Stadt & Leute
Innovationsspiel: „Jugend denkt Zukunft“
Eine Woche lang haben 26 Schülerinnen und Schüler bei der Stadtverwaltung an Konzepten für eine neue Arbeits- und Familienwelt gefeilt
Mit einer fünftägigen Jugendkonferenz im Rahmen des bundesweiten Projektes „Jugend denkt Zukunft“ hat die Stadt Heidelberg letzte Woche ihre Aktionen zum „Europäischen Jahr der Chancengleichheit für alle“ fortgesetzt. 26 Schülerinnen und Schüler der IGH hatten bei einem Planspiel in der Stadtverwaltung Heidelberg die Gelegenheit, eine Arbeits- und Familienwelt zu erfinden, in der die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für alle funktioniert.
Die 15- bis 17-jährigen Jugendlichen beschäftigten sich im Lauf dieser Woche mit Fragen wie: Welche gesellschaftlichen Trends und Rahmenbedingungen werden die Arbeitswelt und den Lebensalltag der Zukunft bestimmen? Wie können dabei Frauen und Männer gleichermaßen die vielfältigen Herausforderungen eines erfüllten Berufs- und Familienlebens miteinander vereinbaren?
„Noch dominiert häufig die Einstellung, dass Vereinbarkeit im Grunde Privatangelegenheit sei. Schlechte Voraussetzung für ein gelingendes Familienleben, berufliche Leistungsfähigkeit, wirtschaftlichen Erfolg und Chancengleichheit. Deshalb wollten wir die Kreativität von Jugendlichen zu diesen Fragen herausfordern und ihnen die Chance geben, sich frühzeitig mit diesem Thema zu befassen“, so Dörthe Domzig, Leiterin des Amtes für Chancengleichheit und Initiatorin des Projektes bei der Stadt.
Während der fünf Tage entwickelten die Schülerinnen und Schüler neue Konzepte für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sie setzten sich mit globalen Entwicklungen auseinander, lernten gesellschaftliche und politische Trends kennen (wie demographischer Wandel, Rollenveränderungen im Geschlechterverhältnis, Mobilitäts- und Flexibilitätsanforderungen im Erwerbsleben) und erlebten die Stadtverwaltung von innen heraus.
Auf dieser Grundlage entwickelten sie visionäre Ideen für die Vereinbarkeit der Arbeits- und Familienwelt der Zukunft und konkretisierten ihre Vorstellungen schließlich in einem Planspiel. Am letzten Tag präsentierten die Jugendlichen ihre Ergebnisse vor Vertretern aus Stadtverwaltung, Politik, Universität, Schulen und der Presse.
Interessante Ideen entwickelten die Jugendlichen: So sind zukünftig in der „Family Firma“ neben den Arbeitsplätzen der Eltern auch Kindergärten, Schulen und ein Seniorenclub integriert. Hier machen die berufstätigen Eltern, Großeltern und Kinder gemeinsame Mittagspausen, die Großeltern geben Nachhilfe und einmal im Monat findet ein „Familiy Day“ statt, an dem alle zusammen etwas unternehmen.
Mit der neuen Kindertagesstätte „24.seven“ für Kinder von 0 bis 14 Jahren soll es die Möglichkeit geben, Kinder im Notfall 24 Stunden zu betreuen. „Bis zu zwei Nächten hintereinander können die Kinder bleiben, länger nicht. Wir sind ja schließlich kein Kinderhotel“, so einer der ‚Gründer‘ bei der Präsentation. Eine dritte Idee war „Feel Connect“, ein Armband mit feinen Sensoren für Kinder und Eltern, mit dem Eltern, egal wie weit weg sie gerade von ihrem Kind sind, genau spüren, wie es ihrem Sprössling geht.
Alle Beteiligten zeigten sich am Ende gleichermaßen begeistert von der Woche: die Erwachsenen von der Kreativität und dem Arbeitseifer der Schüler, die Schüler von der Stadtverwaltung, die sie sich vorher „viel verstaubter“ vorgestellt hatten.
Moderatorin Liselotte Kühn hat die Jugendlichen die ganze Woche lang begleitet und ist sich sicher: „Die haben wahnsinnig viel gelernt. Nicht nur zum Thema Vereinbarkeit, sondern auch zu diskutieren, strukturieren und präsentieren.“
Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner war ebenfalls beeindruckt von dem Engagement der Jugendlichen und versicherte: „Unser Ziel ist es, eine der familienfreundlichsten Städte Deutschlands zu werden. Dafür tun wir alles, was wir können“.
Das Planspiel „Jugend denkt Zukunft“ begleiteten eine Lehrkraft der IGH, Mitarbeiter/innen verschiedener Ämter der Stadtverwaltung sowie die Moderatorin des Beratungsunternehmens IFOK. (ck)