Stimmen aus dem Gemeinderat

SPD

Dr. Karin Werner-Jensen

Gegen verkaufsoffenen Sonntag

Gemeinderätin Dr. Karin Werner-Jensen
Gemeinderätin Dr. Karin Werner-Jensen

In diesen Tagen hat die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen, die Evangelische und die Katholische Kirche in Heidelberg, in dem Brief „Die Ruhe bewahren – Initiative für den Sonntag“ alle Heidelberger Bürger/innen aufgerufen, „gegen jeglichen verkaufsoffenen Sonntag in unserer Stadt“ durch Unterschrift mit eigenem Namen einzutreten. Stattdessen schlagen die Kirchen vor, gemeinsame Aktionen durchzuführen, was Kirchen und Einzelhandel nützen würde, und wie ich finde, nur zu begrüßen ist. Die Gemeinderäte, die über die Öffnungszeiten entscheiden, werden besonders angesprochen und um Stellungnahme gebeten. Ich freue mich, dass es diese religionsübergreifende Initiative der Kirchen gibt und unterstütze den Wunsch, die Läden am Sonntag generell geschlossen zu halten, intensiv und in aller Öffentlichkeit, und dies, seitdem ich Mitglied des Gemeinderates bin. Gewiss, die Bürger/innen sollen einkaufen, der Einzelhandel soll verdienen können. Beides ist bei den langen Öffnungszeiten auch gut möglich: In der Innenstadt öffnen manche Geschäfte morgens schon um 6 Uhr, andere um 10 Uhr, die meisten schließen erst um 19/20 Uhr. Auch samstags kann man das Erlebnis „Einkauf“ durchgehend bis zum späten Nachmittag oder auch abends 20 Uhr genießen. Zur Erinnerung: Es ist noch nicht so lange her, dass die Geschäfte Mittagspausen hielten, abends um 18.30 Uhr und samstags gegen 13 Uhr geschlossen wurde. Aus welchem Grunde geht der Einzelhandel zugrunde, wenn nicht auch noch sonntags geöffnet ist? Die Menschen können doch nicht mehr Geld ausgeben, als sie verdienen! Einen Tag in der Woche „zu ruhen“, im Kreise der Familie und mit Freunden zusammen zu verbringen, mit den Kindern zu spielen, miteinander zu reden - was zwischen Lebenspartnern, die aus beruflichen Gründen heutzutage oft in der Woche getrennt leben müssen, nur gut tut - Zeit füreinander zu haben, zu lesen, spazieren zu gehen, oder vielleicht auch in der Kirche Ruhe, Besinnung und Kraft für die kommende Woche zu finden – das alles sind nicht altmodische Werte, sondern auch in heutiger Zeit Kraftquellen. Auch den im Einzelhandel Tätigen, in aller Regel Frauen, die ohnehin noch einen Haushalt zu führen haben, und oft samstags arbeiten müssen, wünsche ich ein wenig Ruhe am Wochenende. „Fun“ bedeutet nicht nur, in der Stadt herumzulaufen und nach Schnäppchen zu jagen! Wenn wir wollen, dass sich unsere Kinder auch sinnvoll selbst beschäftigen, dann müssen wir sie dazu anleiten und ihnen Vorbild sein.