Thema der Woche
Der Weg für die Bahnstadt ist frei!
Entwicklungsgesellschaft Heidelberg kauft 60 Hektar Bahnstadt-Flächen von Aurelis – Gemeinderat beschließt einstimmig Entwicklungsmaßnahme
Am vergangenen Mittwoch beschloss der Heidelberger Gemeinderat, die Entwicklung des künftigen Stadtteils Bahnstadt mithilfe des Instruments „Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme“ durchzuführen. Den Satzungsbeschluss, der nach umfangreichen Vorberatungen in den Ausschüssen einstimmig ausfiel, bezeichnete Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner als „ein wichtiges Signal, das von Heidelberg ausgeht“.
Auf rund 115 Hektar stillgelegten Bahnflächen südwestlich des Hauptbahnhofs sollen 2.500 Wohnungen und 7.000 Arbeitsplätze entstehen. Ein zentrales Element ist die Realisierung eines „Campus II“ mit Forschungseinrichtungen und wissenschaftsnaher Produktion.
Zuvor hatte die Entwicklungsgesellschaft Heidelberg (EGH) – ein Konsortium aus der Sparkasse Heidelberg, der LBBW Immobilien GmbH sowie der Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz Heidelberg (GGH) – sechzig Hektar ehemaliger Bahnflächen für rund 45 Millionen Euro von dem Immobilienunternehmen Aurelis erworben. Der Kaufvertrag gilt vorbehaltlich einer Einigung zwischen dem Konsortium und der Stadt Heidelberg über einen städtebaulichen Vertrag, die bis zum 11. April erzielt werden soll.
Fünfzehn Hektar, die nicht zur Bebauung vorgesehen sind (sogenannte „Zulaufflächen“ und Kleingärten), erwarb die Stadt Heidelberg für 4,5 Millionen Euro. Rund zwanzig Hektar werden derzeit noch von den amerikanischen Streitkräften genutzt, weitere zwanzig Hektar befinden sich in Privatbesitz von über dreißig Eigentümern.
Startschuss für 60 Hektar
„Mit der Bahnstadt haben wir eine Riesenchance, das Problem des mangelnden Wohnraums in Heidelberg zu lösen“, unterstrich Erster Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg bei der Pressekonferenz, die sich an die notarielle Beurkundung des Kaufvertrages anschloss. Nun kann die EGH rund sechzig Hektar und damit die größte zusammenhängende Fläche in der Bahnstadt in die Entwicklung bringen. Diese zentrale Entwicklungsfläche umfasst den ehemaligen Güter- und Rangierbahnhof südwestlich des Hauptbahnhofs.
Dieter Ullsperger, Geschäftsführer von Aurelis: „Heute verzeichnen wir einen echten Meilenstein im Projekt.“ 2001 war das Projekt zwischen Aurelis und der Stadt Heidelberg mit der Durchführung eines städtebaulichen Wettbewerbs gestartet. 2003 verabschiedete der Gemeinderat einen städtebaulichen Rahmenplan.
Die Verhandlungen über eine städtebauliche Rahmenvereinbarung, die die Kostenverteilung für Erschließung und Grünflächengestaltung vorsieht, gerieten 2005 ins Stocken. Im Dezember 2005 unterbreitete Aurelis auf Wunsch der Stadt erstmals ein Angebot zum Erwerb der gesamten Aurelis-Fläche. Im Herbst 2006 fanden auf Wunsch der Stadt erste Gespräche zwischen Aurelis mit der damaligen LEG Baden-Württemberg mbH, jetzt LBBW Immobilien GmbH, statt. Unter Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner wurden diese Gespräche weitergeführt. Am 20. Dezember letzten Jahres machte der Gemeinderat den Weg für die weitere Entwicklung der Bahnstadt frei und traf mit großer Mehrheit die Entscheidung, dass das Konsortium aus der Sparkasse Heidelberg, der LBBW Immobilien und der GGH die Bahnstadt entwickeln solle.
Alice Bühren, Regionalleiterin bei Aurelis: „Wir haben in der Vergangenheit bereits dafür gesorgt, dass die Mietersituation auf der Fläche geklärt ist. Parallel hat die Deutsche Bahn AG den Rückbau und die partielle Verlagerung der bahnbetrieblichen Anlagen durchgeführt. Wir wissen, dass der Markt in Heidelberg dringend auf diese Flächen wartet. Der Weg ist frei für eine zügige Entwicklung.“
„Mit dem Erwerb unseres Anteils an der Aurelis-Fläche setzen wir uns bewusst für die Erschließung eines Baugebiets ein, das preiswertes Wohnen für Familien und eine adäquate soziale Infrastruktur ermöglicht“, ergänzt Helmut Schleweis, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Heidelberg.
Durchgrünter Stadtteil
Die Entwicklung des neuen Stadtteils soll Freiräume und eine Bebauung für mehrere Generationen und unterschiedliche Nutzungsansprüche schaffen. Auf dieser Basis soll ein durchgrünter, klimatisch ausgeglichener Stadtteil mit einer vielfältigen, lebendigen Nutzungsmischung aus Wissenschaftseinrichtungen, Gewerbe und Wohnraum entstehen. Diese ausgewogene Verbindung aus Bautypologien und Wohnformen soll um eine ökologische Energieversorgung und ein ebenso ökologisch wie wirtschaftlich sinnvolles Entwässerungskonzept ergänzt werden.
Baubeginn im Jahr 2009
An der Eppelheimer Straße ist ein Fachmarktzentrum geplant und an der Promenade ein Wohngebiet. Die Stadt Heidelberg arbeitet derzeit intensiv daran, das erforderliche Baurecht zu schaffen. Die Bebauungsplanverfahren „Zollhofgarten“ und „Fachmarktzentrum“ befinden sich derzeit in der Vorentwurfsphase, die mit der Durchführung der frühzeitigen Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung endet. Im Anschluss wird auf der Grundlage der dabei gewonnenen Erkenntnisse der Bebauungsplan-Entwurf erarbeitet und in die gemeinderätlichen Gremien eingebracht.
Mit den Erschließungsarbeiten soll im September dieses Jahres begonnen werden, der Baubeginn ist bereits für das Frühjahr 2009 geplant. (rie)