Stadt & Leute
Geschichte nicht länger im Dunkeln
Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung: Stiftungsgeschichte jetzt als Buch erschienen
Der Abschlussbericht über die Stiftungsgeschichte der Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung ist jetzt in der Buchreihe der Stadt Heidelberg beim Verlag Regionalkultur unter dem Titel: „Die Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst 1919 bis 1955 – Heidelberger Mäzenatentum im Schatten des Dritten Reiches“ erschienen. Damit ist er nun der gesamten Öffentlichkeit zugänglich.
Die Buchvorstellung erfolgte am vergangenen Mittwoch im Rathaus mit dem Autor des Buches Prof. Dr. Frank Engehausen, dem Vorsitzenden des Stiftungskuratoriums Dr. Jobst Wellensiek, dem Rektor der Universität Heidelberg Prof. Dr. Bernhard Eitel, Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner, Bürgermeister Dr. Joachim Gerner als Kuratoriumsmitglied, dem Geschäftsführer des Verlags Regionalkultur Reiner Schmidt sowie Dr. Peter Blum, Leiter des Stadtarchivs und Herausgeber der Buchreihe.
Ende 2005 hatten das Kuratorium der Portheim-Stiftung und das Rektorat der Universität Heidelberg den Historiker Prof. Dr. Frank Engehausen mit der Aufarbeitung der Stiftungsgeschichte beauftragt. Nach anderthalbjähriger Forschungsarbeit legte Engehausen im September 2007 seinen Abschlussbericht vor, in dem er die Aktivitäten der Portheim-Stiftung von ihrer Gründung 1919 bis in das Jahr 1955 umfassend darstellt.
Die Stiftung wurde 1919 von dem jüdischen Privatgelehrten Prof. Dr. Victor Goldschmidt und seiner Ehefrau Leontine gegründet. Stiftungszweck war die Förderung von Wissenschaft und Kunst. 1921 erwarb Goldschmidt das Palais Weimar, das in der Folge seine Sammlungen aufnahm. Es bildete damit den Gründungsbestand des noch heute dort existierenden Völkerkundemuseums sowie den Sitz von Stiftung und Museum. In den Folgejahren machte das Ehepaar wiederholt erhebliche Zustiftungen. Bis zum zweiten Weltkrieg unterhielt die Stiftung zusätzlich zum Museum eine Reihe von Forschungseinrichtungen.
1933 starb Goldschmidt und seine Witwe übernahm an seiner Stelle den Kuratoriumsvorsitz. Doch wegen ihrer jüdischen Herkunft war sie vermehrt Schikanen ausgesetzt, so dass sie unter dem Druck des wachsenden Antisemitismus 1935 den Kuratoriumsvorsitz niederlegte.
Nach dem Rücktritt Leontine Goldschmidts verlor die Stiftung zunehmend ihre Autonomie, das eigenständige wissenschaftliche Profil der Stiftung verblasste zusehends. So befand sich seit 1935 die Leitung der Stiftung – entgegen dem ausdrücklichen Willen Goldschmidts, der immer ihre Autonomie betont hatte – in den Händen von Universitätsangehörigen. Bis 1941 erfolgten zahlreiche Verkäufe und Schenkungen von der Stiftung an die Universität. Insbesondere die Schenkungen bezeichnet Engehausen in seinen Ausführungen heute als zumindest „anstößig“. Einen Teil dieser Schenkungen, darunter eine wertvolle spätmittelalterliche Handschrift sowie eine größere Zahl von Inkunabeln und alten Drucken, hat die Universität im letzten Jahr offiziell an die Portheim-Stiftung zurückgegeben.
„Ich bin froh, dass es gemeinsam mit dem Kuratorium und der Universität gelungen ist, die Stiftungsgeschichte wissenschaftlich aufzuarbeiten. Ich bedanke mich bei allen Beteiligten, allen voran bei Prof. Dr. Frank Engehausen für seine akribische Arbeit. Die Geschichte der Portheim-Stiftung liegt nicht länger im Dunkeln, Fakten ersetzen nunmehr Vermutungen“, so Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner.
Die Geschichte der Portheim-Stiftung (ISBN-Nummer 978-3-89735-531-6) ist im Buchhandel für 22,80 Euro erhältlich.