungen um neue Dimensionen, um eine persönliche Sichtweise erweitern.
Gibt es etwas, was noch verbesserungswürdig ist in der Zusammenarbeit?
Perlis: Die Städte helfen uns wirklich sehr, das brauchen wir aber auch. Wir haben sehr enge Verbindungen, und wir sollten viel über unsere Ideen sprechen und uns häufig treffen. Dafür benötigen wir finanzielle Unterstützung.
Natürlich kann man immer etwas verbessern. Vor Jahren war im Gespräch, dass Rehovot ein Heidelberg-Haus für Kultur bekommen sollte. Bisher wurde es nicht gebaut, wir hoffen aber sehr, dass es realisiert wird.
Dancker: Mit der Stadtverwaltung Heidelberg wurde bereits darüber gesprochen, eine Straße oder einen Platz nach Rehovot zu benennen. Vielleicht klappt das ja in der Bahnstadt. Die Pläne existieren, und es wäre schön, wenn die Stadt Heidelberg uns unterstützen könnte, das Bewusstsein für die Städtepartnerschaft zu stärken. Die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung ist sehr gut, es gibt keinen Grund zur Klage.