Stadt & Leute
Braucht Neuenheim einen Bürgersaal?
Intensive Diskussion über die zukünftige Gestaltung des Marktplatzes und den Standort des Spielplatzes
Etwa 300 Bürgerinnen und Bürger kamen zur Diskussion über den geplanten Bürgersaal Neuenheim, zu der Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner am vergangenen Donnerstag in die Mönchhofschule eingeladen hatte – ganz überwiegend Kritiker des Projekts.
Eine Bürgerinitiative hatte in kurzer Zeit fast 1.400 Unterschriften gegen eine Verlegung des Spielplatzes am Neuenheimer Marktplatz gesammelt, die für den Bau des Bürgersaals nach den Plänen des Karlsruher Architekten Christoph Klinkott erforderlich werden würde.
Solch massiver Widerstand aus dem Stadtteil kam überraschend. Neuenheim sollte, wie anderen Stadtteile zuvor, eine vom Stadtteilverein verwaltete Bürgerbegegnungsstätte zuteil werden. Als im Februar der Realisierungswettbewerb für einen Bürgersaal an der Stelle des alten Feuerwehrhauses entschieden wurde, war die Jury unter dem Vorsitz des Heidelberger Architekten Hannes Hübner einstimmig der Meinung, mit dem Klinkott-Entwurf eine gute Wahl getroffen zu haben. Stadtteilvereinsvorsitzender und Jury-Mitglied Jürgen Stähle zeigte sich zufrieden: „Ich werde mit dem Entwurf sehr gut leben können, von innen und von außen.“ Auch als die eingereichten Entwürfe vom 22. bis zum 25. Februar in der Mönchhofschule ausgestellt waren, blieben kritische Stimmen aus.
Die jetzt artikulierte Kritik am umfasst ein breites Spektrum. Manche halten einen Bürgersaal für gänzlich unnötig: „Mir wäre es am liebsten, wenn der Feuerwehrschuppen weg wäre und dafür eine freie Fläche entstünde“, so ein Bürger. Detailliert listet die „Initiative Neuenheimer Marktplatz“ auf, wo Säle ähnlicher Größe heute bereits bestehen: beim Ruderclub HRK, im Seniorenzentrum, in der St.-Raphael-Gemeinde und in der Johannesgemeinde.
Andere möchten den Bürgersaal verkleinern, mehr nach Norden verschieben oder stoßen sich an der modernen Formensprache des Klinkott-Entwurfs. Erinnert wurde in diesem Zusammenhang an das „Aquarium“, den Anbau der Tiefburgschule, der Architekturpreise gewann, doch bei vielen Handschuhsheimern nicht beliebt ist.
Dreh- und Angelpunkt der Kritik aber ist der Spielplatz, derzeit in einer „einmalig geschützten Lage“ (Dr. Ernst Baader, Leiter des Landschafts- und Forstamtes). Der Entwurf sieht vor, ihn an die Lutherstraße zu verlegen. Ob er dabei größer oder kleiner wird, ist eine Frage der Betrachtungsweise, ob man nur die eigentliche Spielfläche oder auch die angrenzende Bewegungsfläche mit einrechnet. „Wenn der Spielplatz verlegt wird, müssen die Mütter ihre Kinder wieder mit Argusaugen beobachten“, befürchtet die Kinderbeauftragte Wibke Bluny, auch wenn Dr. Baader versichert: „Wir sind in der Lage, einen sicheren Platz herzustellen.“
Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner, der bereits zuvor signalisiert hatte, die städtische Planung mit den Wünschen der Neuenheimer harmonisieren zu wollen, resümierte: „Erstens: Der Spielplatz hat eine besondere Bedeutung, seine geschützte Lage und Größe müssen erhalten bleiben. Zweitens: Die Gesamtsituation muss nochmals angegangen werden, auch eine Verschiebung des Bürgersaals nach Norden und die Verkehrsberuhigung der Lutherstraße sind in Erwägung zu ziehen. Drittens: Ein Überdenken der Architektur.“ Dafür gab es am Ende dann doch noch viel Beifall.
Jetzt sind die Neuenheimer gefragt, ihre konkreten Anregungen in die Planung einzubringen. So hatte der Bezirksbeirat am 13. November bereits Gelegenheit, seine Vorschläge für die Gestaltung des Marktplatzes und die Raumnutzung eines Bürgersaals zu formulieren. (rie)