Kultur
Das „wahre Leben“ im Blick
2. Fotofestival Mannheim – Ludwigshafen - Heidelberg – vom 22. September bis 21. Oktober
Auf das „wahre Leben“, das schöne, aber auch grausame Seiten hat, lenkt das 2. Fotofestival den Blick in der Metropolregion Rhein-Neckar. Unter dem Titel „Reality Crossings“ präsentieren rund 80 Künstler aus über 30 Ländern in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen ihre Werke.
Heidelberg ist in diesem Jahr zum ersten Mal dabei. Ausgestellt wird im Kurpfälzischen Museum, im Heidelberger Kunstverein, in der Sammlung Prinzhorn und in der Halle 02. Alle Ausstellungen spielen mit der Wahrnehmung von Wirklichkeit. Zusammen genommen ergibt sich dadurch eine Überschneidung von verschiedenen Realitäten „Reality Crossings“.
„Wir leben in einer Zeit, die mehr Biss verlangt. Das Publikum will wieder wissen, mit welcher Haltung ein Künstler an die Verfertigung seiner Werke geht“, erläutert Festivalkurator Christoph Tannert sein Konzept. Der Geschäftsführer des Künstlerhauses Bethanien in Berlin will eine Ausstellung schaffen, die emotional anspricht, bewusst polarisiert und politische Themen aufgreift. Erstmals sind auch Videos und multimediale Installationen zum Fotofestival zugelassen.
Das Kurpfälzische Museum präsentiert Photogramme von Christian Schad (1894-1982). Unter dem Titel „Metamorphosen des Zufalls“ werden etwa 60 Arbeiten aus dem Spätwerk des Begründers der künstlerischen Arbeit mit Photogrammen (Schadografie) ausgestellt. Photogramme entstehen, indem Objekte direkt, ohne die Verwendung einer Kamera, vor lichtempfindlichen Materialien wie Film- oder Fotopapier belichtet werden.
Im benachbarten Heidelberger Kunstverein stellen insgesamt sieben Künstler aus. Durch das Zusammenspiel ihrer Werke wird hier das Ausstellungsmotto „Reality Crossings“ besonders deutlich. Die verschiedenen Blickpunkte auf die „Realität“ offenbaren die Vielschichtigkeit von Wirklichkeit. Individuelle Erfahrungen und Deutungen können sich überschneiden.
Die Sammlung Prinzhorn zeigt Fotos des „Outsider-Fotografen” Miroslav Tichý (*1926) in Verbindung mit einer Installation des Berliner Künstlers Via Lewandowsky (*1963). Tichý erkrankte psychisch, nachdem er als Gegner des kommunistischen Regimes mehrere Jahre in tschechischen Gefängnissen und Psychiatrien verbrachte. Auf der Straße lebend baute er sich aus Brillengläsern, Konservendosen, Pappe und Gummibändern Fotoapparate.
Ganz im Zeichen der neuen Medien stehen die in der Halle 02 gezeigten Beiträge. Am 21., 28. und 29. September und im Oktober werden Videos zu aktuellen, gesellschaftlich relevanten Themen gezeigt. Bildschleifen gegen die US-Kriegspolitik des britisch-italienischen Künstlerduos Heather und Patrick Burnett-Rose, eine Studie über Schönheit und Körperbeherrschung der deutschen Künstlerin Christine de la Garenne, Katastrophen-Szenarien des Schweizers Christoph Draeger und ein Schleierkampf-Video der in Berlin lebenden Türkin Nezaket Ekici werden auf die Leinwand geworfen.
Eröffnung des Festivals in Heidelberg:
22. September, um 17.30 Uhr: Sammlung Prinzhorn, Voßstraße 2, und um 19 Uhr: Kurpfälzisches Museum und Heidelberger Kunstverein, Hauptstraße 97. Weitere Informationen: www.fotofestival-ma-lu-hd.de (doh)