Thema der Woche

Fit fürs Leben

Schulsozialarbeit an der Robert-Koch-Förderschule

Rituale und Regeln sind wichtig. Jeden Mittwoch kommen Kinder aus den Klassen 1 bis 4 der Robert-Koch-Förderschule zu einer gemeinsamen, meditativen Runde zusammen. Letzte Woche sangen sie ein Winterlied und Arsim und Erdinc spielten eine kleine Szene nach von zwei verfeindeten Jungs, die sich näher kommen.

Schüler der Robert-Koch-Schule beim Rollenspiel
Erdinc (l.) und Arsim spielen zwei verfeindete Jungen, die sich näher kommen. (Foto: Stadt Heidelberg)

Es folgt ein gemeinsames Frühstück zum Hungerstillen und Regelnlernen: Jeder sitzt ruhig am Tisch, man unterhält sich leise, keiner geht hinaus, bevor alle mit Essen fertig sind. Auch das gehört zu den lebenspraktischen Übungen, um die Kinder „fit fürs Leben zu machen“, wie es Sozialarbeiter Uwe Drautz ausdrückt.

Er arbeitet eine Hälfte seiner Zeit in der Robert-Koch-, die andere Hälfte in der Käthe-Kollwitz-Schule, ebenfalls eine Förderschule. 165 Kinder mit besonderem Förderbedarf lernen hier. Die sozialpädagogische Betreuung ist auf die verschiedenen Altersstufen zugeschnitten: die meditative Runde mit den Kleinen am Mittwoch Vormittag, Kleingruppen mit Freizeitaktivitäten ab der 5. Klasse am Nachmittag, regelmäßiger Praxistag in einem Betrieb ab der 7. Klasse. Immer dienen diese Angebote auch dazu, Qualifikationen auszubilden. Gerade Förderschüler müssten Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Engagement entwickeln, um im Wettbewerb um Ausbildungsplätze überhaupt eine Chance zu haben, sagt Uwe Drautz.

Dass sie nicht chancenlos sind, zeigt die Kooperation der Schule mit einer Gebäudereinigungsfirma. (Nicht nur) dort können Schüler/innen Praktika absolvieren und wer den Hauptschulabschluss schafft, hat Chancen auf eine Lehrstelle. 17 Jugendliche mach(t)en hier ihre Ausbildung. Die Firmeninhaber verzichten auf einen Teil der Arbeitszeit, damit die Jugendlichen drei Stunden täglich Förderunterricht erhalten können.

Für „sehr sinnvoll“ hält Uwe Drautz Schulsozialarbeit und die Chance, sie individuell auf die jeweilige Schule zuzuschneiden. Erforderlich sei auch eine enge Zusammenarbeit mit der Schulleitung, den Lehrer/innen und den Eltern: Über individuelle Probleme eines Kindes oder Spannungen in einer Klasse berichten ihm Lehrer/innen, Eltern erzählen von häuslichen Problemen: Auf der Basis dieser Rückmeldungen führt er Gespräche mit Einzelnen oder ganzen Klassen. „Kinder haben es verdient, ein Mehr an Leistung zu bringen“, begründet er sein Engagement an der Förderschule, das übrigens schon lange vor der Einführung der Schulsozialarbeit in Heidelberg begann. (neu)