Stimmen aus dem Gemeinderat
GAL-GRÜNE
Susanne Bock
„Compassion“: Mitgefühl, Mitleid
Auch wenn es vielen zu mühsam, langwierig und zu kostspielig erscheinen mag, vorbeugende Maßnahmen, d.h. Investitionen und neue Ansätze im sozial-, familien-, jugend- und bildungspolitischen Bereich sind ein probates Mittel, Jugendgewalt zu reduzieren. (In seinem Artikel warnte mein Fraktionskollege M. Kilic zu Recht letzte Woche davor, dem Problem Jugendgewalt zu einseitig und undifferenziert zu begegnen).
Ein Ansatz (von vielen) kann sein, Jugendliche im Rahmen eines Praktikums dazu zu bringen, mehr soziale Sensibilität zu entwickeln: Kenntnisse über soziale Arbeitsbereiche und Aufgaben erweitern, Solidarität auch mit Schwächeren lernen, die eigenen Grenzen erkennen und Engagement auch über „den eigenen Tellerrand hinweg“ zeigen. Das Projekt „Soziales Lernen“ oder auch „Compassion“ ist seit einigen Jahren bereits Teil des Lehrplans an sechs Heidelberger Schulen. In der 11. Klasse absolvieren die Schüler ein zweiwöchiges Praktikum in einer sozialen Einrichtung, um den direkten Umgang mit Behinderung, Armut, Krankheit, Obdachlosigkeit, Alter u.ä. zu erleben. Zitat einer Schülerin: „Für mich war es eine gute Erfahrung, weil ich Menschen helfen konnte und auch über mich Neues erfahren habe.“
Seit einiger Zeit gibt es dazu eine von der Stadt unterstützte ehrenamtliche Koordinierungsstelle, die mit Fr.v. Schubert engagiert und kenntnisreich besetzt ist: Sie leistet Überzeugungsarbeit, damit an noch mehr Schulen das Projekt eingeführt wird; sie „akquiriert“ Praktikumsplätze bei sozialen Einrichtungen; sie organisiert den Gedanken-, Erfahrungs- und Kenntnisaustausch an den Schulen untereinander, sie leistet Öffentlichkeitsarbeit. Bis jetzt sind die Praktika allerdings nur für die 11. Klassen angedacht. Es muss aber auch möglich werden, allen heranwachsenden Schüler/innen, also gerade auch Neunt- und Zehntklässlern – trotz voller Lehrpläne – diese Erfahrungen zugänglich zu machen. Das geht, wenn alle potenziell Beteiligten – Lehrer/innen, Eltern, Schulamt, Schüler/innen, Stadt, soziale Einrichtungen – sich diesem Projekt gemeinsam gegenüber öffnen!