Kultur

„Mein Herz schlägt grün“

Dorothea Paschen zu Gast bei Michael Buselmeiers „Erlebte Geschichte – erzählt“

Die Schauspielerin und Kommunalpolitikerin Dorothea Paschen war am vergangenen Sonntag in der Stadtbücherei Gesprächspartner von Michael Buselmeier bei „Erlebte Geschichte – erzählt“. Auf sehr unterhaltsame Weise sprachen sie über Kunst, Politik und Privates.

Dorothea Paschen (Foto: Rothe)
Dorothea Paschen (Foto: Rothe)

Zu Beginn stellte Michael Buselmeier fest, dass er Dorothea Paschen („erschreckenderweise“) schon seit 50 Jahren kennt: Gemeinsam nahmen sie in den 50er-Jahren Schauspielunterricht im „Studio Haller“ in der Erwin-Rohde-Straße. Für Dorothea Paschen – die zunächst Tänzerin werden wollte – war dies der enthusiastische Beginn ihrer Theaterkarriere, bei der es sie faszinierte, „jemand anderes zu sein.“ Gleichzeitig war die Schauspielerei aber auch „Ausbruch“ aus dem ungeliebten Internat, wegen dem sie 1956 nach Heidelberg gekommen war.

Heimat ihrer Familie ist Pforzheim, geboren wurde Paschen aber 1939 in München, ihre Kindheit verbrachte sie in Garmisch-Partenkirchen – bedingt durch den Zweiten Weltkrieg. Von diesem bekam sie in der Geborgenheit der bayerischen Alpen kaum etwas mit und erlebte „eine wunderbare Kindheit“.

1953 kehrte die Familie nach Pforzheim zurück, bald kam Paschen nach Heidelberg, das sie nach ihrer Bühnenreife für weitere Engagements zunächst wieder verließ. Die Heirat 1964 und in der Folge die Geburt ihrer drei Kinder banden sie jedoch wieder an Heidelberg und bewirkten auch einen Karriereknick, was sie aber nicht schmerzt: „Sicher wären mehr Engagements schön gewesen. Aber das Glück einer eigenen Familie kann durch nichts aufgewogen werden!“

Zumal sie sich keineswegs auf ihre Rolle als Mutter beschränkte. In der Region blieb sie weiter als Schauspielerin aktiv, etwa mit Gastrollen am Städtischen Theater und am Zimmertheater, eigene Inszenierungen folgten. Und schließlich entdeckte sie das politische Leben für sich: Aufgrund der Diskussion um die Stationierung der Pershing-Raketen in Deutschland schloss sie sich 1980 der Heidelberger Friedensgruppe an, später auch den Grünen, mit denen sie 1984 in den Gemeinderat einzog. 15 Jahre blieb sie Stadträtin, teils auch als Fraktionsvorsitzende.

1998 trat sie für ihre Partei bei den OB-Wahlen an, allerdings „mit einem mehr als enttäuschenden Ergebnis. Ich wurde aus den eigenen Reihen zu wenig unterstützt.“ Im Jahr darauf fand sie daher „den richtigen Zeitpunkt für den Abgang“. Das Interesse an ihrer politischen Heimat hat sie jedoch nicht verloren („mein Herz schlägt grün!“), den aktuellen Zwist zwischen den Grünen und der GAL sieht sie mit großer Sorge. Und selbst einem politischen Comeback scheint sie nicht abgeneigt zu sein – „wenn mein Rat gesucht wird...!“ (rey)