Verkehr

„Verkehrsprobleme sehen für jeden anders aus“

STADTBLATT-Gespräch mit dem Leiter des Amtes für Verkehrsmanagement Alexander Thewalt

Alexander Thewalt ist seit November Leiter des neuen Amtes für Verkehrsmanagement der Stadt Heidelberg. Redakteur Dr. Bert-Olaf Rieck sprach mit dem vierzigjährigen Diplom-Ingenieur, der zuletzt in Leipzig tätig war. Persönlich nutzt der Verkehrsplaner gern das Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel, verriet er dem STADTBLATT.

Alexander Thewalt (Foto: Stadt Heidelberg)
Alexander Thewalt (Foto: Stadt Heidelberg)

STADTBLATT: Herr Thewalt, Sie sind in den USA geboren, haben in Stuttgart studiert, in Leipzig und Dessau gearbeitet und sicher zahlreiche andere Orte durch die Brille des Verkehrsplaners betrachtet: Hat Heidelberg größere Verkehrsprobleme als vergleichbare Städte?

Thewalt: Heidelberg hat sicher keine größeren Verkehrsprobleme als vergleichbare Städte. Das beginnt schon mit der Frage, was ist ein Verkehrsproblem? Verkehrsprobleme sehen in den Augen eines jeden Verkehrsteilnehmers anders aus. Für den einen sind es fehlende Parkplätze, für den anderen ist es die Straßenbahn, die zu spät kommt, für den dritten ein langer Rückstau an der Ampel, für den vierten sind es Fußgänger, die die Straße wild überqueren, für den fünften Radfahrer ohne Licht... Es gibt unendlich viele Verkehrsprobleme in jeder Stadt. Wenn man will, ist jede Stadt eine Katastrophe. Wenn man anders will, ist jede Stadt ganz gut organisiert.

STADTBLATT: Im Amt für Verkehrsmanagement sind jetzt alle Verkehrsexperten der Stadt vereint. Welche Chancen bietet das?

Thewalt: Sehr große, weil wir vom Gemeindevollzugsdienst, der täglich auf den Straßen unterwegs ist und den Verkehr beobachtet, bis hin zu den Leuten der Straßenverkehrstechnik, von der konzeptionellen Planung bis zu Vorentwürfen von Verkehrsanlagen alles unter einem Dach machen. Wir können uns also gegenseitig in einem Amt abstimmen.

STADTBLATT: Welche Projekte stehen ganz oben auf Ihrer Liste?

Thewalt: Die Prioritäten setzen natürlich nicht wir, die setzt die Politik. Wir sollen uns intensiv um die Straßenverkehrstechnik kümmern, also das, was gemeinhin mit „grüne Welle“ bezeichnet wird. Kurzfristig steht die verbesserte Anbindung des Neuenheimer Feldes von Westen auf dem Programm. Mittel- bis langfristig sehe ich eine große Chance und Aufgabe durch den Neckarufertunnel, an den man verkehrlich viel dranhängen kann. Der Bismarckplatz ist ein Thema und damit das Netz des öffentlichen Nahverkehrs insgesamt.

STADTBLATT: Ein paar Worte zur „grünen Welle“?

Thewalt: So, wie man es oft liest oder hört, ist der Begriff falsch benutzt. „Grüne Wellen“ kann es nur zu bestimmten Zeiten für bestimmte Hauptverkehrsrichtungen geben. Wenn die eine Richtung morgens klar die Hauptlast trägt, brauche ich da die „grüne Welle“. Abends muss es dann die andere Richtung sein. Und wenn sich zwei oder mehrere solcher starken Ströme treffen, muss entschieden werden, welcher Strom bevorzugt wird.

STADTBLATT: Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Heidelberg in zehn Jahren, was hat sich entscheidend geändert?

Thewalt: Der Neckarufertunnel ist gebaut. Wir haben einen verbesserten öffentlichen Nahverkehr und wahrscheinlich fährt die Straßenbahn ins Neuenheimer Feld.

STADTBLATT:...und Busse und Bahnen sind immer pünktlich?

Thewalt: Da würde ich ganz provokant sagen, das ist gar nicht wichtig, weil sie dann so häufig fahren, dass es egal ist, ob sie eine Minute früher oder später kommen. In zehn Jahren haben wir einen viel dichteren Takt, das wäre meine Idealvorstellung.