Stimmen aus dem Gemeinderat
CDU
Heinz Reutlinger
Konferenzzentrum
Vor kurzem hat der Gemeinderat den für ein Konferenzzentrum bisher favorisierten Standort am Hauptbahnhof aufgegeben und sich für den neuen Standort Stadthalle entschieden. Eine Machbarkeitsstudie soll alles Weitere klären. Diese Entscheidung, einen in meinen Augen idealen Standort aufzugeben – einen mit vorzüglicher Verkehrsanbindung und wenige Gehminuten von der Altstadt entfernt –, ohne sicher zu sein, ob der neue wirklich tragfähig ist, halte ich nicht gerade für der Weisheit letzter Schluss.
Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, denn das Projekt Konferenzzentrum ist ja nicht nur ein Thema für die Altstadt, sondern geht die gesamte Stadt an. Ich gebe auch zu, dass der jetzt favorisierte Standort in der Altstadt – vor allem wenn man die dort zu erwartenden Probleme kleinredet oder gänzlich verdrängt – recht verlockend ist. Aber der romantische Reiz ist halt nicht alles. Beim Standort Hauptbahnhof hätten wir die Möglichkeit gehabt, so quasi nach Lust und Laune ein optimales Konferenzzentrum bauen zu können.
Ein eigenes Kongresshotel scheidet am neuen Standort von vornherein aus. Dafür ist kein Platz vorhanden. Dem Umfang und der Größe des geplanten Anbaus an die Stadthalle sind ebenfalls enge Grenzen gesetzt. Es handelt sich ja um eine für das Stadtbild äußerst sensible Stelle. Die Verkehrsprobleme, die in diesem Bereich der Altstadt schon zur Genüge vorhanden sind, werden durch ein Konferenzzentrum mit Sicherheit nicht weniger. Bei der Überbauung des Montpellierplatzes sind – abgesehen von der Tatsache, dass dadurch die Altstadt ein weiteres Stück vom Fluss getrennt wird – negative klimatische Auswirkungen zu befürchten. Schlimm finde ich, dass dem Anbau an die Stadthalle vermutlich ein großes Wohnhaus weichen muss und Menschen – ob sie wollen oder nicht – ihre Wohnung verlassen müssen und damit ein Stück Heimat verlieren. Und dies alles ohne zwingende Notwendigkeit!
Aber es geht noch um mehr als um einzelne Beschwernisse, die zusätzlich auf die Altstadt zukommen und gegen die sich die Bewohner zu Recht auch in Bürgerinitiativen zur Wehr setzen. Es geht darum, dass wir Gefahr laufen, das zu schädigen, womit wir in der weiten Welt für Heidelberg werben. Wegen der Postkartenansicht, wozu auch die alte Stadthalle gehört – sie sollte übrigens einmal abgerissen werden, nur der Denkmalschutz hat sie gerettet –, kommen jährlich Millionen von Menschen in unsere Stadt. Es ist kaum anzunehmen, dass durch den geplanten Anbau an die Stadthalle – wie groß er auch sein und wie er auch aussehen mag – die Postkartenansicht von Heidelberg an Charme gewinnt. Die Altstadt ist kein Museum und darf zweifelsohne keines werden. Das würde nicht zur „Wohlfühlstadt“ passen, ein Begriff, der zunächst und zuallererst den Bewohnern zugedacht ist.
Die Altstadt darf sich gegenüber der Moderne nicht abschotten. Aber dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass wir ein Erbe zu bewahren haben, das uns in der Welt so bekannt und beliebt gemacht hat.