Verkehr

ÖPNV künftig zentral gesteuert

Neues Betriebsleitsystem lässt RNV weiter zusammenwachsen – Ab 2008 eine zentrale Leitstelle in Mannheim

Im Jahr 2008 beginnt ein neuer Abschnitt für den öffentlichen Nahverkehr in der Metropolregion Rhein-Neckar. Dann nimmt die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) ihr neues Rechnergesteuertes Betriebsleitsystem (RBL) in Betrieb, mit dem künftig alle Busse und Straßenbahnen in der Region von einer zentralen Leitstelle in Mannheim gesteuert und überwacht werden.

Anzeigetafeln, wie sie heute schon am Hauptbahnhof stehen, wird die RNV auch auf dem Bismarckplatz installieren. (Foto: Rothe)
Anzeigetafeln, wie sie heute schon am Hauptbahnhof stehen, wird die RNV auch auf dem Bismarckplatz installieren. (Foto: Rothe)

Bislang werden die rund 350 Stadtbahnen, Straßenbahnen und Busse der RNV von drei Leitstellen in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen sowie durch fünf Stellwerke für das Schienennetz gesteuert. Unterschiedliche technische Systeme in den Leitstellen, Funknetzen und Fahrzeugen erschweren dabei eine effektive Abwicklung des öffentlichen Nahverkehrs in der Region.

Deshalb haben die Gesellschafter der RNV bereits bei der Gründung des Unternehmens im Jahr 2005 beschlossen, eine gemeinsame neue Leitstelle für den ÖPNV in der Metropolregion zu bauen. Die Investition in Höhe von rund acht Millionen Euro wird aus Eigenmitteln der RNV – also ohne öffentliche Zuschüsse – finanziert. Systemlieferant ist nach einer Ausschreibung die Firma Siemens VDO Automotive mit Sitz in Neuhausen (Schweiz).

„Herzstück“ des neuen Betriebsleitsystems ist ein Zentralrechner mit Standort auf dem RNV-Betriebshof in der Mannheimer Möhlstraße. Ausgestattet mit modernen Monitoren, überwachen dort die Mitarbeiter der Leitstelle künftig das gesamte Netz der RNV. Die Kommunikation zwischen der Leitstelle und den Fahrzeugen erfolgt durch ein digitales Funknetz, das zurzeit in der Region aufgebaut wird.

Bis zum Ende dieses Jahres wird die neue Leitstelle schrittweise in Betrieb genommen. Die Mitarbeiter werden auf die neue Technik geschult, die Fahrplan-Daten in das neue System überspielt. Zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2007 soll die neue RBL dann in den Probebetrieb gehen, Ende März 2008 der Regelbetrieb beginnen.

Bereits im Juni dieses Jahres haben die Mitarbeiter der RNV-Werkstatt damit begonnen, auch die Fahrzeuge mit der neuen Technik auszurüsten. Die ersten 20 „Muster-Fahrzeuge“ sollen noch in diesem Sommer ihren Probebetrieb aufnehmen, bis zum Herbst werden weitere 70 folgen. Bis zum Frühjahr 2008 sollen auch die restlichen rund 250 Busse und Bahnen mit der RBL-Technik ausgestattet sein.

„Man kann sich die neue Leitstelle im Kern als einen elektronischen Stadtplan der Metropolregion vorstellen“, erläutert der Technische Geschäftsführer der RNV, Günther Quaß. „Der wichtigste Vorteil ist, dass wir den Standort von jedem Fahrzeug in Echtzeit sehen. Die Mitarbeiter können also jederzeit in den Fahrbetrieb eingreifen und damit zum Beispiel Anschlüsse sicherstellen oder zusätzliche Fahrzeuge einsetzen.“

Auch die Bahn- und Busfahrer der RNV profitieren von der neuen Technik: Sie sehen die Anschlüsse ihrer Linie künftig auf einem Display im Fahrerstand. Dadurch werden sie von Nachfragen per Sprechfunk entlastet und können sich ganz auf ihre Arbeit konzentrieren.

Eine größere Pünktlichkeit, sichere Anschlüsse und bessere Informationen – das sind die wichtigsten Vorteile, die sich die Kunden der RNV von der Arbeit der neuen Leitstelle versprechen können. Denn mit der Einführung des Systems werden nicht nur die Ansagen in den Fahrzeugen modernisiert. An den wichtigsten Haltestellen in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg werden schrittweise auch „dynamische Fahrgastanzeigen“ aufgebaut. Dort erfährt der Kunde dann, wann der nächste Bus oder die nächste Bahn auch wirklich kommt – und nicht nur, wann er nach Fahrplan kommen sollte. (rnv)